Ahrensburg. Kunden sind noch überwiegend jung und ÖPNV-affin. Zahl der monatlichen Fahrten steigt von rund 1100 auf gut 3900.

Nach der Entscheidung der Ahrensburger Stadtverordneten, den Testbetrieb mit dem Fahrdienst Ioki bis Ende 2024 zu verlängern, wollen die Verantwortlichen den Shuttleservice bekannter machen und auch ältere Nutzer dafür begeistern. „Wir möchten weitere Gruppen erreichen und noch besser erläutern, wie man mit Ioki fahren kann“, sagte Finn Blunck, Mobilitätsmanager im Rathaus, im jüngsten Bau- und Planungsausschuss. „Bis jetzt sind die Kunden überwiegend jung und ÖPNV-affin“, ergänzte Klimaschutzmanager Roman Immoor.

Auch wenn die Zahl der täglichen Fahrten und Passagiere im Vorjahr kontinuierlich gestiegen ist, sehen die Experten bei der Akzeptanz der weißen Elektroautos noch Luft nach oben. „Erstaunlicherweise bekommen wir von außen mehr positive Rückmeldungen als aus der Stadt selbst“, sagte Blunck. So sei dem Projekt „Glanz-Charakter“ bescheinigt worden.

Angebot ist für den Deutschen Verkehrswendepreis nominiert

Das On-Demand-Shuttle-Angebot Ioki Hamburg, das auch die Bereiche Ahrensburg und Brunsbek/Lütjensee/Trittau betreut, ist außerdem für den Deutschen Verkehrswendepreis des Vereins Allianz pro Schiene nominiert worden. Die Verleihung ist im Frühjahr. Die Digitalisierung („Big Data“) führe dazu, dass das Angebot in Echtzeit an die Nachfrage angepasst werde, so Blunck. Er sei überzeugt, „dass autonomes Fahren den Preis um 60 Prozent drückt“.

Die Zahl der monatlichen Fahrten ist im Vorjahr von 1125 im Januar auf 3904 im Dezember gestiegen. Parallel erhöhte sich die Zahl der Passagiere von täglich 42 auf 141. Allerdings schnellte die Zahl der Fahrtanfragen noch stärker empor: von knapp 3200 im Januar auf mehr als 15.500 im Dezember. Die Folge sind viele Absagen: Konnten im April 45,5 Prozent der Kundenanfragen von den fünf Ioki-Fahrzeugen erledigt werden, so waren es im Dezember gerade noch 25,1 Prozent.

Wer ein HVV-Ticket hat, zahlt für die Fahrt nur einen Euro

Kunden können Ioki per App oder Telefon buchen. Wer ein Ticket des Hamburger Verkehrs-Verbunds (HVV) hat, zahlt nur einen Euro, um sich zum Beispiel von zu Hause zum Bahnhof oder umgekehrt bringen zu lassen. Für alle anderen kostet die Kurzstrecke 2,80 und der Nahbereich 3,40 Euro. Die Stadt lässt sich den Testlauf über drei Jahre, der knapp drei Millionen Euro erfordert, rund 1,2 Millionen Euro kosten. Der Bund steuert eine Förderung von 960.000 Euro bei.

Umfragen hätten gezeigt, dass es in erster Linie drei Dinge sind, die Ahrensburger vom Ioki-Betrieb abhalten, so Mobilitätsmanager Blunck: Die Registrierung ist vor allem älteren Bürgern ohne Smartphone zu aufwendig, mit Bargeld kann nicht bezahlt werden („Das wird sich auch nicht ändern lassen“), und wegen der Corona-Pandemie sind nur drei von sechs Sitzplätzen zu nutzen.

Schere zwischen Anfragen und Fahrten geht auseinander

Dass aktuell pro Fahrt im Schnitt sogar nur 1,2 Passagiere im Auto sitzen sei ebenso unbefriedigend wie die Tatsache, dass die Schere zwischen Anfragen und Fahrten immer weiter auseinandergehe, meinte Hartmut Bade (FDP). „Wenn das so bleibt, ist das eine teure Geldverbrennungsanlage“, sagte er. Selbst im bisher besten Monat Dezember wurde jede Tour rechnerisch mit 16 Euro bezuschusst, davon rund neun Euro von der Stadt und sieben Euro vom Bund.

„Die entscheidende Frage ist am Ende, was es die Stadt kosten wird, das Projekt umzusetzen“, sagte Burkhart Bertram (CDU). „Ioki kann ein Vorteil werden, noch ist er es nicht“, meinte Stefan Gertz (Grüne). Das Problem sei die Verfügbarkeit. In seinem Stadtviertel, dem Hagen, führen viele lieber selbst mit dem Auto ins Zentrum, um nicht lange auf einen freien Shuttle warten zu müssen.

Wenn Radfahrer umsteigen, gibt es sogar mehr Verkehrsbelastung

„Ich bin ein Fan davon, aber es gibt beispielsweise keine Verlässlichkeit, pünktlich zum Bahnhof zu kommen“, sagte Detlef Steuer (Wählergemeinschaft WAB). Und wenn Radfahrer bei schlechtem Wetter auf Ioki umsteigen, gebe es sogar mehr statt weniger Verkehrsbelastung. Sein Fazit: „Wir sollten uns das auch nicht schönrechnen.“