Großhansdorf. Das Fachkrankenhaus mauert eine Zeitkapsel ein. Bettenhaus für 211 Patienten und Funktionstrakt sollen Ende 2025 fertig sein.

Eine Zwei-Euro-Münze, eine FFP2-Maske, eine kleine Tube Wärmecreme, die aktuelle Stormarn-Ausgabe vom Hamburger Abendblatt und ein Blumen-Samentütchen mit der Aufschrift „Wachse mit uns“, das zur Feier des Tages auch alle Mitarbeiter bekamen: Diese bunte Mischung steckten Susanne Quante und Prof. Klaus Rabe, Geschäftsführer der LungenClinic Großhansdorf, bei der Grundsteinlegung für den Neubau in die Zeitkapsel aus Kupfer. Rund 90 Millionen Euro kostet das Hightech-Krankenhaus, das bei laufendem Betrieb neben dem alten Bettenhaus – wegen seiner markanten zehn Stockwerke als „Turm“ bekannt – entsteht.

Mit 80,4 Millionen Euro übernimmt das Land den Löwenanteil. „Die LungenClinic ist für Schleswig-Holstein eine fundamental wichtige Einrichtung“, sagte Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU), die aus Kiel angereist war. Das Fachkrankenhaus stehe nicht nur für eine qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten, sondern auch für international anerkannte Forschungsprojekte. „In der Corona-Pandemie haben die Mitarbeiter mit ihrer Expertise wesentlich dazu beigetragen, dass wir einigermaßen gut durchgekommen sind“, so die Ministerin.

Neubau der LungenClinic ist Basis für Medizin auf Hochleistungsniveau

Sichtlich glücklich begrüßten die Geschäftsführer Susanne Quante (kaufmännisch) und Prof. Klaus Rabe (Ärztlicher Direktor) die Gäste auf der frisch gegossenen Bodenplatte des künftigen Funktionstraktes. „Das ist ein freudiger Tag in wirklich schwierigen Zeiten“, sagte Rabe. Er dankte allen, die sich in den vergangenen Jahren „mit Schulter, Händen oder Kopf“ für das Projekt stark gemacht hätten.

Landesgesundheitsministerin Kerstin von der Decken (Mitte, CDU) mit den Klinik-Geschäftsführern Susanne Quante und Prof. Klaus Rabe. 
Landesgesundheitsministerin Kerstin von der Decken (Mitte, CDU) mit den Klinik-Geschäftsführern Susanne Quante und Prof. Klaus Rabe.  © Harald Klix | Harald Klix

„Wir müssen danach streben, Natur, Gebäude und Menschen in einer höheren Einheit zusammenzubringen“, zitierte Rabe den Architekten Le Corbusier. Für ihn gehe das mit dem Neubau in Erfüllung. Er sei die Basis für eine Medizin auf Hochleistungsniveau. „Ich habe das Vorrecht, täglich aus dem achten Stock auf diese aufgeräumte, wunderbare Baustelle blicken zu dürfen“, sagte Rabe.

Architekt Markus Kasper vom beauftragten Büro Henke+Partner erinnerte an den Beginn. „Am Anfang sprachen wahrscheinlich nur die beiden Geschäftsführer über ihre Idee, und dann beschäftigten sich nach und nach immer mehr damit“, sagte er. „Und wenn die neue Klinik steht, werden Hunderte Menschen einen Bezug zum Bau haben.“

Die Bauarbeiten liegen trotz Corona und Lieferengpässen im Zeitplan

Tatsächlich stand das Vorhaben schon Anfang 2018 im Investitionsplan des Ministeriums. Damals war die LungenClinic auch noch Teil des Hamburger Krankenhausplans, mittlerweile ist Schleswig-Holstein allein zuständig.

„Trotz aller Widrigkeiten liegen wir noch gut im Zeitplan“, sagte Klaus Rabe. Bisher haben Lieferengpässe und Handwerkermangel offenbar einen Bogen um die Großhansdorfer Großbaustelle gemacht. Ende 2025 sollen die Arbeiten pünktlich zum 125-jährigen Bestehen der einstigen Tuberkulose-Heilanstalt beendet sein. Nach dem Umzug in das neue Bettenhaus, das mit fünf Geschossen nur halb so hoch ist wie das mehr als 60 Jahre alte Gebäude, wird Letzteres von oben nach unten abgerissen. Nur die beiden unteren Etagen bleiben stehen.

Neues Gebäude hat mehr Betten, verbraucht aber weniger Energie

Die Zahl der Planbetten steigt von aktuell 179 auf 211. Die Intensivstation wird von 20 auf 28 Plätze vergrößert. Eine Isolationsstation kann bis zu 24 Erkrankte aufnehmen. Außerdem sind 15 Palliativ- und zehn Planbetten für pneumologische Frührehabilitation vorgesehen.

Der Neubau soll mindestens 30 Prozent weniger Energie verbrauchen, als es bisher der Fall ist. Das Unternehmen Wolff & Müller baut nach eigenen Angaben seit mehr als einem Jahrzehnt CO2-neutral, indem es ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien nutzt.

Jährlich versorgen die etwa 450 Mitarbeiter rund 12.000 Patienten mit Lungen- und Atemwegserkrankungen. Davon werden gut 6500 stationär aufgenommen. ,Das Haus ist von der Deutschen Krebsgesellschaft als Lungenkrebszentrum zertifiziert, landesweit einziges Weaningzentrum nach der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) sowie einziges in ganz Norddeutschland zertifiziertes Exzellenzzentrum für Thoraxchirurgie durch die Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT). Außerdem ist die LungenClinic ein Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) und nimmt damit eine führende Rolle in der Erforschung und Anwendung neuester medizinischer Erkenntnisse ein.