Siek. Neu gegründeter Zweckverband der Gemeinden Siek, Brunsbek und Hoisdorf betreibt vom 1. Januar an den Friedhof. Kosten: 520.000 Euro.

Es ist ein Trend, den Anja Botta, Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Siek, seit längerer Zeit beobachtet: „Die Friedhofskultur verändert sich“, sagt sie. Waren früher meist Erdbestattungen, also die Beisetzung eines menschlichen Leichnams, die Norm, entscheiden sich heutzutage immer mehr Menschen für eine Feuerbestattung, bei der die Asche des Verstorbenen in einer Urne beigesetzt wird. Familiengräber oder Doppelgräber mit großen Grabsteinen und aufwendiger Bepflanzung findet man mittlerweile seltener auf Friedhöfen als noch vor einigen Jahrzehnten.

Friedhofskultur ädert sich, weil die Menschen mobiler sind

„Das liegt unter anderem an einer größeren Mobilität der Menschen“, so Botta. „Sie sind weniger stark mit ihrer Heimat verwurzelt, ziehen für ihren Job in Großstädte oder gar ans andere Ende der Welt.“ Dass Familien über Generationen hinweg in kleinen Gemeinden ansässig sind, sei heute weniger üblich als früher.

Wenn in Siek Menschen sterben, die Kinder aber zum Beispiel in München leben, entscheiden sie sich, so die Pastorin, eher für eine Feuerbestattung. „Denn Urnengräber sind nicht nur günstiger, sondern auch pflegeleichter“, sagt Botta. Daher seien sie eine gute Alternative für Hinterbliebene, die nicht so oft vor Ort sind, aber trotzdem einen Ort zum Trauen aufsuchen möchten.

Folge: Die Kommunen machen durch ihre Friedhöfe Verluste

Doch: Für die Gemeinden, die für die Friedhöfe zuständig sind, hat die sich ändernde Friedhofskultur finanzielle Folgen. „Die Einnahmen sinken bei gleichbleibenden Fixkosten“, sagt Olaf Beber, ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Brunsbek. Denn Urnengräber sind kostengünstiger als Sarggrabstätten. Laut Friedhofsgebührensatzung für den Friedhof Siek kostet eine Sarggrabstätte 71,50 Euro im Jahr, ein Urnengrab für zwei Urnen hingegen nur 64,50 Euro.

Freuen sich über den erfolgreichen Verkauf (v. l.): Anja Botta (Pastorin), Susanne Kühl (Leitende Verwaltungsbeamtin in Siek), Olaf Beber (Bürgermeister in Brunsbek), Dieter Schippmann (Bürgermeister in Hoisdorf) und Andreas Bitzer (Bürgermeister in Siek). 
Freuen sich über den erfolgreichen Verkauf (v. l.): Anja Botta (Pastorin), Susanne Kühl (Leitende Verwaltungsbeamtin in Siek), Olaf Beber (Bürgermeister in Brunsbek), Dieter Schippmann (Bürgermeister in Hoisdorf) und Andreas Bitzer (Bürgermeister in Siek).  © Juliane Minow

„Dass sich die Friedhofskultur ändert, bedeutet für die Gemeinden auch, dass finanziell Defizite eingefahren werden“, so Beber. Die Höhe schwanke von Jahr zu Jahr stark: manchmal werde kaum ein Minus gemacht, manchmal eines im fünfstelligen Bereich. Diese Entwicklung hat die Bürgermeister der Gemeinden Siek, Hoisdorf und Brunsbek die zum Kirchenspiel Siek gehören, veranlasst eine folgerichtige Entscheidung zu treffen: Ab dem 1. Januar wird der Friedhof nicht mehr von der Kirchengemeinde Siek, sondern vom neu gegründeten Zweckverband Friedhof Siek betrieben. Der Zweckverband besteht aus den Gemeinden Brunsbek, Hoisdorf und Siek. Verwaltet wird der Friedhof künftig von der Amtsverwaltung Siek.

Gemeinde Siek hat der Kirchengemeinde das Grundstück abgekauft

„Die Gemeinde Siek hat der Kichengemeinde das Grundstück abgekauft und wird es künftig an den Zweckverband verpachten“, sagt Sieks Bürgermeister Andreas Bitzer. Denn: „Die Kommunen sind ohnehin dafür zuständig, die Defizite, die der Friedhof einfährt, auszugleichen“, so Bitzer. Das sei auch in der Vergangenheit so geschehen.

Doch: „Durch den Trägerwechsel liegt der Friedhof nun auch offiziell in unserer Hand und wir können zum Beispiel über die Gebührensatzung entscheiden.“ Dass sei wichtig, um gut zu haushalten. Bitzer: „Die Gebühren dürfen nicht zu hoch sein, da die Menschen sonst vielleicht entscheiden, zu einem anderen Friedhof zu gehen.“ Dadurch würde das Defizit noch größer werden.

Gekostet hat der Friedhof insgesamt 520.000 Euro

Gekostet hat der Friedhof die Gemeinde Siek insgesamt 520.000 Euro. Ein Gutachter des Kreises Stormarn hat den Wert geschätzt. „Dieser wurde dann auch der Verkaufspreis“, sagt Bitzer. Auf 360.000 Euro wurde der Wert des Grundstücks geschätzt. Inklusive der Immobilie, Wege, Bepflanzung und mehr ergab sich der Gesamtwert. Momentan gibt es auf dem 24.000 Quadratmeter großen Friedhof 2772 Grabstätten, von denen 1860 belegt sind. Die noch leeren wurden im Voraus, zum Beispiel bei einem Familiengrab, gekauft. Mit dem Verkauf ist Siek vielleicht sogar Vorreiter. Botta: „Der Notar hat gesagt, dass so ein Verkauf von Kirchengemeinde an Gemeinde bislang nicht oft vorgekommen ist.“

Das Geld geht an die Kirchengemeinde Siek, die bislang Träger des Friedhofs war. Doch: „Frei verfügen kann die Kirchengemeinde über das Geld nicht“, sagt Pastorin Anja Botta. Dem stehen kirchenrechtliche Dinge im Weg. „Da es sich um sogenanntes Pfarrland handelt, geht das Geld in einen über die Kirchengemeinde hinausgehenden Topf, aus dem unter anderem Ruhegehälter von Pastorinnen und Pastoren finanziert werden“, so Botta.

Übrigens: Dass sich Gebühren oder sonstige Gegebenheiten ändern, sei momentan nicht in Planung. „Für Bürgerinnen und Bürger ändert sich nichts, sondern hauptsächlich für uns als Verwaltung“, sagen die Bürgermeister. Einzig der Ansprechpartner für Angelegenheiten des Friedhofs wird künftig ein anderer. Dies ist ab dem 1. Januar das Amt Siek, Fachbereich 1, Regina Süßmann, Tel. 04107/8893172, E-Mail: friedhof@amtsiek.de.