Bad Oldesloe. Viele Mitarbeiter sind erkrankt, außerdem wird derzeit das System umgestellt. Das führt aktuell mitunter zu langen Wartezeiten.

Wer aktuell bei der Kfz-Zulassungsstelle des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe einen Termin vereinbaren möchte, der braucht einen langen Atem. Ein Blick in das Online-Buchungsportal auf der Internetseite des Kreises Stormarn zeigt: Die Auswahl ist begrenzt.

Stichprobe ergab nur einen einzigen möglichen Buchungstag

Eine Stichprobe ergab nur einen einzigen möglichen Buchungstag. Dieser lag zwar mit zwei Tagen im Voraus recht nah in der Zukunft. Doch von den 114 möglichen Zeitfenstern waren 84 ausgebucht und 30 mit der Kategorie Gelb „Nur noch wenige Termine vorhanden“ versehen. Die grüne Kategorie „Termine vorhanden“ tauchte gar nicht auf. Die noch buchbaren Termine lagen zwischen 11 und 16.20 Uhr. Sprich: Es waren nur Zeiten verfügbar, die für Arbeitnehmer oft schlecht bis gar nicht wahrnehmbar sind.

Dass es derzeit Engpässe in der Kfz-Zulassungsstelle gibt, bestätigt Kerstin Hauschild-Wegener, Leiterin des Fachdienstes Straßenverkehrsangelegenheiten, auf Nachfrage dieser Zeitung. „Wie in allen Bereichen mit Kundenverkehr ist zu dieser Jahreszeit eine hohe Zahl von krankheitsbedingten Ausfällen zu verzeichnen“, so Hauschild-Wegener. Die anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden, so die Fachdienstleiterin weiter, die bereits gebuchten Termine und Kundenanliegen auch außerhalb der Öffnungszeiten bearbeiten, um der Flut an Anträgen Herr zu werden.

Nicht nur Krankheit, auch eine Systemumstellung ist der Grund für die Engpässe

Das sei aber nicht der einzige Grund für die Engpässe: „Zurzeit kommt es wegen einer Fachverfahrensumstellung in der Zulassungsbehörde zu Einschränkungen“, so Hauschild-Wegener. Fachverfahren sind Computerprogramme, mit denen Behörden Prozesse wie Kfz-Angelegenheiten bearbeiten.

Dass die Umstellung ausgerechnet zur aktuellen Erkältungszeit passiert, trifft die ohnehin schon dünn besetzte Zulassungsstelle hart. „Im Zuge der Einführung eines neuen Fachverfahrens erfolgen Schulungen und Umstellungsarbeiten“, so die Fachdienstleiterin. Und das hat Folgen für die Kunden: „Bis das Fachverfahren ohne Komplikationen eingesetzt werden kann, ist die Zulassungsbehörde nur eingeschränkt erreichbar. Trotz eines Onlinetermins kann es auch zu längeren Wartezeiten kommen.“

Derzeit werden jeden Morgen neue Termine freigeschaltet

Doch dafür müssen Kunden erst einmal einen Termin ergattern. Weil sie Hinweise bekommen habe, dass genau dies derzeit schwierig ist, habe sie das Verfahren geändert. „Es werden zurzeit täglich morgens zwischen 7 und 8 Uhr neue Termine zusätzlich zu den stornierten Terminen anderer Kunden freigeschaltet, sodass sich die Möglichkeit der Terminbuchung entzerrt“, sagt Hauschild-Wegener. Wer also dringend einen Termin braucht, sollte am besten früh morgens einen Blick in das Buchungssystem werfen.

Damit der Betrieb in der Zulassungsbehörde möglichst reibungslos funktioniert, bittet die Fachdienstleiterin aber auch um Mithilfe aller Kunden, sei es doch auch wegen fehlender Unterlagen in der Vergangenheit zu Verzögerungen im Ablauf gekommen. Hauschild-Wegener: „Die Termine sind eng getaktet, um eine größtmögliche Anzahl an Kunden bedienen zu können. Im Interesse einer effizienten Bearbeitung wäre es wünschenswert, wenn sich die Kunden vorher über die erforderlichen Unterlagen auf der Homepage des Kreises informieren.“ Meist fehle das SEPA-Lastschriftmandat für die Kfz-Steuer.

Die Kfz-Zulassungsstelle arbeitet an ihrer Belastungsgrenze

Solche Verzögerungen seien ärgerlich, weil die Kfz-Zulassungsstelle ohnehin an ihrer Belastungsgrenze arbeite. „Täglich werden je nach Anzahl der Mitarbeitenden zwischen 200 und 400 Zulassungsvorgänge bearbeitet“, so Hauschild-Wegener. Doch das sei längst nicht alles: „Hinzu kommen die Verwaltungsverfahren aufgrund erloschenen Versicherungsschutzes, Fahrzeugmängeln, Nichtentrichtung der Kfz-Steuer, Überschreitung der Hauptuntersuchung, Fahrzeugveräußerungen, Änderung von Halterdaten, etwa Adressen oder Namen, Wohnsitzverlegung in einen anderen Zulassungsbezirk, Kauf zugelassener Fahrzeuge, Zuzugs in den Kreis Stormarn und Zwangsstilllegungen.“

Zusätzlich werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch vermeidbare Arbeit belastet, sagt Kerstin Hausschild-Wegener: „Derzeit erreichen die Verkehrsaufsicht täglich eine Vielzahl an E-Mails und bis zu 500 Anrufe zu sich oft wiederholenden Fragen. Viele Antworten, auch zu den benötigten Unterlagen, sind bereits auf der Internetseite des Kreises Stormarn www.kreis-stormarn.de zu finden.“ Was viele Stormarner möglicherweise nicht wissen: „Viele Vorgänge können auf dem Postweg erledigt werden. Die entsprechenden Anträge sind ebenfalls auf der Internetseite hinterlegt“, sagt die Fachdienstleiterin.

Um der Arbeit zu schaffen, sollen 2023 mehr Mitarbeiter eingestellt werden

Doch auch die Mithilfe der Bevölkerung hilft derzeit nur bedingt, die anfallenden Aufgaben zu bewältigen. Ein Grund dafür ist laut der Fachdienstleiterin auch, dass die Einwohnerzahl im Kreis Stormarn kontinuierlich wachse. Am 30. Juni 2022 wohnten 247.592 Menschen im Kreis. Ein Jahr zuvor waren es mit 244.931 noch rund 2600 weniger. Zehn Jahre zuvor, im Juni 2012, waren es sogar nur 231.651. Die steigenden Bevölkerungszahlen und das Mehr an Autos führen zu einem Mehraufwand in der Zulassungsstelle. Doch nicht nur das: Auch der von der Politik beschlossene Umtausch alter Führerscheine belastet das Amt. „Aufgrund der steigenden Einwohnerzahlen, des Pflichtumtausches der Führerscheine und des in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegenen Fahrzeugbestandes habe ich für 2023 zwei zusätzliche Stellen für die Zulassungsbehörde beantragt“, sagt die Fachdienstleiterin.