Ahrensburg. Neuer Zoff um Hallenbad in Ahrensburg droht. Verwaltung will nun doch Weiterbetrieb prüfen. CDU und Grüne halten an Abriss fest.
Überraschende Wendung in der Diskussion um den Neubau des Badlantic in Ahrensburg: Für die Sitzung des Hauptausschusses am Montag hat die Verwaltung eine Vorlage auf die Tagesordnung gesetzt, die eine radikale Abkehr von den bisherigen Planungen bedeuten würde: Anstelle eines zeitnahen Abrisses und Neubaus soll demnach zunächst geprüft werden, ob ein Weiterbetrieb des Hallenbades für fünf bis zehn Jahre mit kleineren Sanierungsmaßnahmen möglich ist.
Erst im Anschluss soll entschieden werden, ob das Badlantic entsprechend der bisherigen Beschlusslage einem Neubau weichen muss oder aber doch grundhaft saniert werden soll. Zudem soll der Betreiber, die Stadtwerke Ahrensburg, untersuchen, ob es „wirtschaftlichen Optimierungspotenziale“ gibt, um die Kosten für den Betrieb des in die Jahre gekommenen Hallenbades zu senken. Die Ergebnisse der Prüfung möchte die Verwaltung im ersten Quartal vorstellen.
Rahmenbedingungen haben sich laut Bürgermeister „vollkommen verändert“
Zur Begründung führt die Verwaltung eine drastisch gestiegene Kostenprognose an, zudem den geplanten Neubau des maroden Schulzentrums Am Heimgarten für rund 80 Millionen Euro, der einen Großteil der finanziellen und personellen Ressourcen auf absehbare Zeit binde. „Die Rahmenbedingungen haben sich vollkommen geändert“, sagt Bürgermeister Eckart Boege.
Der Grundsatzbeschluss für den Abriss und Neubau des Badlantics stamme aus dem Jahr 2017. „Vor einem Jahr war keinem von uns klar, welche Größenordnung an Belastung mit dem Schulzentrum auf uns zu kommen würde“, sagt der Verwaltungschef. Nun gelte es, realistisch zu planen. „Bislang konnten wir pro Jahr jeweils Projekte mit einem Volumen von etwa zehn Millionen Euro umsetzen“, sagt Boege. Das Badlantic parallel zum Schulzentrum neu zu bauen, sei „nicht ansatzweise zu schaffen“.
Kostenprognose für Neubau steigt von 13,5 auf bis zu 25 Millionen Euro
Nach Angaben aus dem Rathaus wird der Neubau des Hallenbades Stand heute mindestens 20 bis 25 Millionen Euro kosten. 2017 waren die Planer noch von 13,5 Millionen Euro ausgegangen. Die Entscheidung für den Neubau war damals gefallen, weil eine Prüfung ergeben hatte, dass eine Sanierung des in die Jahre gekommenen Bades aus dem Jahr 1983 deutlich teurer und weniger nachhaltig wäre. Zudem sei die Anlage energetisch ineffizient und überdimensioniert.
Das Badlantic fährt jährlich einen Verlust von rund zwei Millionen Euro ein, den die Stadt ausgleichen muss. Deshalb wollen die Politiker anstatt eines Freizeitbades eine kleinere Sportschwimmhalle errichten, die sich an den Bedarfen der Vereine orientieren soll. „Bisher ist nicht untersucht worden, welche Erhaltungsinvestitionen bei einem Weiterbetrieb für einige Jahre zu erwarten wären“, sagt Boege.
Externer Berater soll kurzfristig Einsparpotenziale im Betrieb prüfen
Grundlage der Entscheidung seien 2017 die geschätzten Kosten für eine Komplettsanierung gewesen, die notwendig wäre, um das Badlantic auf den modernen Stand der Technik zu bringen. „Perspektivisch werden wir um eine vollständige Sanierung oder einen Neubau nicht herumkommen, aber derzeit haben wir ein Hallenbad, das vollständig betriebsbereit ist“, sagt der Bürgermeister.
Es gehe darum, den Zeitraum sinnvoll zu überbrücken, um ein Zusammenfallen mit dem Großprojekt Schulzentrum zu vermeiden. „Ein Weiterbetrieb im Bestand ist grundsätzlich möglich, allerdings werden einige technische Komponenten aufgrund ihres Alters mittelfristig ausgetauscht werden müssen“, sagt Boege. Kurzfristig soll laut Vorlage zudem mithilfe eines externen Beraters geprüft werden, an welchen Stellen im Betrieb des Bades es Einsparmöglichkeiten gibt, etwa eine Einschränkung der Öffnungszeiten oder Anpassungen der Eintrittspreise.
SPD, FDP, WAB und Linke begrüßen den Vorschlag der Verwaltung
SPD, FDP, Wählergemeinschaft WAB und Linke begrüßen den Vorschlag. SPD-Fraktionschef Jochen Proske betont: „Ein Neubau ist, falls wir das beschließen, ja nicht vom Tisch, aber wir haben belastbare Zahlen für eine fundierte Entscheidung.“ Ähnlich sieht das Peter Egan (WAB). „Mit der damaligen Auskunft, dass ein Neubau am wirtschaftlichsten wäre, war die Entscheidung richtig, aber inzwischen sind wir durch das Schulzentrum erheblich unter Druck geraten“, sagt der Fraktionsvorsitzende.
Dem pflichtet Thomas Bellizzi von der FDP bei, sagt: „Das bisherige Vorgehen basierte auf Preisen und Fakten, die offenkundig inzwischen überholt sind.“ Der FDP-Fraktionsvorsitzende kritisiert aber auch die Verwaltung. „Das Dilemma, vor dem wir jetzt stehen, ist selbstverschuldet“, sagt er und erinnert daran, dass die Arbeiten für den Bau des neuen Hallenbades eigentlich längst laufen sollten. „Wir haben viel Zeit verloren. Wenn die Verwaltung zügig gearbeitet hätte, wäre der Neubau längst umgesetzt“, bemängelt Bellizzi.
CDU und Grüne wollen zeitnah einen Architekten-Wettbewerb ausloben
Erik Schrader, Fraktionschef der Linken, moniert, dass die jetzt vorgeschlagene Lösung offenbar bislang nicht genug diskutiert worden sei. „Das wundert uns schon, dass die Untersuchungen offenbar damals nicht so umfangreich waren, wie wir bisher dachten“, sagt er. Bestimmte Varianten seien zu früh ausgeschlossen worden. Doch auch wenn die vier Fraktionen dem Vorstoß der Verwaltung folgen wollen, ist eine Mehrheit für die neuen Pläne unwahrscheinlich. CDU und Grüne, die zusammen die Mehrheit in den Ahrensburger Gremien stellen, wollen an Abriss und Neubau festhalten.
Nicht nur das: Die beiden Fraktionen haben beantragt, „schnellstmöglich einen Architekten-Ideenwettbewerb“ für den Neubau auszuloben. „Die Baukosten werden steigen, je länger wir warten“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Detlef Levenhagen. Die technischen Anlagen des Bades seien „am Ende“. Deshalb wolle die CDU den Neubau „so schnell wie möglich“. Auch für die Grünen ist eine Sanierung laut Fraktionschefin Nadine Levenhagen nach wie vor „keine Alternative“. Sie sagt: „Gutachter haben deutlich gesagt, dass wir damit kein wirklich energieeffizientes Bad bekommen“ und ergänzt: „Wir wollen kein Geld in ein Gebäude stecken, das absehbar abgerissen wird.“
Hauptausschuss Mo 19.9., 19.30 Uhr, Museumsturnhalle der Stormarnschule, Waldstraße 14