Siek. Unternehmen möchte in Bültbek expandieren. Vor Bürgerentscheid am 25. September laden Befürworter und Gegner zu Infoveranstaltungen.

Eineinhalb Wochen vor dem Bürgerentscheid über die geplante Erweiterung des Gewerbegebiets Bültbek in Siek am Sonntag, 25. September, geht der Kampf um die Stimmen in der 2500-Einwohner-Gemeinde in die heiße Phase. Für die kommenden Tage planen sowohl die Befürworter als auch die Gegner des Projektes Informationsveranstaltungen, um die Bürger von ihren Argumenten zu überzeugen. Außerdem möchte Investor Denis Browne seine Pläne erstmals im Detail der Öffentlichkeit vorstellen.

Hintergrund der Debatte ist der Wunsch des Unternehmens ATG Autotechnik, seinen Standort im Gewerbegebiet Bültbek zu erweitern. Dies soll auf einer etwa vier Hektar großen Ackerfläche im Süden des Firmengeländes geschehen. Das Unternehmen mit rund 70 Mitarbeitern, das Gelenke und Wagenübergänge für Busse, Straßenbahnen und Züge herstellt und zu dessen Kunden Fahrzeughersteller wie Renault und MAN gehören, hat seine Verwaltung und ein zweites Werk seit 2016 nach Trittau ausgelagert, möchte künftig aber beide Standorte in Siek zusammenführen.

Investor plant neue Produktionsgebäude, Flächen für Start-ups und Museum

Die Ackerfläche hat der Unternehmer und frühere Geschäftsführer von ATG Autotechnik, Denis Browne, bereits erworben. Neben neuen Verwaltungs- und Produktionsgebäuden für die Firma, die inzwischen zur Hübner-Gruppe mit Sitz in Kassel gehört, möchte er auf dem Areal auch Raum für die Ansiedlung von Start-ups schaffen. Im östlichen Teil der Fläche will Browne ein Transportmuseum errichten, in dem die Entwicklungen und Produkte der Firma ATG sowie Fahrzeuge, Maschinen, Technik und Historie zum Thema Transport ausgestellt werden sollen. Zudem sollen ein Museumsshop sowie Gastronomie- und Veranstaltungsmöglichkeiten integriert werden.

Das Transportmuseum soll im östlichen Teil des Areals entstehen und Fahrzeuge, Maschinen und Historie zum Thema präsentieren.
Das Transportmuseum soll im östlichen Teil des Areals entstehen und Fahrzeuge, Maschinen und Historie zum Thema präsentieren. © Denis Browne | Denis Browne

Sieks Gemeindevertreter unterstützen die Pläne mit großer Mehrheit und haben im November 2021 mit zwölf Ja- bei nur einer Gegenstimme dafür votiert, das Verfahren für die notwendige Änderung des Bebauungsplans Nr. 8 einzuleiten. Bei einigen Siekern stieß das Vorhaben jedoch auf Widerstand. Angeführt von dem erst im März 2021 gegründeten Ortsverband der Grünen sammelten sie Unterschriften. Anfang April übergab die Initiative 259 Signaturen für ein Bürgerbegehren gegen die Erweiterung des Gewerbegebiets an das Amt Siek.

Unternehmer wirbt mit Internetseite und Fotomontagen für das Projekt

Weil die Gemeindevertreter Ende Juni dafür stimmten, dennoch an den Plänen festzuhalten, wurde ein Bürgerentscheid notwendig. Derzeit pausiert das Verfahren zur Ausarbeitung des neuen B-Plans deshalb. Investor Browne hatte sich in der Debatte bislang zurückgehalten. Nun geht der Unternehmer in die Offensive: Er hat mehrere Fotomontagen erstellen lassen, die das Projekt nach der Fertigstellung zeigen sollen, außerdem eine Internetseite geschaltet. Unter www.tm-siek.de informiert Browne über das Unternehmen ATG Autotechnik und die Neubaupläne.

Als wichtigsten Grund für den Wunsch nach einer Zusammenführung der beiden Unternehmensstandorte nennt Browne die Vermeidung unnötiger Transportwege. Die Aufteilung auf zwei Niederlassungen sei „weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll“, heißt es. Und weiter: „Der Transport zwischen Trittau und Siek belastet nicht nur unseren Geldbeutel, sondern auch die Umwelt und die Nerven der Anwohner.“ Bezogen auf das Transportmuseum spricht Browne von einem „langgehegten Traum“. Es solle „ein Treffpunkt für Sieker und ihre Gäste“ werden, verspricht der Unternehmer. Als Kompensation für die teilweise Versiegelung des Bodens werde er eine Ausgleichsfläche erwerben.

Gemeinde lädt für den 20. September zu einem Infoabend ein

Browne möchte sich am Dienstag, 20. September, ab 19 Uhr, auch den Fragen der Sieker Bürger stellen. Für diesen Abend lädt die Gemeinde zu einer Informationsveranstaltung in die Mehrzweckhalle (Hinterm Dorf 2 a) ein. „An diesem Abend wollen wir gemeinsam ins Gespräch kommen, um Sorgen und Ängste aufzunehmen“, sagt Sieks Bürgermeister Andreas Bitzer (CDU). Der Politiker spricht sich ebenso wie die Fraktionen von CDU, SPD und FDP sowie Micha Garber, fraktionsloser Gemeindevertreter der Wählergemeinschaft Siek/Meilsdorf (WSM), für das Projekt aus.

„Wir unterstützen die Planungen, die bereits vor zehn Jahren gestartet sind, und haben uns klar gegen den Bürgerentscheid positioniert“, sagt Bitzer. Um Unternehmen in der Gemeinde zu halten, müsse Siek ihnen eine Wachstumsperspektive bieten. „Es geht dabei neben der Verlässlichkeit gegenüber Sieker Betrieben insbesondere um den Erhalt von Steuereinnahmen“, argumentiert er.

Für die Gegner verfügt Siek bereits über ausreichend Gewerbeflächen

Projekte wie die Neubauten des Bauhofs, der Kita und der Feuerwache seien ohne die Einnahmen aus der Gewerbesteuer nicht möglich gewesen. Daneben ermögliche es die gute finanzielle Lage der Gemeinde, freiwillige Leistungen wie Zuschüsse an die örtlichen Sportvereine von rund 75.000 Euro im Jahr bereitzustellen.

ie Gegner des Projektes um den Grünen-Ortsvorsitzenden Sven Hansen (3. v. l.) stehen auf dem Acker, der bebaut werden soll.
ie Gegner des Projektes um den Grünen-Ortsvorsitzenden Sven Hansen (3. v. l.) stehen auf dem Acker, der bebaut werden soll. © HA | Filip Schwen

Die Gegner der Gewerbegebietserweiterung widersprechen dieser Darstellung „Die Gemeinde Siek ist dank der großen Gewerbegebiete mit einer Fläche von mehr 43 Hektar gut aufgestellt“, sagt der Grünen-Ortsvorsitzende Sven Hansen. Die bestehenden Gewerbegebiete könnten auch in Zukunft genug Steuern abwerfen, wenn sie intelligent entwickelt würden. Die Projekt-Gegner lehnen eine weitere Flächenversiegelung ab.

Die Initiative befürchtet befürchten mehr Verkehr im Ort

Zudem befürchtet das Bündnis negative Auswirkungen auf das Ortsbild durch bis zu zwölf Meter hohe Lagerhallen, die die Pläne vorsehen, und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen im Ort. „Das Gewerbegebiet Jacobsrade wurde seinerzeit auf der anderen Seite der Umgehungsstraße angelegt, um den Wirtschaftsverkehr aus Siek herauszuhalten“, sagt Hansen. Das Areal, das jetzt bebaut werden solle, sei eigentlich zur Aufforstung angedacht gewesen.

Für Sonntag, 18. September, plant die Initiative ebenfalls eine Informationsveranstaltung, um für ein Ja bei dem Bürgerentscheid zu werben. Bei einem etwa 45 Minuten langen Spaziergang rund um das betroffene Areal will das Bündnis Auswirkungen des Projektes aufzeigen. Treffpunkt ist um 10 Uhr auf dem Parkplatz des Edeka-Marktes (Hauptstraße 1 a).