Ahrensburg. Musiker und Künstler treten bei neuer Veranstaltungsreihe Kultur4Ort in den Quartieren auf. Stadt stellt dafür 30.000 Euro bereit.

Der Name ist Programm: Mit Kultur4Ort bringt die Stadt Ahrensburg ein neues Veranstaltungsformat auf den Weg. Die Kultur kommt zu den Menschen, in ihre Stadtteile, vor ihre Haustür. Niedrigschwellig und kostenfrei, als Booster für das Wiedererwachen des kulturellen und sozialen Lebens.

Tanja Eicher, Leiterin des Fachbereichs Bildung/Familie/Kultur, sagt: „Viele Menschen sind immer noch zurückhaltend. Wenn wir als Gesellschaft den Mehrwert, den Kultur für uns hat, verlieren, fehlen uns wichtige Impulse auch für das gesellschaftliche Zusammenleben.“ Kultur4Ort bringe die Bürger zusammen und führe sie an Kultur heran, mache spür- und erlebbar, was diese bedeute.

Stadt greift auf externe Unterstützung zurück

Auftakt der Reihe ist am Sonntag, 28. August, von 14 bis 18 Uhr. Am Sonnabend, 27. August, ist bereits ein kürzeres Balkonkonzert geplant mit einem Solokünstler oder einer Band, die am Folgetag auftritt. Sozusagen als Appetithappen, der Lust auf die Veranstaltung machen soll. Als ersten Spielort haben sich die Organisatoren die Friedrich-Hebbel-Straße im westlichen Teil Ahrensburgs ausgeguckt. Die Anwohner wurden mittels Handzetteln von dem Vorhaben in Kenntnis gesetzt. 25 Orte, verteilt über das gesamte Stadtgebiet, wurden auf ihr Potenzial als mögliche Veranstaltungsorte untersucht.

Entscheidend für die Auswahl waren Kriterien wie geeignete Infrastruktur, dezentrale Lage, einfacher Zugang und die Eignung zur Stärkung der Nachbarschaft und der Wahrnehmung des Stadtteils. Weil die Verwaltung keine personellen Kapazitäten für die Organisation eigener Veranstaltungen hat, verlässt sie sich hierfür auf die Expertise von Felizitas Schleifenbaum und ihrem Mitarbeiter Thomas Kleibeler vom Ahrensburger Veranstalter ft-management. Schleifenbaum ist als Organisatorin der Musiknacht Ahrensburg bestens in Künstlerkreisen vernetzt und war federführend beim Solidaritätskonzert für die Ukraine im März sowie beim Kultursommer in Stormarn 2021.

Insgesamt sind acht Veranstaltungen geplant

Thomas Kleibeler sagt: „Wir stellen fest, dass die Bereitschaft der Menschen, nach draußen zu gehen, größer geworden ist.“ Das mache sich das Open-Air-Format zunutze. „Wir gehen in die Quartiere und laden ganz Ahrensburg ein mitzumachen.“ Er hoffe, dass sich das neue Format etablieren werde. Weitere sieben Veranstaltungen sind geplant. Bei dem Projekt gehe es auch um Sichtbarkeit und Vernetzung der Kulturschaffenden. Musiker Fiete Felsch sagt: „Gerade in Ahrensburg, wo Kultur vorhanden, aber noch nicht so sichtbar ist, ist es eine tolle Sache, dass sich die Stadt als Kulturträger engagieren will.“

Kleibeler ergänzt: „Wir wissen, dass an vielen Stellen in Ahrensburg Talente schlummern.“ Die bislang nur im privaten Umfeld in Erscheinung getreten seien. „Gerade Künstler im semiprofessionellen Bereich fordern wir daher aktiv auf, sich zu beteiligen.“ Dazu ist die Stadt auch auf anderen Ebenen aktiv. Eicher berichtet von der offenen Ideenwerkstatt im Marstall, zu der 130 Organisationen und Kulturschaffende eingeladen worden waren. Die Beteiligung sei sehr gut gewesen, die Veranstaltung werde noch ausgewertet.

Format geht aus den Balkonkonzerten hervor

Kultur4Ort geht auf die Konzertreihe mit regionalen Musikern auf dem Balkon der Stadtbücherei Ahrensburg zurück, die deren Leiter Thomas Patzner im Winter 2020 initiiert hatte. Die Reihe bot Künstlern auch während der Corona-Maßnahmen eine Auftrittsmöglichkeit und den Ahrensburgern kostenlose Konzerte unter freiem Himmel.

Weil das bei allen Beteiligten gleichermaßen gut ankam, hatte die Fraktion der Grünen bei den Haushaltsberatungen im vergangenen Jahr den Antrag eingebracht, die Laufzeit der Balkonkonzerte zu verlängern. Christian Schubbert (Grüne), Vorsitzender des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses, sagt: „Daraus ist dann dieses schöne Konzept Kultur4Ort entstanden. Die Stadt hat dafür 30.000 Euro bereitgestellt.“ Das sei erstmals ein eigenständiger Veranstaltungsetat, der im Gegensatz zu dem für die 700-Jahr-Feier nicht anlassbezogen sei.

Stadt Ahrensburg wollte Kulturstellen streichen

„Wir haben keinen eigenen Kulturmanager in Ahrensburg“, so Schubbert weiter. Die beiden städtischen Kulturstellen seien vor Jahren sogar mit dem Vermerk „kw“ – kann wegfallen – versehen worden. Tanja Eicher erläutert, was das bedeutet: „Die jeweilige Stelle ist an die Person gekoppelt. Wenn diese die Verwaltung verlässt, fällt auch die Stelle weg.“

Dass der Kultur inzwischen ein höherer Stellenwert zugesprochen wird, lässt sich nicht nur an der neuen städtischen Kulturoffensive ablesen. Sondern auch daran, dass der Vermerk im letzten Jahr herausgestrichen worden ist und alle Fraktionen sich dabei einig waren.

Jeder kann mitmachen

Wer sich mit einem eigenen kulturellen Beitrag, mit Ideen oder unterstützend vor Ort einbringen will, kann sich per E-Mail an info@ft-management.de mit Felizitas Schleifenbaum oder mit Petra Haebenbrock-Sommer (petra.haebenbrock-sommer@ahrensburg.de) in Verbindung setzen.