Ahrensburg. 36 Einsatzkräfte wurden an Atemschutzgeräten ausgebildet. Neue Ausrüstung soll Einsätze erleichtern und sicherer machen.

Explosionen, Verpuffungen, Fettbrände: Um ein Feuer zu löschen, reicht es nicht aus, einen Schlauch halten zu können. Am Wochenende probte die Freiwillige Feuerwehr in Ahrensburg verschiedene Szenarien auf dem Gelände der Wache am Weinberg. 36 Kameraden trainierten den Einsatz unter Atemschutz in einem Feuercontainer.

Der kleinste Fehler kann schwerwiegende Folgen haben

300 bis 400 Einsätze fährt die Ahrensburger Wehr Jahr für Jahr. Von der Katze auf dem Baum über Türöffnungen bei einem medizinischen Notfall bis hin zu Autounfällen und Großbränden ist alles dabei. Das muss geübt werden, denn schon der kleinste Fehler bei einem Lösch- oder Rettungseinsatz kann schwerwiegende Folgen haben. „Das hier ist ein besonders wichtiger Teil der Ausbildung. Wir machen eine Fort- und Weiterbildung für sogenannte Atemschutzgeräteträger“, erklärt Tim Moormann, stellvertretender Ortswehrführer, der bei der Freiwilligen Feuerwehr in Ahrensburg unter anderem für die Ausbildung zuständig ist.

Denn nicht jeder Feuerwehrmann darf ohne weiteres unter Atemschutz arbeiten. Voraussetzung sind eine gesundheitliche Eignung und eine gewisse körperliche Fitness. Denn die Ausrüstung wiegt mehrere Kilo – zusätzlich zu der ohnehin schon schweren obligatorischen Schutzausrüstung. Außerdem müssen Feuerwehrleute eine 25-stündige Ausbildung mit anschließender Prüfung absolvieren. „Auch als freiwillige Feuerwehr müssen wir uns auf alles vorbereiten, was kommen könnte“, sagt Tim Moormann. Denn eine Berufswehr gibt es in Stormarn nicht. Oder wie Moormann sagt: „Nach uns kommt keiner mehr.“

Wer das Strahlrohr nicht richtig bedient, wird gekocht

Der stellvertretende Ahrensburger Ortswehrführer Tim Moormann (M.) zeigt Besuchern die Ausrüstung der Feuerwehrleute.
Der stellvertretende Ahrensburger Ortswehrführer Tim Moormann (M.) zeigt Besuchern die Ausrüstung der Feuerwehrleute. © Unbekannt | Finn Fischer

Löscheinsätze in Gebäuden werden laut dem stellvertretenden Ortswehrführer dank des vorbeugenden Brandschutzes immer seltener. Dennoch ist die „Realbrandausbildung“, die von den Mitgliedern der Feuerwehr in einem speziellen Übungscontainer absolviert wurde, wichtig. Bei einem Wohnungsbrand sind Einsatzkräfte mit Temperaturen von 200 bis 1200 Grad konfrontiert. Je nachdem, wie weit das Feuer fortgeschritten ist. Aus einem Liter Wasser entstehen rund 1700 Liter Wasserdampf. Wer das Strahlrohr nicht richtig bedienen kann und zu viel Wasser abgibt, wird auf der Stelle gekocht und kommt mit schweren Verbrennungen wieder raus.

„Die beste Schutzkleidung ist trotzdem nicht gut genug, um fehlerhafte Taktik oder falsches Verhalten zu kompensieren“, so Moormann. Er vergleicht die Geräteausbildung mit einer Führerscheinprüfung: „Da werden wir alle auch geschult, um schwere Fehler zu vermeiden.“

Teamarbeit erfordert Training und perfektes Timing

Je mehr Informationen über ein Feuer vorhanden sind, desto besser lässt es sich bekämpfen. Deswegen lernten die Einsatzkräfte auch den Umgang mit einer Wärmebildkamera. Denn bei einem Brand in Innenräumen sind die Flammen nur unter optimalen Bedingungen überhaupt zu sehen. Durch starke Rauchentwicklung liegt die Sicht oft bei Null-Sicht. Das heißt. Die Atemschutzkräfte sehen die Hand vor Augen nicht – geschweige denn das Strahlrohr. Jeder Handgriff muss sitzen, blind und in Teamarbeit. Moormann: „Wir gehen zusammen rein und zusammen wieder raus. Dafür ist es extrem wichtig, dass wir regelmäßig Übungen machen.“

Diese Regelmäßigkeit fehlte in den vergangenen beiden Jahren. Die Corona-Pandemie sorgte für erschwerte Bedingungen. Präsenzübungen mussten häufig ausfallen und durch Online-Schulungen lässt sich ein Brandgeschehen vielleicht theoretisch nachstellen und proben. Doch um wirklich auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, braucht es die Hitze seines echten Feuers.

Im Container lassen sich Brandsituationen simulieren

Simulation eines Sofabrandes: Im Übungscontainer lassen sich verschiedene Gefahrensituationen unter kontrollierten Bedingungen trainieren.
Simulation eines Sofabrandes: Im Übungscontainer lassen sich verschiedene Gefahrensituationen unter kontrollierten Bedingungen trainieren. © Unbekannt | Finn Fischer

Den Übungscontainer stellt ein Anbieter aus Osnabrück zur Verfügung. Er kostet pro Tag 3500 Euro. Es handelt sich dabei um einen Sattelauflieger mit verschiedenen Gasbrandstellen in einem Stahlcontainer, der einer Wohnung nachempfunden ist und mit dem sich verschiedene Brandsituationen simulieren lassen.

Was bei der Übung gemacht wird, erklärt Ausbilder Volker Johanns. „Zum einen gehe es darum, ein Gefühl für die Situation zu bekommen mit der Hitze, der eingeschränkten Sicht und der schweren Ausrüstung. Zum anderen nutzen wir den Container auch, um Atemschutznotfälle unter Realbedingungen zu trainieren.“ Das heißt: Eine Person fällt um und muss von den anderen gerettet werden. „Der Container bietet die Möglichkeit, verschiedene Situationen unter kontrollierten Bedingungen zu üben“, sagt Johanns. Und das ohne die Gefahren eines echten Einsatzes.

Die Feuerwehr hatte zum Ausbildungstag alle politischen Fraktionen eingeladen. „Es ist für uns extrem wichtig, dass wir eine gute Unterstützung von der Verwaltung und der Politik bekommen“, sagt Gemeindewehrführer Niels Pirck. Denn gerade beschafft die Ahrensburger Wehr eine bessere Atemschutzausrüstung für 300.000 Euro. Außerdem steht der Austausch der Schutzkleidung an: Helles Ocker statt Dunkelblau, weil auf der hellen Kleidung die teils krebserregenden Verschmutzungen besser zu sehen sind.