Bad Oldesloe. Neuer WAS-Chef Ulf Hahn will bei der Entwicklung von Gewerbeflächen auf Nachhaltigkeit setzen. Firmen sollen mehr unterstützt werden.
Die Entwicklung neuer Gewerbeflächen soll weiterhin der Schwerpunkt bleiben, künftig will sich die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) aber auch stärker in anderen Themenfeldern engagieren. Dafür möchte Ulf Hahn sorgen, der vor wenigen Tagen die Geschäftsführung übernommen hat. „Es reizt mich, im wirtschaftlich stärksten Kreis Schleswig-Holsteins arbeiten zu können“, sagt der 49-Jährige, der zuvor knapp sieben Jahre lang die Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Kreis Herzogtum Lauenburg (WFL) geleitet hat.
Er wolle den Wirtschaftsstandort Stormarn zukunftsorientiert weiterentwickeln, die WAS als kompetenten Ansprechpartner für alle Fragen der Wirtschaft etablieren und zusätzliche Angebote für die Unternehmen im Kreis einführen, sagt Hahn.
Vertrag mit Detlev Hinselmann wurde nicht verlängert
Für die WAS endet damit eine dreieinhalbmonatige Übergangsphase. Der Vertrag mit Vorgänger Detlev Hinselmann war nach fünfjähriger Tätigkeit nicht verlängert worden und am 31. März ausgelaufen. Ulf Hahn steht zwar bereits seit Dezember 2020 als Nachfolger fest, wollte bei seinem alten Arbeitgeber aber noch für einen geordneten Übergang sorgen. In der Zwischenzeit übernahm Prokurist Georg Frank interimsweise die WAS-Geschäftsführung.
„Die WAS hat in der Vergangenheit einen super Job gemacht“, sagt Landrat Henning Görtz, der Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft ist. „Aber die Zeiten ändern sich, alles entwickelt sich weiter.“ Es gebe neue Aufgaben und Herausforderungen, die über die Vermarktung von Gewerbeflächen hinausgingen und denen sich die WAS künftig ebenfalls widmen wolle.
Siebenköpfiges Team soll personell verstärkt werden
Dafür soll das siebenköpfige Team voraussichtlich personell verstärkt werden. „Für das Kerngeschäft haben wir eine gute Größe, aber für die zusätzlichen Aufgaben benötigen wir ein bis zwei Mitarbeiter mehr“, sagt Hahn. Laut Görtz hat der Aufsichtsrat bereits signalisiert, den Wunsch erfüllen zu wollen. Er sagt: „Wir haben in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet und dadurch die finanziellen Möglichkeiten.“
Die WAS will Stormarner Unternehmen in Zukunft auf verschiedenen Ebenen unterstützen, zum Beispiel bei der Suche nach Fachkräften. „Das ist ein riesiges Thema für die Betriebe“, sagt Hahn. Unbesetzte Stellen gebe es in allen Bereichen – von der Putzfrau bis zum Manager. „Wir werden schauen, wie wir uns einbringen und den Firmen helfen können.“ Eine Idee ist, dass die WAS in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und LinkedIn präsenter wird, um für Stormarn zu werben.
WAS-Chef: Entwicklung neuer Gewerbeflächen wird schwieriger
Zudem will die WAS kleinere und mittlere Betriebe bei der Digitalisierung unterstützen. „Wir verstehen uns als Netzwerker“, sagt Hahn, der in Großhansdorf aufgewachsen ist und heute mit seiner Familie in Stockelsdorf (Kreis Ostholstein) lebt. Geplant seien Veranstaltungen, bei denen es nicht nur um den inhaltlichen Input gehe, sondern auch die Vernetzung der Unternehmen in Stormarn gefördert werden soll.
Das Kerngeschäft, die Entwicklung neuer Gewerbeflächen, wird laut Hahn immer schwieriger. Das Interesse der Firmen am Kreis Stormarn sei hoch. „Wir haben ein reines Angebotsproblem“, sagt der neue WAS-Chef. Der Regionalplan lege fest, wo überhaupt noch neue Gebiete entstehen dürften. „Dann muss es uns gelingen, die Landwirte davon zu überzeugen, die Flächen zu verkaufen und das zu einem Preis, den die Unternehmen auch zahlen können“, sagt Hahn.
Gewerbegebiet in Stapelfeld soll zertifiziert werden
Eine Vorgabe vom Land sei es, sehr sparsam mit den Flächen umzugehen, sagt Görtz. „Wir müssen deshalb künftig noch stärker auf eine qualitative Ansiedlungsstrategie setzen.“ Eine Herausforderung sei auch, die Städte und Gemeinden von neuen Gewerbegebieten zu überzeugen. „Wenn sie keine neuen Bebauungspläne aufstellen, wird es schwierig“, sagt der Landrat. Wichtig sei, die Chancen der Fehmarnbeltquerung zu nutzen. „Das darf aber nicht so aussehen, dass wir entlang der Autobahn 1 nur riesige Logistikzentren ansiedeln.“
Das Thema Nachhaltigkeit soll bei der Entwicklung neuer Gewerbeflächen künftig eine stärkere Rolle spielen. Über die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) gibt es die Möglichkeit, Flächen zertifizieren zu lassen. Dabei wird ein Areal hinsichtlich seiner ökologischen, ökonomischen, soziokulturellen, funktionalen und technischen Qualitäten bewertet.
Gewerbegebiete sollen gut an den ÖPNV angebunden sein
Für das länderübergreifende Gewerbegebiet in Stapelfeld möchte die WAS erstmals eine solche Zertifizierung erhalten. „Wir hoffen, dass die Betriebe, die sich dort ansiedeln, diesen Weg fortsetzen“, sagt Georg Frank. So müssten zum Beispiel Solaranlagen auf den Dächern zum Standard werden.
Eine gute Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sei für die „Gewerbegebiete der Zukunft“ ebenfalls wichtig, sagt der Prokurist. Auch autonome Verkehrsmittel könnten getestet werden. Gefragt seien heutzutage aber auch kurze Wege. „Die Menschen möchten nicht mehr jeden Tag eine Stunde im Auto sitzen, um zu ihrer Arbeitsstelle zu pendeln“, sagt Hahn. „Wir müssen deshalb neue Arbeitsformen und -stätten anbieten.“
Höhes Interesse an Flächen in Stormarn
Die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) wurde 1957 mit dem Ziel gegründet, vor allem mit der Erschließung und Vermarktung von Gewerbegrundstücken die wirtschaftliche und soziale Struktur des Kreises zu verbessern. 2019 hat die WAS Verträge mit 28 Firmen abgeschlossen, 2020 kamen – auch bedingt durch Corona – 16 Abschlüsse zustande.
Aktuelle Projekte sind etwa das Gewerbegebiet Beimoor-Süd II in Ahrensburg, das länderübergreifende Areal mit Hamburg in Stapelfeld (Minervapark) sowie das um 15 Hektar erweiterte Barsbütteler Gewerbegebiet an der A 1. „Dort wurden die ersten Flächen bereits verkauft“, sagt Prokurist Georg Frank. Die Nachfrage sei an allen Standorten hoch. Derzeit entwickelt die WAS zudem noch ein Areal in Trittau.