Bad Oldesloe. Große Mehrheit im Kreistag möchte auf eine Ausschreibung der Stelle verzichten und den Bargteheider für eine zweite Amtszeit wählen.

Henning Görtz wird aller Voraussicht nach auch in den kommenden sechs Jahren Landrat im Kreis Stormarn bleiben. Der 54-Jährige strebt eine zweite Amtszeit an und bekommt dafür breite Unterstützung von den politischen Fraktionen im Kreistag. CDU, SPD, Grüne und FDP wollen auf eine Ausschreibung der Stelle verzichten und haben einen entsprechenden Antrag für die Sitzungen des Hauptausschusses und des Kreistags in der kommenden Woche vorbereitet. Die Zustimmung dürfte nur Formsache sein, denn die vier Fraktionen stellen 55 der 64 Kreistagsabgeordneten. Zudem signalisieren auch die Freien Wähler (zwei Sitze) auf Anfrage unserer Redaktion ihre Unterstützung.

Fraktionschefs loben die Arbeit des Landrats

Die Folge: Bei der für die Kreistagssitzung im Dezember geplanten Wahl des Landrats hätte Henning Görtz dann keinen Gegenkandidaten. Der frühere Bürgermeister von Bargteheide ist CDU-Mitglied und seit 2016 Chef der Kreisverwaltung. Seine aktuelle Amtszeit endet am 23. April 2022. „Wir glauben, dass wir mit einer Ausschreibung keinen Besseren für den Job finden werden“, sagt CDU-Fraktionschef Joachim Wagner. „Er hat die Verwaltung im Griff, arbeitet gut mit der Politik und ist bei den Kommunen anerkannt.“

SPD votiert einstimmig für weitere Zusammenarbeit

Ähnlich äußert sich auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Reinhard Mendel. „Gerade in Krisensituationen agierte er schnell und effektiv“, sagt der Tangstedter. Die SPD habe sich in ihrer jüngsten Fraktionssitzung einstimmig für eine weitere Zusammenarbeit mit Henning Görtz in einer zweiten Amtsperiode ausgesprochen. Die Unterstützung eines Landrats, der nicht derselben Partei angehöre, sei keineswegs selbstverständlich, betont Mendel. „Das Stormarner Modell stellt jedoch einmal mehr unter Beweis, dass der beste Kandidat für den Posten des Landrats unterstützt wird – unabhängig von dem Parteibuch.“ Das sei bereits bei Vorgänger Klaus Plöger von der SPD der Fall gewesen.

Einige Grünen-Politiker haben Vorbehalte

Die Grünen haben laut Fraktionschefin Sabine Rautenberg lange über das Thema diskutiert. „Bei einigen Mitgliedern gibt es Vorbehalte, weil wir gern einen Fachbereich für Umwelt in der Kreisverwaltung hätten“, sagt sie. „Letztlich haben wir aber mehrheitlich entschieden, die Wiederwahl zu unterstützen, weil er einen guten Job macht.“ Die wichtigsten Aufgaben des Landrats, die Kreisverwaltung zu leiten, mit der Politik zusammenzuarbeiten und Vorlagen für die politischen Gremien zu erstellen, erledige er gut.

„Wir sind davon überzeugt, dass Herr Görtz in den vergangenen fünf Jahren gute Arbeit geleistet hat“, sagt auch FDP-Chef Karl-Reinhold Wurch. Die Fraktion hatte Henning Görtz bereits bei der ersten Wahl im Jahr 2016 mitnominiert. Der Bargteheider erhielt damals 84 Prozent der Abgeordnetenstimmen. „Unsere Hoffnungen wurden nicht enttäuscht“, sagt Wurch. Und weiter: „Warum sollte man das Pferd wechseln, wenn man schon ein gutes im Stall hat?“ Zudem überzeugten die Liberalen die Schwerpunkte für die kommenden sechs Jahre, die der Landrat ihnen bei einem Treffen vorstellte.

Kreistag entscheidet am Freitag über den Antrag

In persönlichen Gesprächen mit den vier Fraktionen hat Henning Görtz eigenen Angaben zufolge „seinen Wunsch deutlich gemacht“, Landrat bleiben zu wollen. Treffen mit den Linken und den Freien Wählern stehen noch aus. Die Linken haben sich laut Fraktionschef Florian Kautter noch nicht entschieden, ob sie die Wiederwahl unterstützen werden. Unabhängig davon hätten sie aber lieber eine Ausschreibung der Stelle gehabt. „Es ist schade, dass wir nicht mal die Möglichkeit für andere Personen eröffnen, sich zu bewerben“, sagt Kautter. „Aus demokratischen Gründen hätten wir das besser gefunden, als ein Verfahren ohne Gegenkandidaten.“

Wolfgang Schmidt, Fraktionschef der Freien Wähler, hat sich dagegen bereits festgelegt. Er sagt: „Ich würde es sehr begrüßen, wenn Henning Görtz ohne Ausschreibung im Dezember im Kreistag gewählt wird.“ Er schätze den Landrat sehr. „Schon als Bürgermeister in Bargteheide hatte er den Arbeitsstil, alle mitzunehmen und Sachpolitik zu betreiben. Das hat er als Landrat fortgesetzt, obwohl es bei so vielen Fraktionen und Einzelmandatsträgern nicht leicht ist.“ Der Oldesloer zeigt sich aber verärgert darüber, bei dem gemeinsamen Antrag von CDU, SPD, Grünen und FDP übergangen worden zu sein. „Es wäre anständig gewesen, sich mit allen Fraktionen abzustimmen und nicht zwei auszugrenzen“, sagt Schmidt. „Das ist ein schlechter Politikstil.“

Görtz legt drei Schwerpunkte für seine künftige Arbeit fest

Henning Görtz freut sich über die breite Unterstützung und die Entscheidung der Fraktionen, auf eine Ausschreibung zu verzichten. Er sagt: „Ich bin Stormarner mit Leib und Seele.“ Die ersten fünf Jahre als Landrat hätten ihm „unheimlich viel Freude gemacht und Erfüllung gegeben“. Die Corona-Pandemie sei zwar eine große Herausforderung. Aber: „Sie hat gezeigt, wie leistungsfähig die Verwaltung ist und wie gut wir eine Krise meistern können.“

Für die nächste Amtszeit hat er drei Schwerpunkte ausgemacht: die Entwicklung des Kreises und der Verwaltung sowie die Erhaltung des Stormarner Modells. Letzteres beruht darauf, wichtige Entscheidungen möglichst im Konsens zu treffen. „Die gute Zusammenarbeit zwischen Kreisverwaltung, Politik, Städten und Gemeinden ist ein echtes Pfund“, sagt Görtz. „Dieses Verhältnis zu erhalten, ist mir auch in meiner zweiten Amtszeit sehr wichtig.“

Bei der Weiterentwicklung des Kreises sei es eine riesige Herausforderung, einen Ausgleich zwischen Wirtschaft, Wohnen, Natur und Verkehr hinzubekommen. „Als Kreis können wir vieles nicht allein machen, sondern nur gemeinsam mit den Kommunen“, sagt Görtz. Wichtig sei aber nicht nur die Frage, wie welche Flächen genutzt werden. Zur Weiterentwicklung des Kreises gehörten auch Aspekte wie Fachkräftemangel, Bildung und Soziales.

Bei der Kreisverwaltung gebe es noch Nachholbedarf bei der Digitalisierung und modernen Arbeitsformen. Es gehe zum Beispiel darum, Räumlichkeiten optimal zu nutzen, aber auch um die Gestaltung der Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Görtz sagt: „Und wir stehen weiter vor der Frage, wo wir die Fachkräfte für die Verwaltung herbekommen.“

Sitzung des Stormarner Kreistags Freitag, 18.6., 16 Uhr, Kreistagssitzungssaal, Mommsenstraße 13, Bad Oldesloe