Bad Oldesloe. Vier Kreistagsfraktionen nominieren den Bargteheider Bürgermeister. Die große Mehrheit bei der Wahl am 29. Januar ist ihm damit sicher
Der Bargteheider Bürgermeister Henning Görtz wird neuer Landrat. Darauf haben sich die Kreistagsfraktionen von CDU, SPD, FDP und Forum 21 verständigt. Zusammen vereinen sie 43 der 53 Sitze im Stormarner Parlament auf sich, sodass die für den 29. Januar kommenden Jahres geplante Wahl als sicher gilt. Am 24. April dürfte Görtz dann die Nachfolge des 67-jährigen Klaus Plöger antreten, der nach 18 Jahren auf eine vierte Amtszeit verzichtet.
Außer Görtz hatten sich neun weitere Männer und vier Frauen im Alter von 27 bis 60 Jahren um den Posten an der Spitze der Kreisverwaltung beworben (wir berichteten). Vier weckten das Interesse der Kreistagsfraktionen und wurden daraufhin von Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU) nach Bad Oldesloe eingeladen, um sich den Politikern vorzustellen. Einer von ihnen sagte ab, einer hatte keine Zeit.
Blieben der 49-jährige Görtz und ein Kämmerer, 56 Jahre alt, aus einer nordrhein-westfälischen Stadt von der Größe Ahrensburgs. „Die fachliche Qualifikation ist bei beiden vorhanden“, sagt CDU-Fraktionschef Joachim Wagner. „Aber Henning Görtz kommt aus Stormarn, ist Bürgermeister einer Stormarner Stadt, kennt das auf Konsens ausgerichtete Stormarner Modell und kennt die handelnden Personen.“
Ähnlich äußert sich SPD-Fraktionschef Reinhard Mendel: „Zwei sehr gute Bewerber. Für uns ist eine gewisse Erfahrung mit dem Stormarner Modell wichtig, und die praktiziert Henning Görtz in Bargteheide schon ganz gut.“ Die SPD wolle den besten Landrat. „Da gucken wir nicht so sehr aufs Parteibuch“, sagt Mendel im Hinblick darauf, dass Görtz CDU-Mitglied ist.
Die FDP hat sich nach den Worten ihres Fraktionsvorsitzenden Karl-Reinhold Wurch nicht sofort entscheiden können. „Ausschlaggebend für Görtz war dann, dass er im Kleinen in Bargteheide praktiziert und Bargteheide damit zum Erfolg geführt hat, was wir beim Kreis auch praktizieren.“ Das Stormarner Modell eben, Kompromisse über Parteigrenzen hinweg.
Und Heinrich Dierking, der die Forum-21-Fraktion führt, sagt: „Görtz ist hinreichend erfahren, ausreichend jung, um noch lernen zu können, politisch und keine graue Verwaltungsmaus, aber nicht parteipolitisch.“
Nun werden die vier Fraktionen einen gemeinsamen Antrag stellen, dass Görtz vom Kreistag gewählt werden möge. Ein Vorgehen, mit dem sich die Grünen (neun Sitze) und die Linke (ein Sitz) nicht anfreunden können – auch wenn Stefan Kehl von den Grünen Görtz „einen guten Mann“ nennt und selbst die Linke Heidi Beutin dem promovierten Betriebswirt attestiert, er sei „sehr qualifiziert“. Die Grünen haben sich aber mehrheitlich für den Kandidaten aus Nordrhein-Westfalen ausgesprochen – gerade weil er den Blick von außen mitgebracht hätte. Beutin gefällt grundsätzlich nicht, dass alles auf einen Kandidaten hinausläuft.
Doch genau das zeichnet sich ab. Kreispräsident Harmuth hat dem Mann aus Nordrhein-Westfalen und allen anderen Bewerbern inzwischen abgesagt. Zwar könnten Kreistagsfraktionen bis etwa zwei Wochen vor der Wahl noch einen Überraschungskandidaten aus dem Ärmel zaubern, doch das erscheint zurzeit als ein rein theoretisches Szenario.
Henning Görtz freut sich unterdessen über den großen Rückhalt in der Kreispolitik: „Das ist ein toller Vertrauensbeweis.“ Das Stormarner Modell sei für ihn die Motivation gewesen, sich zu bewerben. Der Noch-Bürgermeister verspricht, auch auf Kreisebene an einem konsensorientierten Vorgehen festzuhalten. Am Dienstag hat er seine Mitarbeiter im Rathaus und die Bargteheider Politiker über die aktuelle Entwicklung informiert.
Seine Heimatstadt muss bald einen neuen Bürgermeister suchen. Das Problem daran: Das Verfahren kann offiziell erst gestartet werden, wenn Henning Görtz seine Ernennungsurkunde als Landrat erhalten hat.