Ahrensburg. Verwaltung möchte künftige Nutzung des historischen Gebäudes in der Stadt klären. Wer Konzeptideen hat, soll diese einreichen können.

Restaurant, Theatersaal, Jugendgästehaus, Hostel, Ateliers für Künstler, Ausstellungsräume oder eine Markthalle – Ideen für den Alten Speicher in Ahrensburg gab es in den vergangenen Jahren reichlich. Trotzdem hat die Politik bisher keinen Grundsatzbeschluss gefasst, wie das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1895 nach seiner Sanierung genutzt werden soll. Um bei dem Thema endlich voranzukommen, schlägt die Verwaltung nun ein Interessenbekundungsverfahren vor.

Verwaltung schloss einen Theatersaal aus

Rathausmitarbeiter Arno Petersen steht im zweiten Stock des Alten Speichers. Der Boden ist morsch, das Betreten des Raumes gefährlich.
Rathausmitarbeiter Arno Petersen steht im zweiten Stock des Alten Speichers. Der Boden ist morsch, das Betreten des Raumes gefährlich. © Janina Dietrich

„Die Politiker haben sich mit einer Entscheidung schwer getan, weil ihnen konkrete Projekte und Nutzer fehlten“, sagt Stadtplaner Kay Renner. Diese sollen nun mithilfe eines öffentlichen Aufrufs gefunden werden. Der Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss stimmt am Donnerstag, 5. November, über den Vorschlag zum weiteren Vorgehen ab. „Ziel ist es, eine Nutzung zu finden, die zu den bisherigen Erkenntnissen und Sanierungszielen passt“, sagt Renner. Die Verwaltung hatte ermittelt, dass Gastronomie den größten Nutzwert für den Alten Speicher, aber auch für das Gutshof-Ensemble und die gesamte Stadt hätte.

Zudem ließe sich eine gastronomische Nutzung wegen des relativ geringen Flächenverbrauchs mit anderen Ideen kombinieren, etwa aus dem kulturellen Bereich. Wichtig sei eine „publikumswirksame und ökonomisch tragfähige Nutzung“, sagt Renner. Ausgeschlossen hatte die Verwaltung zuletzt ein Jugendgästehaus („zu hohe Kosten“) und einen Theatersaal („zu wenig Platz“). Vorgesehen ist nun ein „komplett offenes Verfahren“, bei dem sich alle möglichen Interessenten melden und ihre Konzeptideen einreichen können. Die Verwaltung werde die eingereichten Ideen prüfen und bewerten, dann mit der Politik darüber diskutieren.

Der Leerstand setzt dem maroden Bauwerk zu

Wichtig sei, dass sich die Vorschläge an die bisher diskutierten Nutzungsmöglichkeiten anlehnten. Dazu zählen auch die Vorschläge, die Innenarchitektur-Studenten der Hochschule Hannover Anfang des Jahres im Marstall präsentiert hatten. Darunter waren zum Beispiel ein Stockbrot-Restaurant mit Feuerstellen an den Tischen und ein verglastes Atelier inmitten eines Restaurants, kombiniert mit Ausstellungsräumen im Obergeschoss. Die Teilnehmer des Interessenbekundungsverfahren müssen auch Angaben zu möglichen Synergien mit den bisherigen Angeboten auf dem Gutshofgelände sowie zur Wirtschaftlichkeit machen.

Letzteres ist der Verwaltung besonders wichtig. „Es ist klar, dass eine Kommune mit einem Kulturspeicher keinen Gewinn erzielen kann“, sagt Renner. „Aber wir wollen das jährliche Defizit so gering wie möglich halten.“ Wie hoch die Unterhaltskosten für das 1600 Quadratmeter große Gebäude nach der Sanierung sein werden, ist laut Renner noch nicht absehbar. Das hänge unter anderem von der eingebauten Heizungsanlage ab. Unklar ist auch noch, wie der Betrieb später ablaufen wird. Möglich sei eine Vermietung der Räume durch die Stadt, aber auch die Gründung einer GmbH als Betreiber des Alten Speichers.

Zustand des Dachgeschosses ist besonders schlimm

Die Studentinnen Neele Prauser und Jana Riedel können sich im Alten Speicher ein solches Stockbrot-Restaurant vorstellen.
Die Studentinnen Neele Prauser und Jana Riedel können sich im Alten Speicher ein solches Stockbrot-Restaurant vorstellen. © Sven Ronshausen

Die Stadt hatte ihn 2015 für 600.000 Euro erworben. Im Ensemble mit dem Marstall, der Reithalle und dem Verwalterhaus steht er unter Denkmalschutz. Der Alte Speicher ist jedoch stark marode und für die Öffentlichkeit seit Jahren tabu. Viele Fenster sind mit Brettern vernagelt oder mit Eisenstangen gegen Einbrecher gesichert. Im Erdgeschoss gammeln alte Toiletten vor sich hin.

Besonders schlimm ist der Zustand des Dachgeschosses: Der Boden ist morsch. Einige Holzbretter wurden verstärkt, doch ein falscher Schritt kann extrem gefährlich werden. Im Innenstadtkonzept sind 3,6 Millionen Euro für die Sanierung veranschlagt. Dank Städtebaufördergeld muss Ahrensburg nur ein Drittel der Summe übernehmen. Allerdings könnten sich die Kosten noch erhöhen, wenn die Sanierung zu lange aufgeschoben wird. „Der Leerstand des Gebäudes setzt dem baulichen Zustand stark zu“, heißt es von der Verwaltung. Und weiter: „Eine Sanierung des Objektes ist in den nächsten Jahren unbedingt anzustreben.“

Sanierungsbeginn ist frühestens im Jahr 2023

Stadtplaner Kay Renner sagt: „Wir flicken das Dach seit Jahren so viel, dass es nicht hineinregnet.“ Denn Feuchtigkeit sei für die Holzkonstruktionen in den oberen Stockwerken nicht gut. Zumal es keine Heizung gebe. Das alles setze dem Dachstuhl zu, sagt er. Auch für den Zustand des Mauerwerks sei die Feuchtigkeit nicht gut, die trotz aller Ausbesserungen ins Gebäude gelange. In den vergangenen beiden Jahren habe die Stadt zwar nur je 514,82 Euro für die Gebäudeversicherung ausgegeben, 2018 mussten aber rund 7000 Euro in den Alten Speicher investiert werden. „Alle paar Jahre sind ein paar Tausend Euro nötig, um das Dach dichtzuhalten“, sagt Renner.

Bislang war die Sanierung des alten Bauwerks für 2023 vorgesehen gewesen. Ob der Termin eingehalten werden kann, ist laut Renner unklar. „Es kommt darauf an, welche Prioritäten wir setzen, wie unsere Kapazitäten im Hochbau sind und wie schnell die Politiker zu einer Entscheidung kommen“, sagt er.

Die Sanierung des Alten Speichers ist Teil des Innenstadtkonzepts. Ahrensburg will in den kommenden Jahren rund 60 Projekte für mehr als 70 Millionen Euro umsetzen.

Bildungs-, Kultur- und Sportausschuss Do 5.11., 19.30, Rettungszentrum, Am Weinberg 2