Ahrensburg. Zwar wurde die umstrittene Skulptur der Stadt geschenkt. Doch ihr Erhalt gilt dem Bund der Steuerzahlung als Verschwendung.
Die Stadt Ahrensburg kann sich derzeit nicht beschweren, dass sie zu wenig überregionale Aufmerksamkeit bekommt. Allerdings dürfte vielen die Art und Weise nicht unbedingt lieb sein. Denn es sind vor allem Hohn und Spott, mit denen die Schlossstadt derzeit zu kämpfen hat. Diversen Auftritten in der NDR-Satiresendung „Extra 3“ folgt nun der Einzug ins Schwarzbuch „Die öffentliche Verschwendung“. Hierin listet der Bund der Steuerzahler jährlich eine Reihe von spektakulären Beispielen auf, wo es seiner Ansicht nach exemplarische Fälle von Steuergeldverschwendung gegeben hat.
Und ein Fall beschäftigt sich mit der Skulptur „Muschelläufer“, die bis vor einigen Monaten auf dem Ahrensburger Rondeel stand, über Jahre umstritten war und häufig die Gemüter in der Schlossstadt erhitzt hat. Die auch als „Blaumann“ titulierte Skulptur des Künstlers Martin Wolke wurde der Stadt Ahrensburg vom Rotary-Club anlässlich seiner 25-jährigen Bestehens geschenkt. Es konnte ausdrücklich und vor allem von Kindern bespielt werden. Der Clou, so beschreibt es der Steuerzahlerbund in dem Schwarzbuch: Ruft man in die kleine Muschel des Muschelläufers hinein, sorgt eine Audiotechnik dafür, dass der Ton verstärkt aus der großen Muschel herauskommt.
Ahrensburg streitet mit dem Muschelläufer-Künstler um die Kosten
Doch die Skulptur war nicht für die Ewigkeit gebaut: Bereits 2007 musste die Stadt Reparaturen für 10.000 Euro in Auftrag geben. 2010 wurde beschlossen, Reparaturen nur noch dann durchzuführen, wenn sie die Verkehrssicherungspflicht betreffen. Im November 2019 war es so weit: Ein technischer Prüfbericht stellte die Standsicherheit infrage.
Deshalb wurde die Plastik im Februar 2020 abgebaut und einer Fachfirma zur Schadensanalyse übergeben. Abbau und Transport kosteten insgesamt rund 5000 Euro. Dort wurde als Hauptproblem festgestellt, dass die Figur vollständig mit PU-Schaum gefüllt ist, der sich bei Feuchtigkeit ausdehnt und zu Rissen in der GFK-Hülle führt. Diesen Fehler habe der Künstler zu verantworten, meint die Stadt, und fordert ihn zur notwendigen Nachbesserung für rund 6500 Euro auf. Der weigert sich bisher und weist die Verantwortung für die Schäden zurück, sieht vielmehr eine Verletzung der Sorgfaltspflicht bei der Stadt Ahrensburg.
Selbst wenn Wolke einlenkt: Stadt müsste fast 30.000 Euro zahlen
Der Steuerzahlerbund kommt zu einem eindeutigen Urteil bei der Angelegenheit: „Selbst wenn der Künstler diese Kosten übernimmt, würde der Steuerzahler noch einmal kräftig zur Kasse gebeten werden: Für Eigenanteil, die Herstellung einer Fallschutzfläche rund um die Skulptur – damit abstürzende Kinder nicht zu Schaden kommen –, für die Reparatur der Audiotechnik und einen neuen Elektroanschluss müsste die Stadt insgesamt rund 29.000 Euro aufwenden.“
Der „Muschelläufer“ ist derzeit auf dem Gelände des Bauhofs eingelagert. Ob er jemals wieder auf das Rondeel zurückkehrt, ist unklar. Die Politiker haben beschlossen, erst dann über den weiteren Umgang mit dem Kunstwerk zu diskutieren, wenn der Künstler die Zahlung der 6500 Euro zusagt.