Buxtehude. Motorsportler Michael Grünwald repariert viele Stunden seinen demolierten Subaru, um die Gesamtführung zu verteidigen – mit Erfolg.
Als nach fast 20 Stunden Motorsport an zwei Tagen, ganz zu schweigen von den wochenlangen Vorbereitungen, bei den Mitgliedern des Automobilclubs Niederelbe (ACN) im ADAC die Anspannung abfiel, konnten sie zufrieden zurückblicken auf eine erfolgreiche Rallycross-Saison 2022 auf dem Estering. Die hatte im Mai den Saisonauftakt der Deutschen Rallycross-Meisterschaft (DRX) 2022 zu bieten gehabt und ging nun mit dem achten und neunten Wertungslauf auch wieder in Buxtehude zu Ende.
Gleichzeitig beging der ACN zwei Jubiläen. Da die ersten Rennen 1972 stattgefunden hatten, blickt der Verein in diesem Jahr auf „50 Jahre Rallycross in Buxtehude“ zurück. Gleichzeitig waren die aktuellen Renntage das 149. und 150. Rennen in der 50-jährige Geschichte. Der verdiente Lohn für eine gelungene Veranstaltung: „Im großen Festzelt feierten Fahrer, Fans und Verantwortliche den Saisonabschluss und die neuen Titelträger“, berichtet ACN-Pressesprecherin Carina Krause.
Zwei Ex-Europameister kämpfen auf dem Estering um Punkte
Zuvor galt es, jedoch in allen drei Hauptklassen noch die Deutschen Meister 2022 zu ermitteln. „Ein außergewöhnliches Starterfeld kam am Jubiläums-Wochenende zusammen. Das lockte jede Menge Zuschauer zum Estering“, sagte Krause. „Es wurde ein ganz besonderes Rennwochenende mit vielen internationalen Gästen und spannenden Rennduellen.“ Unter anderem gaben sich mit Jos Sterkens aus Belgien und Sven Seeliger aus Rethem zwei ehemalige Rallycross-Europameister die Ehre. Seeliger hatte sogar noch Chancen auf einen Titel.
80 Fahrerinnen und Fahrer aus fünf Nationen zu Gast in Buxtehude
Mehr als 80 Fahrerinnen und Fahrer aus fünf Nationen hatte sich in die Starterlisten eintragen lassen. Für Spannung war gesorgt, weil sowohl im Kampf um die Deutsche Meisterschaft als auch im Duell um den Titel des DMSB Rallycross Meisters die Favoriten jeweils nur einen Punkt voneinander getrennt lagen. Angesichts der Tatsache, dass die zwei schlechtesten Ergebnisse aus neun Saisonrennen nicht in die Gesamtwertung eingingen, war auch etwas Rechenkunst gefragt.
Für den Tabellenführer Michael Grünwald begann das Rennwochenende in Buxtehude mit einem Schreckmoment. Mit seinem Subaru Impreza touchiert er eine Betonbarriere und beschädigte den Rennwagen dadurch so stark, dass er zu den weiteren Runden am ersten Tag nicht mehr antreten konnte. Kontrahent Dietmar Brandt sammelte stattdessen wichtige Punkte. Es schien so, als könne Titelverteidiger Brandt das Meisterschaftsruder doch noch einmal herumreißen.
Michael Grünwald rettet vier Punkte Vorsprung vor Dietmar Brandt ins Ziel
Grünwald schraubte die ganze Nacht hindurch und bekam sein Supercar tatsächlich rennfertig. Am Sonntag rollte er wieder an die Startlinie. Zwar platzierte sich Dietmar Brandt mit seinem Audi A4 auch im finalen Rennen vor Grünwalds Subaru. Allerdings reichte es am Ende für den Wächtersbacher zum Gesamtsieg: Grünwald wurde mit 184 Punkten und vier Zählern Vorsprung zum ersten Mal Deutscher Meister bei den Supercars.
Der Titel des DMSB Rallycross-Meisters geht in diesem Jahr nach Belgien. Mit einem Doppelsieg sicherte sich Jelle Blockx (Volvo 240) den Titel. Sein Verfolger Sven Seeliger konnte aufgrund eines Motorschadens an seinem Ford Fiesta am Sonntag nicht mehr eingreifen und musste tatenlos zusehen, wie Bastian Sichelschmidt (BMW E30) und Dustin Völzer (Opel Manta B) ihn in der Tabelle noch überholten. Der aus Mulsum stammende Lokalmatador Sichelschmidt lieferte sich einspektakuläres Duell mit Jelle Blockx und hätte am Ende beinahe gewonnen.
Zwei weitere Titelträger fahren Volvo 240 und Honda Civic
Im Kampf um den DMSB Rallycross-Pokal konnte für Andreas Huhn (Honda Civic) eigentlich nichts mehr anbrennen. Mit einem komfortablen Vorsprung kam er nach Buxtehude. Mit zwei weiteren Siegen krönte er seine überragende Saison mit einem weiteren Titelgewinn.
Auf dem Estering und im Verein kehrt jetzt erstmal etwas Ruhe ein, bevor die Planungen für die Rallycross-Saison 2023 Fahrt aufnehmen.