Buxtehude. Nach jahrelangen Bemühungen ist das Gymnasium Süd nun zertifiziert als „Partnerschule des Leistungssports“. Was sich für die Talente ändert.

Die ersten Bestrebungen liegen fast 20 Jahre zurück. Immer und immer wieder versuchte die Handballabteilung des Buxtehuder SV, ihren Talenten eine bessere Vereinbarkeit von Leistungssport und schulischer Ausbildung zu ermöglichen. Ein zentrales Ziel war die Einrichtung einer Partnerschule des Leistungssports. Immer wieder scheiterten die Bestrebungen in erster Linie an bürokratischen Hindernissen. Erst der vor einem Jahr vollzogenen Wechsel des BSV vom Hamburger in den Handballverband Niedersachsen machte den Weg frei.

Ernennung durch Kultusministerium und Landessportbund Niedersachsen

Am Donnerstag war der lange herbeigesehnte Augenblick gekommen. Sven Kablau, schulfachlicher Referent im Regionalen Landesamt für Schule und Bildung in Lüneburg, ernannte das Gymnasium Buxtehude Süd offiziell zur „Partnerschule des Leistungssports“. Er übergab ein vom Kultusministerium und Landessportbund Niedersachsen unterzeichnetes Zertifikat und eine Tafel, die ihren Platz am Schuleingang finden wird. „Zertifiziert für besondere Unterstützung bei der leistungssportlichen Entwicklung der Schülerinnen und Schüler in Zusammenarbeit mit Vereinen und Verbänden“, ist darauf zu lesen.

„Die Partnerschule ist ein Meilenstein in der Entwicklung einer Handball-Akademie am Standort Buxtehude“, sagte BSV-Manager Peter Prior. „Wir müssen nicht mehr davon reden, dass es irgendwann soweit sein wird. Heute haben wird es amtlich mit Brief und Siegel.“ Prior dankte ausdrücklich Schulleiter Sven Heineken und Sportkoordinator Karsten von Eitzen, der in den vergangenen Jahren alle Steine aus dem Weg geräumt habe.

Förderung des Sports bedeutet keine Vernachlässigung andere Fächer

Heineken berichtete von Diskussionen in der Gesamtkonferenz, die letztlich mit 80-prozentiger Mehrheit für den Antrag an das Kultusministerium gestimmt habe. „Wenn wir an unserer Schule den Sport fördern, bedeutet das ja nicht, dass wir Musik oder Naturwissenschaften vernachlässigen“, so Heineken.

Der schulfachliche Dezernent Sven Kablau (links) übergibt Schulleiter Sven Heineken die Urkunde.
Der schulfachliche Dezernent Sven Kablau (links) übergibt Schulleiter Sven Heineken die Urkunde. © HA | Markus Steinbrück

„Die Süd“, wie man am Torfweg in Buxtehude sagt, war bisher als sportfreundliche Schule ausgezeichnet. Im Rahmen einer zusätzlichen Sportförderung trainierten viele Talente am frühen Morgen zwischen 6.15 und 7.40 Uhr vor Schulbeginn. Das Prinzip der Partnerschule des Leistungssports erlaubt es künftig, Handballtalente an bis zu drei Tagen pro Woche für jeweils zwei Stunden vom Unterricht freizustellen.

Talente werden bis zu sechs Stunden pro Woche vom Unterricht freigestellt

In Buxtehude wird das von Vereins- oder Verbandstrainern geleitete Vormittagstraining montags, mittwochs und donnerstags in der ersten und zweiten Stunde stattfinden – also zu angenehmeren Zeiten als bisher. Damit der versäumte Lehrstoff am Nachmittag in Kleingruppen nachgeholt werden kann, bekommt die Schule vom Kultusministerium zusätzliche Lehrerstunden zugewiesen.

Im neuen Schuljahr kommen insgesamt 22 Handballtalente, darunter drei männliche, in den Genuss dieser Förderung. Die meisten besuchen die neunte oder zehnte Jahrgangsstufe, auch drei Neuzugänge von außerhalb sind dabei. „Die Schule ist ein wichtiger Faktor, wenn sich Talente aus ganz Deutschland mit einem Wechsel nach Buxtehude beschäftigen“, sagt Karsten von Eitzen. Der Buxtehuder SV habe ohnehin einen guten Ruf als Ausbildungsverein.

Einzige Partnerschule des Sports im ehemaligen Bezirk Lüneburg

Die Bedeutung, eine Partnerschule des Leistungssports in der Stadt zu haben, zeigt ein Blick auf die weiteren Standorte in Niedersachsen. Nördlich von Braunschweig, Hannover und Osnabrück gibt es nur in der Region Weser-Ems zwei solche Einrichtungen: in Oldenburg (für Basketball, Handball und Schwimmen) sowie in Quakenbrück (für Basketball).

Die 29 Jahre alte Pia Kloeters, hier neben Lars Dammann, wird zur neuen Saison fünfte hauptamtliche Trainerin in Buxtehude.
Die 29 Jahre alte Pia Kloeters, hier neben Lars Dammann, wird zur neuen Saison fünfte hauptamtliche Trainerin in Buxtehude. © BSV | Buxtehuder SV

„Jetzt fängt die Arbeit erst an“, sagen Peter Prior und Karsten von Eitzen unisono. „Wir müssen schauen, welches die nächsten Schritte sind, wie wir die neuen Möglichkeiten inhaltlich ausgestalten und welche logistischen Voraussetzungen noch zu schaffen sind.“ Auch bei weiteren Standortfaktoren geht der Buxtehuder SV weitere Schritte. Einerseits erfolgte vor wenigen Tagen die Grundsteinlegung für das neue Quartier der Sparkasse Harburg-Buxtehude an der Buxtehuder Bahnhofstraße. Dort entsteht auch ein Wohnheim mit 17 kleinen Appartements für junge Handballerinnen.

Wohnheim an der Bahnhofstraße und weitere hauptamtliche Trainerin

Zum anderen hat der Verein eine fünfte hauptamtliche Nachwuchstrainerin für den weiblichen Leistungsbereich unter Vertrag genommen. Das bisherige Team um Dirk Leun, Adrian Fuladdjusch, Natascha Kotenko und Lars Dammann wird zum 1. August um die 29 Jahre alte Pia Kloeters erweitert.

Die B-Lizenz-Inhaberin studierte Physiotherapie in den Niederlanden und steht vor dem Abschluss ihres Master-Studiums Lehramt für sonderpädagogische Förderung. Bislang trainierte Kloeters diverse Jugendmannschaften in Neuss und Korschenbroich. Als Jugendkoordinatorin hat sie zudem Erfahrung in der Vereins-Organisation und als Leiterin von Schul-AGs in der Zusammenarbeit mit Schulen.