Buxtehude. Mitten in der Stadt: Das Haus am Petriplatz erzählt Geschichte und Geschichten mit vielen interaktiven Multimedia-Elementen.
Nach rund sechs Jahren Schließung wegen umfangreicher Sanierungs- und Umbauarbeiten ist das Buxtehuder Museum für Regionalgeschichte und Kunst seit Mitte der Woche wieder für die Öffentlichkeit geöffnet. Das Haus in der Altstadt verfügt nun gegenüber dem Vorgängerbau um rund die doppelte Ausstellungsfläche. Mit vielen interaktiven Multimedia-Elementen können die einzelnen Ausstellungen zudem deutlich moderner inszeniert werden als vorher. Neu ist auch ein Museumscafé direkt am Petriplatz, wo das Haus um ein weiteres, historisches Gebäude erweitert worden ist.
Aus drei Millionen Baukosten wurden am Ende sechs Millionen
Ursprünglich hatte die Stadt lediglich eine Sanierung geplant, dann noch einen Anbau und schließlich habe man die frühere Bäckerei nebenan dafür auch erwerben können, erinnerte Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt (parteilos) bei der Wiedereröffnungsfeier. Anfänglich habe die Stadt daher mit rund drei Millionen Euro Baukosten kalkuliert, daraus seien inzwischen 6,3 Millionen Euro geworden. Hinzu kommt noch rund eine Million Euro für die Innenausstattung, wovon aber rund 700.000 Euro von verschiedenen Stiftungen gefördert wurden. „Jeder Cent, der hier investiert wurde, ist es aber wert“, so die Bürgermeisterin.
Stadtmodell als interaktive Leinwand gehört zu den Neuerungen
Tatsächlich ist dafür ein sehr modernes Museum entstanden, wie sich bei einem Rundgang zeigt: Einen kurzweiligen Einstieg dabei bietet gleich der Erdgeschossbereich. Hier spielt das Museum mit dem Image der Märchenstadt und der in der Republik oft gestellten Frage, ob es Buxtehude wirklich gibt. Zum berühmten Stadtmärchen über den Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel haben die Museumsplaner auch eine Mitmach-Station für Kinder aufgebaut. Gleich nebenan ist nun Platz für die Sonderausstellungen. Passend zur Wiederöffnung wird derzeit die gut 140 Jahre alte Geschichte des Buxtehuder Museums selbst gezeigt.
Im ersten Obergeschoss wird dann die Stadtgeschichte erzählt: Von der ersten Siedlung um 959 bis zur Stadtgründung 1285, als Buxtehude als erste deutsche Stadt planmäßig rund um ein zentrales Hafenbecken angelegt wurde. Bis in die Gegenwart lässt das Haus hier die Geschichte Buxtehudes lebendig werden und erzählt sie mit Hilfe einzelner Themenfelder wie etwa Handwerk oder Schulen. „Wir zeigen dabei nur Dinge, die auch eine Geschichte erzählen können“, sagt Museumsdirektorin Susanne B. Keller. Besonderheit auch hier ist wieder ein Multimedia-Element: Das in Museen gern gezeigte Stadtmodell ist in diesem Fall ein großer, interaktiver Bildschirm.
Buxtehude als Motiv vieler Stadtmaler bietet einen beschaulichen Aspekt
Einen eher etwas besinnlichen Einblick in die Stadtgeschichte bietet in dieser Abteilung das „Kunstkabinett“. Bilder von Hermann Martens werden dort beispielsweise gezeigt. Der in Buxtehude geborene Künstler (1910-1952) nahm viele Strömungen der Malerei seiner Zeit auf, malte seine Eindrücke aus dem Krieg, aber auch immer wieder Motive aus seiner Heimatstadt. Zu einer anderen Epoche gehört indes Jacob Gensler (1808-1845), der zu den renommierten Hamburger Landschaftsmalern seiner Zeit zählt, die im 19. Jahrhundert das damals noch sehr mittelalterlich wirkende Buxtehude als Motiv entdeckt hatten.
Funde aus Gräberfeld bei Immenbeck werden modern präsentiert
Das Gemälde „Auszug der kleinen Schützengilde“ von Gensler zeigt beispielsweise eine Szene, wie der Kinder-Schützenkönig mit Gefolge durch das alte Stadttor zieht. Dazu erwarb das Museum verschiedene Vorskizzen, die verdeutlichen, wie der Künstler seinerzeit gearbeitet hat. Im oberen Geschoss kann das Buxtehuder Museum nun indes Funde aus einem großen sächsische Gräberfeld bei Immenbeck zeigen, das in den Jahren 2000 bis 2005 durch die Buxtehuder Denkmalpflege ausgegraben wurde. Es stammt aus der Zeit der Völkerwanderungen zwischen 350 und 550 nach Christus, die Grabbeigaben waren meist Schmuck aus Bronze, Silber und Glas.
Und auch in dieser Abteilung bieten sich den Besuchern wieder Mitmach-Möglichkeiten, um sich tiefer mit dieser frühen Geschichte der Region befassen zu können. Noch geschlossen bleibt vorerst das alte Heimatmuseum am Petriplatz, das mittlerweile Teil des Museums ist. Das markante Fachwerkhaus wurde kürzlich von der Stadt vom Heimatverein erworben und soll ebenfalls saniert werden. Wann ist aber noch offen.