Sylt. Stephan Hippe präsentiert seine Hommage an den französisch-armenischen Sänger in Wenningstedt. Was das Publikum erwartet.
Auf den ersten Blick haben Charles Aznavour und Sylt wenig gemeinsam. Der weltberühmte Chansonnier hat in seinem bewegten Leben wohl nie die Insel besucht – aber jetzt steht der 2018 verstorbene Sänger dort im Mittelpunkt eines Bühnenprogramms.
Dieses trägt den Namen „100 Jahre Charles Aznavour“ und wird von Stephan Hippe am 29. Dezember im kursaal³ in Wenningstedt präsentiert. Der berühmte Chansonnier wurde am 22. Mai 1924 geboren.
Sylt: Ehrung für weltberühmten Chansonnier – auch via Stream bei YouTube
„Natürlich freue ich mich auf mein Publikum, das live dabei ist“, sagt Hippe. „Parallel wird es einen Stream auf YouTube geben. So können die Charles-Fans weltweit diesem Ereignis beiwohnen. Ich bin, ehrlich gesagt, auch schon ein wenig aufgeregt“, gesteht der Künstler beim Abendblatt-Gespräch.
„Für mich ist Charles Aznavour ein Lebensthema – deshalb habe ich auch dieses Programm geschrieben. Es ist eine musikalische Biografie, mit der ich den Werdegang dieses französischen Ausnahmekünstlers Revue passieren lasse und mich dabei auch moderner Technik bediene.“ Denn der 57-Jährige nimmt das Publikum mit auf eine multimedial inszenierte Lebensreise.
Das Charles-Aznavour-Programm feierte schon 2021 im Allee Theater in Hamburg Premiere. Hippe: „Und jetzt zu seinem 100. Geburtstag habe ich es noch ein wenig verfeinert. Insofern ist das, was die Zuschauer auf Sylt am 29. Dezember erleben, eine Uraufführung.“
Sylt: Stephan Hippe heiratete 2015 seinen Partner auf der Insel
Übrigens ist das ursprüngliche Programm im Winter 2020 mitten in der Corona-Zeit auf Sylt entstanden. „Meine Schwiegermutter hat einen Zweitwohnsitz in Munkmarsch. Und da wir wegen der Pandemie den ursprünglich vorgesehenen Proberaum auf der Insel kurzfristig nicht zur Verfügung gestellt bekamen, habe ich dann improvisiert“, berichtet Hippe. Er rückte Möbel in dem zwölf Quadratmeter großen Gästezimmer im Souterrain des Feriendomizils, probte und finalisierte dort bis Weihnachten das Programm.
Stephan Hippe ist ein sehr kreativer Mensch – und auf Strandspaziergängen zwischen Kampen und Wenningstedt kommen ihm häufig Ideen für neue Formate. „Wenn ich da schweigend neben meinem Mann hergehe, dann kann ich meinen Gedanken freien Lauf lassen.“ Übrigens haben Hippe und Boris Krivec 2015 auf Sylt im Standesamt von Westerland geheiratet. „Eine Frau Engel hat uns getraut – da konnte nichts mehr schiefgehen.“
In Hamburg betrieb Hippe bis 2022 die Brasserie La Provence
Der Niedersachse ist in Hannover aufgewachsen und besuchte in Hamburg die Schauspielschule. In der Hansestadt hatte Hippe auch seine erste Hauptrolle. „Ich habe zwei Jahre lang den Brad in dem Musical The Rocky Horror Picture Show im Theater am Holstenwall gespielt.“
Danach hatte Hippe Engagements bei Tourneetheatern und reiste dafür quer durch Deutschland. Außerdem spielte er in einer RTL2-Soap mit. „Das war echt hart. Wir haben an vier Tagen in der Woche gedreht und jeweils 40 Sendeminuten produziert.“
Aber 2005 nahm der Kreative erst mal Abschied von der Bühne und widmete sich dem Genuss: Im Hamburger Szenestadtteil Ottensen eröffnete er gemeinsam mit seinem Partner Boris – von Haus aus Rechtsanwalt – das La Provence. Eine französische Brasserie, die sich schnell nicht nur für die Nachbarschaft zu einem beliebten Treffpunkt entwickelte.
Sylt: Künstler ist nicht nur ein Fan der Insel, sondern auch von Frankreich
Und auch hier hatte Hippe wieder die Hauptrolle: „Ich stand vom ersten bis zum letzten Tag in der Küche. Für mich war das so, als wenn ich zu Hause Gäste bewirte.“ Durch Corona – zweimal mussten die Restaurants im Zuge der Pandemie monatelang schließen – „kam die große Zäsur. Ich machte mir Gedanken darüber, was ich eigentlich in meinem Leben noch machen möchte.“
Schließlich entschieden sich die beiden, das La Provence Anfang 2022 an einen Gastronomen aus dem Stadtteil zu verkaufen. Aber seiner Leidenschaft für Frankreich hat das keinen Abbruch getan. Etwa die Hälfte des Jahres verbringt Hippe in seinem Haus in der Nähe von Cannes. Die Immobilie hat er vor 25 Jahren erworben. „Das ist eine Villa aus den 50er-Jahren. Wir haben etwa zehn Jahre für die Renovierung gebraucht.“ Aber der Künstler genießt nicht nur das süße Leben, sondern arbeitet dort auch im hauseigenen Tonstudio.
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Auf Sylt verbringt der Charles-Aznavour-Fan auch Weihnachten
Im Hamburger Stadtteil Altona hat Hippe auch eine Wohnung. Das ist praktisch, wenn der Künstler Auftritte im nahe gelegenen Allee Theater hat. So stehen dort am 3. und 10. Dezember wieder seine Adventskonzerte auf dem Programm. Und dort unterhält er das Publikum nicht nur auf der Bühne, sondern kocht auch.
Denn die Gäste können vorab im Bistro der Spielstätte ein Menü genießen. Mit seinem Programm „100 Jahre Charles Aznavour“ ist der Musiker am 18. Januar und am 25. Februar im Allee Theater zu Gast. Aber am 29. Dezember wird der Chansonnier ja erst mal im kursaal³ in Wenningstedt auf Sylt anlässlich seines 100. Geburtstags gehuldigt. Eintrittskarten können unter wenningstedt.de/entdecken/kursaal3/programm bestellt werden.
Zuvor werden Hippe und sein Mann eine Tradition pflegen: die Festtage in dem Sylter Domizil der Schwiegermutter verbringen. In diesem Jahr gibt es noch eine Premiere. „Wir werden auf Sylt zum ersten Mal selber einen Weihnachtsbaum schlagen.“