Kampen. Sigrid Rothbart und Jörn Steffen betreiben das Odin Deli auf Sylt. Doch nun möchte der Gastronom einen weiteren Nordsee-Ort erobern.
Der Strönwai in Kampen ist wohl eine der bekanntesten Straßen auf Sylt. Allerdings besser bekannt unter dem Namen Whiskymeile. Hier reihen sich Nobelboutiquen und Lokale aneinander. Und ein wenig erhöht thront dort ein typisches reetgedecktes Friesenhaus, in dem heute das Odin Deli zu finden ist.
Das Gebäude mit der großzügigen Terrasse, die besten Blick auf die Flaniermeile bietet, wurde Ende der 1920er-Jahre von den Eheleuten Thams erbaut. Später führte deren Tochter dort eine Pension.
„Ola war eine schillernde Persönlichkeit, und hier wurden ausschweifende Partys, gerne auch im Garten, gefeiert. Ola passte zu der wilden Zeit, mit der einige bis heute den Strönwai verbinden“, sagt Jörn Steffen, der die Immobilie gemeinsam mit seiner Partnerin Sigrid Rothbart 2016 erworben hat.
Sylt: Kampener Restaurant expandiert nach St. Peter-Ording
Zuvor hatte dort die Familie Leysieffer hier fast 30 Jahre lang eine Gastronomie geführt. Jetzt kümmert sich Patron Steffen um die Gäste. „Die Eheleute Thams hatten in den 1920er-Jahren eine Kreuzfahrt auf dem Salonschnelldampfer SS Odin auf der Ostsee gemacht und ließen sich davon bei der Innengestaltung inspirieren. Es wurden kleine Räume mit Saloncharakter geschaffen, und der Rundbogen in der Mitte bildete das Heck des Schiffes ab“, sagt der gebürtige Ostholsteiner beim Ortstermin mit dem Abendblatt.
„Authentisch, vielfältig und persönlich“, so beschreibt der Gastronom sein Restaurant. Und der Gastgeber hat eine Mission. „Wir nehmen unsere Gäste mit auf eine Schifffahrt nach Südafrika. Wir servieren hier Leckeres aus aller Welt mit den Einflüssen der Rainbow Cuisine.“
Sylter Gastronom Jörn Steffen ist Südafrika-Fan
Er selbst sei Anfang der 90er-Jahre zum ersten Mal in Südafrika gewesen und habe sich in das Land verliebt. Steffen erzählt: „Dort kann man in einem gemütlichen Bed and Breakfast absteigen oder im Fünfsternehotel. Und auch die Küche bietet eine Vielfalt von einfachen, aber leckeren Gerichten bis hin zu Restaurants, auf denen auf Sterneniveau gekocht wird.“
Das Konzept kommt offensichtlich gut an. „Wir haben viele Gäste, die Südafrika-Fans sind und sich deshalb bei uns sehr wohlfühlen. Und wir haben auch Südafrikaner, die in Deutschland leben und zu uns kommen.“
Sylter Restaurant: Wasserbüffel kommen von einem Hof im Kreis Plön
Die Speisekarte im Odin Deli erwartet die Besucher in Form einer Schiffszeitung. Darauf sind zum Beispiel das südafrikanische Nationalgericht Bobotie – ein Hackfleischauflauf vom Kalb und Rind – und Bobotie Veggie – ein Kürbisauflauf mit Pilz-Cashew-Creme – zu finden. Auch Hummercurry Bo Kaap – das ist ein Stadtteil von Kapstadt – wird serviert.
Und Wasserbüffel. Die Tiere werden allerdings nicht aus Südafrika eingeflogen. „Wir setzen auf Nachhaltigkeit. Deshalb beziehen wir dieses Fleisch vom Blankenwarter Hof im Kreis Plön.“ Wichtig ist dem leidenschaftlichen Koch: „Bei uns werden die Tiere komplett verarbeitet. Außerdem kochen wir überwiegend mit Aromen. Salz und Zucker werden bei uns so gut wie gar nicht verwendet.“
Ab August wird mit Michael Jonker ein Chefkoch aus Südafrika erwartet, der „schon bei Spitzenköchen in seiner Heimat gearbeitet hat“.
In St. Peter-Ording wird ein weiteres Odin-Restaurant eröffnet
In diesem Jahr steht außerdem ein Jubiläum an. Seit zehn Jahren ist Jörn Steffen, der in Kiel zum Koch ausgebildet wurde, jetzt auf der Insel, hat bis 2016 die Sturmhaube in Kampen für die Berliner Laggner Gruppe geleitet und zuvor auch für dieses Unternehmen das damalige Lutter & Wegner an der Großen Elbstraße in Hamburg geführt.
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Aber zurück auf die Insel. Dort haben Rothbart und Steffen sozusagen als Dependance an der Hauptstraße in Kampen die Odin Vinothek eröffnet. Und nicht nur das. Exklusiv im Abendblatt-Gespräch kündigt Steffen an. „Wir werden bald ein weiteres Beiboot haben.“
Im angesagten Ferienort St. Peter-Ording an der Dorfstraße in einem Neubau „eröffnen wir voraussichtlich Ostern 2024 ein Restaurant mit Vinothek“. Er fügt hinzu: „Die Gäste sind hautnah bei der Zubereitung der Speisen dabei, wir werden dort nämlich auch eine offene Küche haben.“
Sylt: Chef des Odin Deli ist offen für weitere Projekte auf der Insel
Wer sich mit Steffen unterhält, merkt sofort: Dieser Mann ist voller Tatendrang. Deshalb ist es auch nicht auszuschließen, dass er auf Sylt weitere Gastrokonzepte umsetzt. Aber das ist noch nicht spruchreif.
Regelmäßig reist Steffen nach Südafrika. Aber da kann man eben nicht einfach mal zum Abendessen hin. Dafür aber ins Nachbarland. „Wenn ich mich inspirieren lassen möchte, dann fahre ich gerne mal nach Dänemark. Dort gibt es junge, wilde Köche, die innovative Konzepte umsetzen.“