Sylt. Tom Kinder ist einer der Betreiber vom legendären Lokal Pony in Kampen, das seit 61 Jahren Prominente anzieht.

Die Whiskymeile in Kampen ist wohl die bekannteste Straße auf der Insel. Hier am Strönwai – so die offizielle Bezeichnung – sind Luxusboutiquen und angesagte Lokale in schmucken Reetdachhäusern zu finden. Und ein Name ist Generationen von Partygängern aus der gesamten Republik ein Begriff. Das Pony in der Hausnummer 6. „Willkommen im ältesten Nachtclub Deutschlands“, sagt Tom Kinder beim Ortstermin mit dem Abendblatt. 61 Jahre hat der Promi-Hotspot, und in diesem Fall darf man diesen oft überstrapazierten Begriff benutzen, schon auf dem Buckel. Glamouröse Partys werden bis heute hier gefeiert. Playboy Gunter Sachs mit seiner feierwütigen Entourage war einst Stammgast, machte diesen roten Backsteinbau unter Reet zu einer Art Mythos.

Dieser Artikel würde nicht ausreichen, um die Liste der VIPs aufzuzählen, die hier schon den ein oder anderen Champagner oder Longdrink genossen haben, aber einige müssen es schon sein: Mimen wie Jan Fedder und Harald Juhnke feierten hier. Sportgrößen wie Boris Becker, Karl-Heinz Rummennige oder Manni Kaltz waren zu Gast. Designer Wolfgang Joop, Sängerin Vicky Leandros, Moderator Johannes B. Kerner und Musiker Dieter Bohlen zählen auch zu dem Klientel.

Sylt: Tom Kinder hat das Pony 2020 mit Partnern übernommen

Aber zurück zu Tom Kinder. Der sitzt in der Sitzecke neben der Bar. Auf der Fototapete hinter ihm sind einige der eben aufgezählten Promis zu sehen. „Mit meinem Geschäftspartner Tim Becker habe ich das Pony im Jahr 2020 von Oskar Schnitzer übernommen. Und das war eigentlich eher Zufall“, sagt der 30-Jährige lächelnd beim Gespräch mit dem Abendblatt.

Das Pony an der Whiskymeile ist seit Jahrzehnten eine Institution auf Sylt.
Das Pony an der Whiskymeile ist seit Jahrzehnten eine Institution auf Sylt. © GEORG SUPANZ

Hier die Kurzform: Tim Becker gehört der Noho Club auf der Reeperbahn, den Kinder mit aufgebaut und dort zahlreiche Events etabliert hat. „Ich habe mich dann mal mit Oskar, der Kontakt kam über seinen Sohn Philipp, in meinem Büro in Hamburg getroffen. Wir wollten eine Noho-Partyreihe im Pony machen. Am Ende des Gesprächs erzählte mir Oskar, er wolle sich zurückziehen, und fragte, ob wir den Laden nicht kaufen wollen.“ Neben Kinder und Becker ist auch Danush Haydarzadeh am Pony beteiligt. Die drei haben den Betrieb über ihre Agentur Eventwerk gekauft.

Oskar Schnitzer hatte das Pony seit den 1990er-Jahren geführt. „Wir haben erst gedacht, das wird uns zu teuer“, sagt Kinder. Zwei Wochen später war der Vertrag unterschrieben. Kurz nach der Eröffnung im Frühjahr 2020 kam der erste Lockdown, danach war kurz offen und es folgte der zweite. So richtig durchstarten konnten die Gastronomen also erst in diesem Jahr. „Ostern und Pfingsten waren phänomenal. Da herrschte hier echter Ausnahmezustand, und es wurde wieder auf den Tischen getanzt“, erzählt Kinder, der auch Kommunikationsdesign studiert hat.

Champagner kann auch in der Sechs-Liter-Flasche geordert werden

Auf der Außenterrasse, hier ist Platz für rund 150 Gäste, knallten die Champa­gnerkorken. Ja, hier kann man auch Sechs-Liter-Flaschen bestellen (das kostet bei Dom Perignon dann 10.000 Euro). Auch bedingt durch die Pandemie, hat sich das Pony-Konzept ein wenig verändert. „Wir machen jetzt im Sommer schon um 12 Uhr auf, und wer möchte, kann dann bis 6 Uhr morgens bleiben.“ Das „Day-Drinking“ – also tagsüber Alkohol zu konsumieren – sei auf der Insel sehr beliebt. „Wir haben uns so auch neue Zielgruppen erschlossen, tagsüber kommen auch Familien vorbei.“ Und für die notwendige Grundlage sorgt ein Foodtruck in einem gelben Schulbus. „Wir haben unser Angebot an Speisen immer mehr ausgeweitet, und für das kommende Jahr haben wir einen neuen Foodtruck bestellt.“

Vollgas im Pony vom 1. Weihnachtstag bis Silvester

Beim Abendblatt-Besuch vor einigen Wochen werkeln die Handwerker im Pony, das seit Anfang November Betriebsferien hatte. „Wir nutzen die Zeit, um den Eingangsbereich und die Toiletten neu zu gestalten, haben ein neues Kühlhaus bekommen.“

Den Heiligabend wird Tom Kinder bei seiner Familie in Hamburg verbringen. Danach geht es zurück auf die Insel. „Dann ist erst mal bis einschließlich Silvester Vollgas angesagt“, kündigt der Clubbetreiber an. Los geht es im Pony ab dem ersten Weihnachtstag abends jeweils ab 22 Uhr. Am 31. Dezember ist wieder ab 13 Uhr Day-Drinking mit Spanferkelessen angesagt, und abends ab 21 Uhr steigt die „Pony New Years“-Party, „für die es noch einige Restkarten an der Abendkasse gibt.“ Was der Pony-Betreiber an Sylt schätzt? „Hier feiert man generationsübergreifend. Wir haben Gäste im Club zwischen 18 und 80 Jahren.“

Sylt: Auf dem Strönwai herrscht nicht nur eitel Sonnenschein

Der Hausherr kümmert sich vor allem um die persönliche Betreuung der Gäste, „aber ich springe eben auch da ein, wo ich gerade gebraucht werde. Im Sommer war ich auch häufiger mal in der Spülküche anzutreffen.“

Auf der Insel ist der Hanseat längst angekommen, lebt aktuell in Westerland. In der Freizeit wird mit alten und neuen Freunden die Gastronomie erkundet. „Man merkt, dass langsam eine neue Generation auf der Insel am Ruder ist, die alle so um die 30 Jahre alt sind. Niklas Seckler übernimmt in der Sansibar immer mehr Verantwortung. Felix und Daniel Knochenhauer haben gerade die Sturmhaube neu eröffnet.“ Ein weiterer „Youngster“ ist Nicolas Rothge vom Oma Wilma in Keitum, in dem Restaurant kehrt Tom Kinder auch gerne mal ein.

Auf dem Strönwai herrscht nicht nur eitel Sonnenschein. „Wir haben ab und an mal Ärger mit einigen wenigen Nachbarn, da die sich durch unsere Musik gestört fühlen. Dabei nehmen wir schon Rücksicht und schalten die Musik draußen um 22 Uhr aus. Ich finde, da müsste man einen Mittelweg finden. Es ist eh leider viel ruhiger auf der Whiskymeile geworden.“ Ruhe wird Tom Kinder in den kommenden Tagen nicht haben. Denn dann herrscht im Pony „Ausnahmezustand“.