Sylt. Schon seit 40 Jahren wirkt die Schweizerin auf der Insel. Ein Gespräch über ihr Leben, Kreativität und Schmuck .
Eigentlich wollte Susanna Dünne nur einen Sommer lang auf Sylt bleiben. Damals, Anfang der 80er-Jahre, kam die Schweizerin mit ihrer Tochter und einem Kindermädchen samt Wohnwagen auf die Insel und machte auf dem Campingplatz in Rantum fest. Mietete dort in der Nähe bei einem Trödler einen Raum, den die Goldschmiedin als Atelier nutzte. „Ich war selbstständig und hatte einfach Lust, meine Kreativität für ein paar Monate auf Sylt auszuleben. Jetzt sind daraus rund 40 Jahre geworden“, sagt Dünne, die ihre Ausbildung in Zürich machte und danach die Goldschmiede-Hochschule in Kopenhagen besuchte, beim Ortstermin mit dem Abendblatt in Kampen.
Hier am Westerweg in einem roten Backsteinhaus hat die Designerin inzwischen seit vier Jahrzehnten ihr Geschäft mit Werkstatt. Von dort hat man einen freien Blick auf die Nordsee. Atemberaubend. Die Aussicht auf das Meer ist auch immer wieder ein Kreativitätsschub für Dünne. „Wir erfinden immer wieder neue Kreationen. Jedes unserer Schmuckstücke ist ein Unikat.“ In den Auslagen im Schaufenster blinkt und glitzert es: Ringe, Ketten, Armbänder. Aus Gold, Silber, Platin, besetzt mit Diamanten und Edelsteinen. Auch außergewöhnliche Materialien wie Carbon werden hier verarbeitet. „Ich mag es, mich mit schönen Dingen zu beschäftigen.“
Schon frühmorgens legt Dünne in ihrer Werkstatt los. Bei der Arbeit vergisst sie die Zeit. Aktuell beschäftigt sich die Künstlerin mit „Gitterschmuck aus Kupfer, Gold und Platin. Das sieht aus wie ein Netz, das man ins Meer wirft und dann mit Brillanten und Edelsteinen besetzt.“
Die Goldschmiedin von Kampen
Inspiration holt sich die Kreative auf internationalen Schmuckmessen in Hongkong oder den USA. „Ich informiere mich dann über die neuesten Trends.“ Die gibt sie an ihre Kunden weiter, die sich oft individuelle Stücke fertigen lassen. „Das ist etwas für die Ewigkeit und ein langer Prozess. Manche kommen dann häufiger vorbei und schauen uns bei der Fertigung über die Schulter.“ Dünne erzählt, dass es auch passiere, „dass die Kunden mit ihrem alten Schmuck zu mir kommen und wir dann daraus etwas Neues designen.“ Die Bindung ist eng. „Oft kenne ich die ganze Familie: Großeltern, die Eltern und die Kinder.“
Auch für Eheringe gilt Susanna Dünne als Spezialistin. „Die Eheringe lassen wir die Paare in letzter Konsequenz selbst bei uns im Atelier schmelzen, und dazu gibt es eine Flasche Champagner. Das ist ein beliebtes Ritual, über das dann auch gerne bei der Hochzeitsfeier berichtet wird.“
Wer Susanna Dünne in ihrem Geschäft besucht, wird herzlich begrüßt. Beim Ortstermin mit dem Abendblatt steht gerade das gemeinsame Mittagessen mit ihren Mitarbeitern auf dem Programm, und für den Gast ist auch noch ein Hähnchenschenkel übrig. Die Stimmung ist gelöst. Es wird über dies und das geplaudert. Auch ein Auszubildender sitzt mit am Tisch, der hier von Susanna Dünne das Goldschmiedehandwerk lernt. Kreativ, individuell und spontan – so beschreibt sie ihr Wirken. Schon mit sechs Jahren habe sie gewusst, dass sie Goldschmiedin werden möchte. Und bis heute ist das ihr absoluter Traumberuf. Lächelnd gesteht Dünne allerdings, dass sie ihren vier Töchtern verboten habe, dieses Handwerk zu erlernen. Die sind heute Architektin, Modedesignerin und Journalistin. Die Jüngste studiert noch.
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Kampen ist für die Künstlerin Arbeit. Zu Hause ist die 68-Jährige in der Nähe von Gråsten in Dänemark, wohnt dort direkt an der Ostsee. Das sei ihr Ort zum Abschalten und um ihrem Hobby – dem Reiten – zu frönen. Und sie bezeichnet sich als Weltenbummlerin. „Ab und an muss ich einfach mal raus.“ Dann geht’s zum Beispiel zum Meditieren nach Brasilien oder Kalifornien.
Das Nachtleben in Kampen hat die Designerin nie gereizt
Direkt um die Ecke von ihrem Atelier liegt die Whiskymeile – die Straße heißt eigentlich Strönwai – mit Lokalen wie dem Gogärtchen, dem Rauchfang oder dem Nachtclub Pony. Diese Orte waren einst der Dreh- und Angelpunkt für wilde Partys des Jetsets. Playboys wie Gunter Sachs und ihre Entourage ließen es hier krachen. Doch das war nie ihre Welt. „Ich arbeite ja eigentlich immer und gehe deshalb nur selten aus. Ich bin froh, dass hier in Kampen nicht mehr so viel Remmidemmi ist. Es ist alles entspannt, die Leute sind freundlich, und man kann hier nachts in Ruhe schlafen.“ Aber wenn Dünne doch mal abends essen geht, freut es sie, „dass ich häufig Damen sehe, die meinen Schmuck tragen. Das macht einen schon stolz.“
Die ersten 15 Jahre hat sie mit Kampen gefremdelt. „Ich wollte eigentlich immer weg.“ Doch das ist lange her. „Wenn ich einfach mal einen Moment für mich brauche, dann gehe ich mit meinem Hund an den Strand. Es gibt nichts Schöneres. Überhaupt liebe ich die Natur auf dieser Insel.“ Und ein Abschied ist denn auch nicht in Sicht. Susanna Dünne lächelt und sagt. „Ich möchte hier gerne noch 20 Jahre weiterarbeiten.“