Hamburg/Westerland. Uta Krüger und Juliia Ukrainets haben ein besonderes Werk über die Nordseeinsel erschaffen – das sich nicht nur an Kinder richtet.
Schon als Kind war Uta Krüger mit ihren Eltern in den Ferien jedes Jahr auf Sylt. Immer in Westerland, immer in derselben Ferienwohnung. „Meine Mutter hatte Asthma, deshalb waren wir jeden Sommer da.“ Als sie dann während der Pandemie über die Pfingsttage die Nordseeinsel besuchte, war sie ganz erschrocken, „da waren so viele Menschen unterwegs, dass man das Wasser nicht sehen konnte“, sagt die 41-Jährige. „Da tat mir die Insel leid, ich dachte, Insel, was tut man Dir an. Sie war so voll und so schwer.“ Zu der Zeit begann ihre Idee, ein Buch über Sylt und seine Geschichte zu machen, Formen anzunehmen. Am 16. Februar um 17 Uhr wird es im Sylt-Museum in Keitum vorgestellt.
„Sylt – Ich bin eine Insel. Wie ich zu dem wurde, was ich bin und was aus mir wohl werden wird“ ist eine von Juliia Ukrainets liebevoll illustrierte Syltgeschichte, geschildert aus der Sicht der Insel. Wenn Uta Krüger im Museum aus ihrem Buch lesen wird, stellt Juliia Ukrainets, die Originalaquarelle im altfriesischen Ambiente des Museums aus.
Sylt: Das Buch lädt Leserinnen und Leser ein, die Insel kennenzulernen
Das Buch sei eine Einladung an die Leserinnen und Leser, Sylt kennen und verstehen zu lernen, sagt Krüger. Sie lässt die Insel aus ihrer eigenen Perspektive über ihre Entstehung erzählen. „Sie spürt die Veränderung und bemerkt, dass es wunderbar, aber auch nicht ganz einfach ist, ein Ferienparadies zu sein.“ Verpackt in eine Kindergeschichte, die sich auch an Erwachsene richtet, möchte die Autorin auf das Ungleichgewicht zwischen Massentourismus und Inselschutz aufmerksam machen und auf diesem Weg selbst etwas zur Wertschätzung und zum Erhalt des Naturschatzes Sylt beitragen.
Seit 2003 lebt die 41-Jährige aus Bad Hersfeld in Hamburg. Ihre Liebe zum Theater habe schon als Kind begonnen, erzählt sie. „Ich habe als Statistin angefangen“, damals war Volker Lechtenbrink Intendant der Bad Hersfelder Festspiele. Inzwischen blickt sie auf Engagements am Stadttheater Lüneburg und anderen Städten zurück, außerdem spielte sie in Krimis wie „Notruf Hafenkante“ und „Morden im Norden“. Immer sei Hamburg ihre Basis, ihr Hafen, sagt Uta Krüger, die als Schauspielerin und Sprecherin arbeitet und nun erstmals als Autorin. Vom 7. März an probt Ute Krüger wieder am Ohnsorg-Theater für die Krimikomödie „Starven is ok nich mehr dat, wat dat mal weer … (Originaltitel: Sterben ist auch nicht mehr das, was es mal war … ).
Das Konzept für das Sylt-Buch entstand in der Corona-Pandemie
Zwischen ihren Engagements habe sie sich hingesetzt und recht rasch das Konzept für das Buch entwickelt, erzählt sie. Bei dem Verleger Frank Rosemann vom Eiland Verlag auf Sylt fand sie offene Ohren. „Das Buch setzt sich unterhaltsam, aber auch kritisch mit der Gegenwart auseinander, blickt aber auch in die Zukunft unter Berücksichtigung des Klimawandels. So ist aus der Story ein Buch für die Kleinen, aber auch für die Großen geworden“, sagt der Verleger Frank Rosemann.
Auf der Suche nach einer Illustratorin hatte Uta Krüger Zettel an mehreren Universitäten ausgehängt. Die Reaktionen seien zahlreich gewesen, sagt sie: „Ich war überrascht, wie viele sich gemeldet haben. Ich musste erstmal Absagen schreiben, eigentlich kenne ich das ja nur andersrum.“ Die Illustrationen von Juliia gefielen ihr am besten. Am Tag vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine im vergangenen Jahr lernten sich die beiden schließlich persönlich kennen und „wir haben uns auf Anhieb verstanden“, sagen sie unisono.
Zur gemeinsamen Recherchereise auf Sylt
Gemeinsam waren sie dann auf einer kurzen Recherchereise auf Sylt. „Wir hatten das Gefühl, dass wir die Insel mit den gleichen Augen sehen“, sagt Uta Krüger. Juliia Ukrainets kommt aus der Nähe von Winnyzia in der Ukraine. Sie kam nicht als Flüchtling, sondern bereits 2015. „Ich habe schon während meines Studiums in Kiew versucht, nach Deutschland auszureisen, doch das ist erst nach dem Abschluss meines Interior-Design-Studiums gelungen.“
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Sie übernahm eine Stelle als Au-Pair bei einer Familie auf dem Darß. „Ich habe dort eine sehr schöne Zeit verbracht“, sagt die 31-Jährige. Der Kontakt mit dieser Familie sei immer noch sehr eng, sie habe jetzt dankenswerterweise ihre Mutter aufgenommen. Sie selbst studiert seit 2018 an der HAW in Hamburg das, was sie immer schon anstrebte: Illustration. Derzeit macht sie gerade ihren Bachelor.
Ihre geliebte Pension ist inzwischen leider abgerissen
Die Illustrationen für das Sylt-Buch seien alles analoge Aquarelle, sagt Juliia Ukrainets. Für sie beide sei dieses Buch ein „Crashkurs“ gewesen – vom ersten Entwurf bis zum Druck. „Es war ein Herzensding“, sagt Uta Krüger. Sie hat auch ein Hörbuch eingesprochen, das man über einen Code (im Buch enthalten) aufrufen kann. „Man kann es hören, sehen und lesen“, sagt die Autorin.
Wann immer sich die Möglichkeit ergibt, trifft sich Ute Krüger, die neben ihrer Schauspielausbildung auch einen Bachelor in Deutsch und Englisch und einen Master in Mehrsprachigkeit und Bildung hat, immer noch gern auf Sylt und nutzt dann die Gelegenheit, bei ihnen in der Ferienwohnung unterzukommen, denn Sylt sei kaum noch bezahlbar, sagt sie. Früher sei oft sie in einer kleinen günstigen Pension untergekommen, aber die wurde inzwischen abgerissen.