Westerland. Tourismusverband reagiert auf die steigenden Energiepreise. Was im Schwimmbad geplant ist und welcher Bereich vorerst schließen muss.

Es dürfte wohl kaum eine Familie geben, die schon einmal mit ihren Kindern auf Sylt einen Urlaub verbracht hat und bei schlechtem Wetter nicht das vielfältige Angebot des Freizeitbads Sylter Welle in Westerland genutzt hat mit den Schwimmbecken, der Saunalandschaft und natürlich den drei Rutschen, die sich bei Kindern und Jugendlichen großer Beliebtheit erfreuen.

Der Spaß ist aber nur noch bis Ende Oktober zu genießen. Vom 1. November bis zum 31. März sind die Rutschen geschlossen, nur zwischen Weihnachten und Neujahr geöffnet.

Grund dafür sind wenig überraschend die gestiegenen Energiekosten. Allein in 2022 rechnet der Betreiber, die Insel Sylt Tourismus-Service (ISTS), mit Mehrkosten für die Sylter Welle in Höhe von 260.000 Euro. Vor allem die Rutschen verschlingen förmlich die Fernwärme, die das Freizeitbad bezieht.

Sylter Welle: Rutschen verschlingen Fernwärme – "wie Tauchsieder"

Im Gespräch mit dem Abendblatt skizziert Peter Douven das Bild eines überdimensionalen Tauchsieders: „Wir pumpen warme Luft und warmes Wasser oben in die Rutschen rein. Aber durch den Wind, der wir auf der Insel praktisch immer haben und der am Tauchsieder, also den Rutschen, vorbeiströmt, wird die Energie sofort wieder herausgezogen."

Peter Douven ist Geschäftsführer des ISTS und Flughafen-Chef auf Sylt.
Peter Douven ist Geschäftsführer des Insel Sylt Tourismus-Service auf Sylt. © Insel Sylt Tourismus-Service

Der langjährige Geschäftsführer des ISTS hat längst Konsequenzen aus der Energiekrise gezogen. Die Beleuchtung ist auf LED umgerüstet, die Steuerungstechnik wurde modernisiert. Bis zum 23. September sind derzeit die meisten Bereiche des Freizeitbads geschlossen, weil ein großflächiger Scheibenaustausch im Bereich des Daches über des Sprudelbecken sowie im Treppenhaus vorgenommen wird. Alles Arbeiten, die die Wärmedämmung und Dichtheit verbessern sollen.

Sylt: Investitionspaket in Höhe von 2,4 Millionen Euro

Douven und die ISTS wissen aber auch: Mit diesen Maßnahmen alleine kann das Unternehmen dem sich ankündigenden rasanten Anstieg der Energiekosten (in 2023 wird mit einer Vervielfachung gerechnet) nichts Adäquates entgegenstemmen.

Deshalb er sich Douven jetzt im Aufsichtsrat ein Investitionspaket in Höhe von 2,4 Millionen Euro absegnen lassen: „Kürzere Öffnungszeiten sind Humbug, das bringt nichts. In der Sylter Welle können wir nur Energie einsparen, indem wir kräftig investieren."

Sylter Welle wird aufgerüstet: Rutschen erhalten "Hülle"

Vor allem um diese Bereiche in der Sylter Welle geht es bei der Um- beziehungsweise Aufrüstung:

  • Rutschen: Die gesamte Anlage mit ihren drei Rutschen (die längste ist 120 Meter lang, Wassertemperatur 27 Grad) erhält eine Dämmung, also eine Hülle, um die „Energievergeudung in Hochpotenz", wie Douven sagt, zu reduzieren.
  • Gebäudetechnik: Veraltete Pumpen werden durch moderne, regelbare Geräte ersetzt.
  • Sonnenenergie: Das Dach des Freizeitbads wird schon jetzt mit Solarmodulen bestückt, aber nicht nur das: Ein Parkplatz in der Nähe soll komplett überdacht und mit Photovoltaik bestückt werden. Damit, schätzt Douven, könnten rund 70 Prozent des elektrischen Energiebedarfs abgedeckt werden - inklusive des positiven Nebeneffekts, dass die Gäste beim Ein- und Aussteigen nicht mehr nass werden.
Dieser Parkplatz in Westerland unweit der Sylter Welle soll für die neue Photovoltaik-Anlage überdacht werden.
Dieser Parkplatz in Westerland unweit der Sylter Welle soll für die neue Photovoltaik-Anlage überdacht werden. © Alexander Laux

Sylt: Temperatur im Schwimmbad bleibt unangetastet

Der ISTS verliert angesichts der immens gestiegenen Kosten für Energie keine Zeit, nach dem Motto: Nichtstun geht nicht. Bis zum Ende des ersten Quartals 2023, also vor Beginn der neuen Hauptsaison, soll ein Großteil der Energiesparmaßnahmen umgesetzt sein, vorausgesetzt, es gibt keine Beschaffungsprobleme für die notwendigen Materialien.

Nur eines bleibt unangetastet: das Schwimmbad. „Sie können nicht die Temperatur auf beispielsweise 19 Grad reduzieren, das funktioniert nicht. Abgesehen davon, dass die Gäste diese Temperatur wohl als unangenehm kühl empfinden dürften, würden die Scheiben beschlagen, wir bekämen womöglich Probleme mit der Feuchtigkeit."