Westerland. Linke protestieren gegen “Nazis und Bonzen“. Die Polizei hatte rechte Demos untersagt – und kommt trotzdem mit Großaufgebot.

In der Spitze rund 80 teils vermummte linke Protestierende haben sich am Sonnabend gegen Mittag auf dem Bahnhofsvorplatz in Westerland auf Sylt eingefunden. In der Innenstadt machte es den Eindruck, als wären noch deutlich mehr Polizeibeamte präsent. Zahlreiche Streifenwagen und sogar Wasserwerfer fuhren durch die engen Straßen Westerlands – ein seltener Anblick auf der Insel.

Sylt: Linke Demo in Westerland – und die Rechten?

Einer der Polizisten bestätigte auf Nachfrage, dass man sich überhaupt nicht täusche, wenn man denkt, die Behörden hätten die Demo zuvor als weniger friedlich eingeschätzt. Auch die anwesenden Polizeisprecher sprachen von einem "größeren Kräfteaufgebot" sowie einen Nachmittag "ohne Vorkommnisse".

Sylt im 9-Euro-Sommer: Polizisten aus Nordrhein-Westfalen sichern eine Straße in Westerland.
Sylt im 9-Euro-Sommer: Polizisten aus Nordrhein-Westfalen sichern eine Straße in Westerland. © Georg Supanz

Grund für die Zusammenkunft von Personen aus dem linken Spektrum samt Kundgebungen und Musik waren diverse zunächst geplante Demonstrationen Rechtsextremer, die aber allesamt im Vorfeld abgesagt wurden. Dass tatsächlich keine Rechten aufgetaucht sind, interpretieren die Protestierenden als "Resultat unserer erfolgreichen antifaschistischen Mobilisierung."

Westerland auf Sylt: Polizeifahrzeuge so weit das Auge reicht.
Westerland auf Sylt: Polizeifahrzeuge so weit das Auge reicht. © Georg Supanz

Der kurzfristig geplanten Kundgebung der Pegida Nordrhein-Westfalen wurde zudem von der Versammlungsbehörde des Landkreises Nordfriesland nicht stattgegeben.

Sylt: Linke nicht nur gegen Nazis, auch gegen "Bonzen"

Mit reichlich Bannern standen die Protestierenden also vor dem Bahnhof und warteten eigenen Angaben zufolge auf "die Nazis". Sie spielten Musik, Hip-Hopperin FaulenzA hatte einen Auftritt, es gab Kundgebungen.

Demos auf Sylt: Während Linke vor dem Bahnhof Westerland protestieren, durften Pegida und Co. nicht auf die Straße gehen. Die Polizei ist im Großeinsatz.
Demos auf Sylt: Während Linke vor dem Bahnhof Westerland protestieren, durften Pegida und Co. nicht auf die Straße gehen. © Anika Würz

"Wir sind heute hier, weil wir keinen Bock haben, dass Nazis nach Sylt kommen", hieß es da etwa. "Aber es gibt nicht nur Nazis, es gibt auch Bonzen auf Sylt, die wir Kacke finden." Henning, Teil der anarchistischen Gruppe Lübeck, hielt eine flammende Rede gegen "Prunk und Protz" sowie den Kapitalismus – die Aufforderung, sich in Gucci-Handtaschen zu erbrechen, inklusive.

Demos auf Sylt: Linke ziehen durch Westerland, um gegen Nazis zu protestieren.
Linke ziehen durch Westerland, um gegen Nazis zu protestieren. © Anika Würz

Gegen 14.30 Uhr startete die Gruppierung zudem einen kurzen Protestzug vom Bahnhofsgelände zur Grünfläche vor dem Rathaus, wo sich das angemeldete Protest-Camp der bereits seit Wochen auf Sylt weilenden Punks befindet. Auch dieser kurze Umzug ist beinahe konfliktfrei verlaufen. Lediglich eine zu Boden gefallene Flasche eines Passanten im Restaurant erregte kurzzeitig den Eindruck, geworfen worden zu sein, weshalb es zu Wortgefechten kam.

Nachdem der Marsch vorüber war, wurde die Versammlung offiziell beendet. Die Protestler planen am Abend einen gemeinsamen Umtrunk am Strand von Westerland.