Keitum. Der bekannte Autor Boy Lornsen wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Im Sylt Museum ist ihm eine Ausstellung gewidmet.

Der Name des Schriftstellers ist vermutlich weniger Menschen geläufig als der Titel eines seiner bekanntesten Bücher: Das Kinderbuch „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ ist in vielen Kinderzimmern seit Generationen heiß geliebte Lektüre. Zum Jubiläumsjahr des Sylter Schriftstellers und Bildhauers Boy Lornsen, der in wenigen Tagen seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, präsentiert das Sylt Museum in Keitum bis Ende September 2022 eine Sonderausstellung.

Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt - erfolgreicher Kinderbuchklassiker.
Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt - erfolgreicher Kinderbuchklassiker. © Boy Lornsen | HA

Der Sylter Kultur- und Heimatverein Sölring Foriining hat kürzlich Lornsens Buch „Nis Punk in der Luk“, das 1985 erschien, neu aufgelegt und mit dem sylterfriesischen Dialekt Sölring bereichert – im Doppeltitel heißt es „Nis Puk ön di Lük“. Es wird im Museumsshop angeboten. Die Puken sind Teil der inselfriesischen Sagenwelt. Man könnte sie als Hausgeister bezeichnen, sie alle haben Knollennasen und große Knopfaugen und lieben bunte Farben. Und alle tragen Strumpfhosen mit Ledersohlen.

Nis Puk in der Luk wurde neu aufgelegt.
Nis Puk in der Luk wurde neu aufgelegt. © Sörlring Foriining | Elisabeth Jessen

Sylt: Ausstellung erinnert an 100. Geburtstag von Boy Lornsen

„Wir erinnern mit der Ausstellung an den 100. Geburtstag von Boy Lornsen, weil er künstlerisch eine hochbedeutende Persönlichkeit ist, die in vielen Disziplinen gearbeitet hat“, sagt Alexander Römer, Museumsleiter der Sölring Mueseen. „Er ist humorvoll, er transportiert in seinem Humor eine Leichtigkeit und hat trotzdem Tiefe.“

Beispiel gefällig?

„Der Tintenfisch Paul Oktopus“

Hockt unten vor dem Bosporus
und winkt mit den Tentakeln.
Der Taschenkrebs Saul Kneifmalrein
schleicht durch die Dardanellen ein.
Er will mit Paul spektakeln.





Er nähert sich von kreuz und quer
Und kneift den Paul mit seiner Scher,
und Paul, in der Bedrängnis,
der färbt, und dies zu Sauls Verdruss,
tieftintenschwarz den Bosporus.
Und jetzt naht das Verhängnis.

Im Finstern kneift Saul Kneifmalrein
Sich in sein eignes Krebsgebein –
So gut war Paules Finte.
So gehts bei Krieg und Krakenkrieg –
Oft kommt man statt zu Ruhm und Sieg
Nur scheußlich in die Tinte.

Lornsen, der am 7. August 1022 in Keitum geboren wurde, wuchs in Brunsbüttel auf, wo sein Vater, der Kapitän Albert Lornsen als Lotse arbeitete. 1941 machte er in Marne sein Abitur. Während des Krieges war er als Funker eingesetzt. Nach dem Krieg begann er nach einem Praktikum als Zimmermann und Tischler eine Ausbildung an der Landeskunstschule in Hannover.

Boy Lornsen veröffentlichte zahlreiche Kinderbuchklassiker

1951 legte Lornsen die Meisterprüfung als Steinbildhauer ab und arbeitete dann bis 1966 in seinem eigenen Betrieb. 1967 begann er seine Tätigkeit als freier Schriftsteller, als erstes Buch veröffentlichte er „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“, und erlebte damit seinen internationalen Durchbruch. Neben dem Kinderbuchklassiker, der auch verfilmt wurde, veröffentlichte der Autor zahlreiche weitere Kinderbücher, Romane und Gedichte. Boy Lornsen, der auch für die Sesamstraße arbeitete und dessen Bücher in viele Sprachen übersetzt wurden, starb im Juli 1995. Mehrere Grundschulen in Schleswig-Holstein sind nach ihm benannt.

In seinen Gedichten schrieb Lornsen oft über Tiere – beispielsweise Frösche, Schweine, Spinnen, Mücken oder Tintenfische. Etliche sehr witzige Beispiele sind auch in der Ausstellung im Sylt Museum zu sehen.

Weitere Infos zum Sylt Museum unter http://soelring-museen.de/syltmuseum/