Sylt. Beim letzten Konzert des Sylt Open Air 2022 kommen sich Fans und der Star ganz nah. Das miese Wetter scheint dabei fast vergessen.

Dem unablässigen Nieselregen zum Trotz hat sich eine eingeschworene Johannes-Oerding-Fangemeinde am Sonntagabend auf dem Gelände des Flugplatzes Sylt eingefunden. Der in Hamburg lebende Popsänger hat das letzte Konzert des dreitägigen Sylt Open Air gegeben. Satte zwei Stunden lang gab’s reichlich Fankontakt, all die großen Hits und viel Liebe zur Musik.

Sylt Open Air: Abtanzen im Regen zu Johannes Oerding

Doch bevor Johannes Oerding die Bühne auf der Nordseeinsel betritt, musste den Im-Regen-Stehern selbstverständlich eingeheizt werden, mit Gregor Hägele. Er begleitete den Sänger schon auf so einigen Konzerten. "Ich sehe den jungen Oerding in ihm", begründet der Star des Abends ganz bescheiden.

Der wiederum beginnt Punkt 20 Uhr mit seiner Show. Zwischen Songs wie "So schön", "Blinde Passagiere", "Alles brennt" und "An guten Tagen" interagiert er dabei mit dem Publikum. Er lobt ihre Tapferkeit, so lang im Regen zu stehen, er spielt mit einer Zuschauerin Schere-Stein-Papier oder steigt hinab auf den Flughafengrund und tanzt am Bierstand vorbei. Oerding weiß einfach zu unterhalten.

Sylt: Nach dem Konzert fährt Johannes Oerding Fans nach Hause

An blöden Sprüchen mangelt es bei ihm ebenfalls nicht: "Ich habe kein Zimmer mehr im Severins bekommen", klagt er etwa. Auch verkündet der Sänger, Christian Lindner halte sich im Publikum auf - "der macht hier Honeymoon."

Sichtungen des Bundesfinanzministers gab es nicht. Vermutlich hat er wie viele der Anwesenden gut getarnt unter der Kapuze seines Friesennerzes getanzt.

Auf Oerdings Frage hin, ob denn Männer vor Ort seien, die "mitkommen mussten", jubelt ein Herr im roten T-Shirt, der sich schnell als Torsten herausstellt. Und Torsten wurde nicht nur mitgeschleppt, nein, er muss seine Bande auch noch mit dem Auto nach Hause fahren.

Torsten, der auf dem Johannes-Oerding-Konzert auf Sylt ist, weil er
Torsten, der auf dem Johannes-Oerding-Konzert auf Sylt ist, weil er "mitkommen musste", bekommt ein Bier zur Entschädigung vom Sänger. © Anika Würz

Oerding, dem es leid tut, dass Torsten nicht einmal ein Bier genießen kann, organisiert ihm eines - und einen Schnaps gleich dazu. Außerdem gibt es das Versprechen: "Ich fahre euch heute Abend noch nach Keitum." Blöd nur, dass der Sänger seinen Führerschein verloren hat. Hoffentlich sind Torsten und Familie gut in Keitum angekommen.

Konzert: Johannes Oerding kann auf Sylt kaum aufhören zu spielen

Neben all der Witzeleien mit dem Publikum kommt auch Oerdings Leidenschaft für die Musik nicht zu kurz. Bassist, Schlagzeuger und E-Gitarrist bekommen Zeit und Raum für umfangreiche Soli, auf der Bühne werden Umarmungen ausgetauscht.

Die Zuschauer würdigen die Musiker mit anhaltendem Applaus und ausgelassenem Abtanzen. Denn bei einem Johannes-Oerding-Konzert fangen selbst Frauen, denen man im Bus einen Sitzplatz überlassen würde, an, Luftgitarre zu spielen und sogar ihre "mitgeschleppten" Männer wippen heimlich mit dem Fuß.

Der Sänger nimmt derweil die Energie seines Publikums wahr und will überhaupt nicht mehr aufhören, dem Affen Zucker zu geben. Vor seinem letzten Song entschuldigt er sich beinahe für das Ende der mehr als zwei Stunden dauernden Show: "Die Polizei hat mich schon auf dem Kieker!"

Moonwalk: Oerding liefert Michael-Jackson-Einlage

Im Laufe des Abends bekam das Publikum von der Band übrigens nicht nur Oerding-Originale auf die Ohren. Der in Hamburg lebende und mit Ina Müller liierte Sänger hat Auszüge von Amy Winehouse’ "Rehab", dem Titelsong des "König der Löwen", und Bob Marleys "Could You Be Loved" in sein Programm eingewoben. Außerdem liefert Oerding eine Michael-Jackson-Einlage.

Das Johannes-Oerding-Konzert auf Sylt war gut gefüllt.
Das Johannes-Oerding-Konzert auf Sylt war gut gefüllt. © Anika Würz

Gemeinsam mit dem kleinen Lönne, der seinen Wohnort gerade vergessen hat, bewegt er sich im Moonwalk über die Bühne. Wenn Lönne schon nicht wisse, wo er herkommt, "Wo siehst du dich denn in fünf Jahren?", fragt der Sänger ihn noch zum Abschied. Da muss der schlagfertige Blondschopf nicht lange überlegen: "Auf Sylt!"