Westerland. Bei den Kontrollen in Westerland geht es vor allem um die Kurtaxe. Behördenmitarbeiter kommen inzwischen fünfmal am Tag.
"Heute Morgen, gegen 7 Uhr, kam schon wieder das Ordnungsamt", berichtet Fuxxx, der gerade Gemüsestückchen auf einem Grill erhitzt. Er ist der selbsternannte Koch des Punker-Lagers im Stadtpark vor dem Rathaus Westerland auf Sylt. "Die wecken uns ganz früh, die terrorisieren uns richtig", ist seine Sicht der Dinge.
Nikolas Häckel, Bürgermeister der Gemeinde Sylt, formuliert es so: "Das Ordnungsamt ist mehrfach täglich an den neuralgischen Punkten präsent, der Sicherheitsdienst von 13 Uhr bis 1 Uhr mit zwei Teams in der Innenstadt." Zuletzt waren verschärfte Kontrollen veranlasst worden.
Sylt: Ordnungsamt fragt Punks nach Kurtaxe
Es gehe dabei "insbesondere um Einhaltung der Satzungen und der Kurabgabenpflicht", so Häckel. Dass die Beamten in erster Linie nach der Taxe fragen, berichtet auch Fuxxx. Er allerdings hält die Pauschale für völlig überholt: "Wir dürfen hier nicht einmal an den Strand gehen, nur weil wir kein Geld haben. Ich fühle mich wie in so einer Stadt im Mittelalter, wo man fürs Betreten irgendeine Maut zahlen muss", sagt der Punk, der – wie die meisten seiner Genossen auf der Grünfläche – mit dem 9-Euro-Ticket aus Hamburg nach Sylt gekommen ist.
FaulenzA ist Berliner Straßenmusikerin, Dichterin des Songs "Chaostage Sylt" und stark genervt von den morgendlichen Kontrollgängen der Beamten. "Wir werden hier von unseren Schlafplätzen vertrieben und dann werden Taschenkontrollen gemacht und Personalien aufgenommen", berichtet sie. Angestellte des Ordnungsamtes hätten in den privaten Besitztümern der Kampierenden "gewühlt", sagt FaulenzA.
Allerdings: Um das Ordnungsamt kann es sich dabei gar nicht gehandelt haben, wie Bürgermeister Häckel klarstellt: "Durchsuchungen gibt es gemeindeseits überhaupt nicht, das wäre auch gar nicht zulässig. Es gibt Kontrollen durch gemeinsame Teams vom Ordnungsamt, Sicherheitsdienst und Polizei, gegebenenfalls ergänzt um den Tourismusservice."
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Punks auf Sylt bekommen fünfmal täglich Besuch von Beamten
Im Schnitt bekommt die derzeit rund 20 Personen umfassende Punker-Gruppe auf der Grünfläche am Rathaus Westerland rund fünfmal am Tag Besuch von Ordnungsamt, Sicherheitsdienst und Polizei, schätzen die Betroffenen. Laut der Gruppierung gibt es selten einen konkreten Anlass dazu.
"Aber dass unsere reine Anwesenheit die Leute offenbar so stört, zeigt ja, dass unsere Gesellschaftskritik angebracht ist", rechtfertigt sich Straßenmusikerin FaulenzA grinsend. Sie betrachtet ihre Sylt-Reise schließlich als "symbolischen Akt gegen den Kapitalismus", wie sie sagt.