Kiel/Innsbruck. Otto Carstens aus dem Justizministerium in Schleswig-Holstein wurde der Titel aberkannt. Was die Plagiatsprüfung ergab.

Die Universität Innsbruck hat dem Staatssekretär im schleswig-holsteinischen Justizministerium nach einer Plagiatsprüfung den Doktortitel aberkannt. „Der Universitätsstudienleiter hat entschieden, mir den Doktorgrad zu entziehen und begründet dies einzig mit einem Selbstplagiat meiner Masterarbeit in meiner Dissertation“, informierte CDU-Politiker Otto Carstens am Donnerstag das Abendblatt.

Was er meint: Carstens hat bei sich selbst abgeschrieben und zumindest Teile seiner eigenen Masterarbeit aus dem Jahr 2007 an der Universität Hamburg auch 2010 in seiner Doktorarbeit an der Universität Innsbruck (Titel der Dissertation: Funktionsweisen europäischer Politikgestaltung durch europäische Parteien und deren Abgeordnete) verwendet, offensichtlich ohne das kenntlich zu machen. Weitergehende Gründe seien ihm in dem am Montag zugegangenen Bescheid nicht genannt worden. Das schreibt Carstens in einer Mail aus dem Urlaub dieser Zeitung.

Schleswig-Holstein: CDU-Politiker Otto Carstens wird Doktortitel entzogen

Maßgeblich für die Entscheidung waren nach Angaben der Universität also nicht die vor etwa einem Jahr bekannt gewordenen Vorwürfe, Carstens haben nicht ausreichend andere Quellen kenntlich gemacht. „Im Zuge der von der Universität beauftragten externen Gutachten wurde vielmehr festgestellt, dass die Dissertation die von Carstens in Hamburg 2007 eingereichte Masterarbeit ohne jeglichen Hinweis darauf enthält.“ Die im Rahmen des Studiums an der Universität Innsbruck erbrachten Studienleistungen seien dadurch umfangreich geschmälert worden. Das berichtet die Nachrichtenagentur lno.

Der Justiz-Staatssekretär verweist darin darauf, dass die Entscheidung noch nicht rechtskräftig sei. „Im Übrigen halte ich diese auch für rechtswidrig und werde gegen den Bescheid des Universitätsstudienleiters Beschwerde einlegen“, schreibt Carstens. In dem Verfahren habe dann der Senat der Universität Innsbruck zu entscheiden. Carstens steht nach Auskunft der Innsbrucker Hochschule auch der Klageweg offen.

Doktor: CDU-Politiker Otto Carstens will Titel nicht mehr aktiv führen

Er werde, schreibt Carstens, bis zu einer endgültigen Entscheidung seinen Doktortitel nicht mehr aktiv führen. So tauchte er am Donnerstagnachmittag im Internetauftritt des Kieler Justizministerium auch nur noch als Otto Carstens auf, der Doktortitel war da bereits getilgt. Der CDU-Politiker betont in seiner Reaktion, mit dem „aktuellen Verfahrensstand transparent umgegangen“ zu sein.

Für die SPD-Fraktion sprach der Landtagsabgeordnete Marc Timmer von einer „Summe der Verfehlungen“ von Staatssekretär Carstens, die „krass“ seien. „Nachdem zuvor Verbindungen zu rechtsextremen Netzwerken bekannt geworden sind, wurde ihm nun auch noch sein Doktortitel aberkannt. Ob die Landesregierung an Herrn Carstens als Staatssekretär festhalten kann, ist eine Frage, die der Ministerpräsident jetzt beantworten muss“, forderte die SPD ein Einschreiten von Daniel Günther.

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Im vergangenen Jahr war Carstens auch im Zusammenhang mit zweifelhaften Äußerungen zum Strafvollzug sowie seiner Mitgliedschaft in zwei schlagenden Studentenverbindungen in die Kritik geraten. Im Rechtsausschuss hatte er seine Mitgliedschaften als Privatsache bezeichnet.