Wacken. 61.000 Besucher haben den verschlammten Holy Ground verlassen. Wie die in diesem Jahr abgewiesenen Fans an Karten für 2024 kommen.

Die Abreise der Besucher des Wacken Opfen Air (W:O:A) im schleswig-holsteinischen Wacken ist ohne größere Probleme erfolgt. Das teilte die Polizei am Sonntag mit.

Am Sonntagvormittag befanden sich nur noch circa zehn Prozent der etwa 61.000 Besucher des mehrtägigen Festivals auf dem Gelände, wie eine Polizeisprecherin auf Anfrage sagte. Auch die Straßen seien frei, es gebe keinerlei Verkehrsbehinderungen oder Staus.

Am Nachmittag war die Abreise dann größtenteils beendet, wie ein Festival-Sprecher erklärte. „Aktuell sind nur noch sechs der insgesamt circa 60 Traktoren im Einsatz, um vereinzelt PKW abzuschleppen“, sagte er. „Dank einer intensiven Kommunikation zu den besonderen Umständen, verläuft die Abreise sehr gut“.

Einige Festivalbesucher verlassen das verschlammte Campinggelände des Wacken Open Air mit Taxis.
Einige Festivalbesucher verlassen das verschlammte Campinggelände des Wacken Open Air mit Taxis. © dpa | Axel Heimken

Wacken Open Air: Rückreise verläuft störungs- und problemlos

In der Nacht zum Sonntag war die 32. Auflage des Festivals zu Ende gegangen. Auf neun Bühnen gab es mehr als 200 Konzerte – unter anderem von Metal-Größen wie Iron Maiden, Helloween und Doro Pesch. Erstmals in der Geschichte des W:O:A hatten die Veranstalter am vergangenen Mittwoch wegen der schlammigen Platzverhältnisse aus Sicherheitsgründen einen Einlassstopp verhängt. Statt der erwarteten 85.000 Besucherinnen und Besucher konnten deshalb nur 61.000 Metalfans auf das Gelände.

Die Anreise zum dem weltweit berühmten Festival von Metal-Bands war wegen Starkregens sehr chaotisch verlaufen. Die Campingflächen waren völlig durchweicht. Pkw und Camper mussten mit Hilfe von Treckern aufs Gelände gezogen werden. Bei der Abreise konnten die Fahrzeuge problemlos das Gelände verlassen, wie die Polizeisprecherin sagte. Lediglich bei größeren Fahrzeugen seien Trecker nötig gewesen, um sie freizuschleppen.

Wacken Open Air: Eines der sichersten Festivals in der W:O:A-Geschichte

Wie die Polizei Itzehoe am Sonntag mitteilte, waren die Einsatzkräfte im gesamten Festivalzeitraum zu 177 Einsätzen ausgerückt. Dabei nahmen die Polizistinnen und Polizisten 27 Strafanzeigen nach Diebstählen und 15 Strafanzeigen nach Körperverletzungen auf. „Damit liegt die Zahl angezeigter Straftaten, wie in den Vorjahren, auf einem sehr niedrigen Niveau.“, heißt es in der Mitteilung. Aus Sicht der Polizei handelt es sich um eines der sichersten Festivals in der Geschichte des Wacken Open Air.

Rund 240 Teilnehmer des diesjährigen Wacken Open Air haben indes die Festival-Seelsorge der evangelischen Nordkirche in Anspruch genommen. „Wir hatten berührende Gespräche, in denen Themen aus der Lebenswelt der Menschen deutlich wurden: Ängste, traumatische Erinnerungen, Trauer, Panikattacken oder Konflikte“, sagte Teamleiterin Annika Woydack, Landesjugendpastorin der Nordkirche, wie es in einer am Sonntag verbreiteten Mitteilung der Nordkirche heißt.

Festival-Seelsorger: Einige Leute nach Strapazen der Anreise „sehr dünnhäutig“

„Nach den Strapazen der Anreise waren an den ersten Tagen einige Leute schon dünnhäutig. Da haben wir uns Ärger angehört und versucht, zu trösten und zu beruhigen“, so Woydack laut Mitteilung. Es sei beeindruckend, wie sich die Menschen vor Ort und im Umkreis bemüht hätten, wegen des Anreisestopps und der Regenmassen zu helfen und zu trösten.

Veranstalter und -Mitgründer Thomas Jensen habe sich bei dem ehrenamtlichen Seelsorge-Team bedankt, das seit 2010 fester Bestandteil des WOA ist, hieß es weiter. Die Festival-Seelsorge wird organisiert von der Jungen Nordkirche. Zum Team gehören 20 ausgebildete Personen, darunter Psychologinnen, Pädagoginnen, Pastoren und Pastorinnen sowie Diakone und Diakoninnen. Seit 2010 sind sie auf dem Wacken Open Air und bieten Zeit und Raum zum Reden, Hilfe und Beratung an. Kirchenzugehörigkeit oder Konfession spielen dabei keine Rolle.

Wacken Open Air wurde durch heftigen Dauerregen zur Schlammschlacht

Das viertägige Wacken Open Air 2023 hatte am Mittwoch begonnen und wurde durch heftigen Dauerregen zu einer Schlammschlacht.

Festivalbesucher sitzen am Sonnabend beim Wacken Open Air neben den abtrocknenden Schlammflächen auf dem Veranstaltungsgelände und hören den Auftritten der Bands zu.
Festivalbesucher sitzen am Sonnabend beim Wacken Open Air neben den abtrocknenden Schlammflächen auf dem Veranstaltungsgelände und hören den Auftritten der Bands zu. © dpa | Axel Heimken

Schließlich rückte sogar die Bundeswehr mit schwerem Pioniergerät an. Sie verlegte auf dem aufgeweichten Untergrund eine abrollbare Faltstraße, um einen Rettungsweg für etwaige Notfalleinsätze zu schaffen.

Wacken-Veranstalter: Abgewiesene bekommen Vorkaufsrecht für 2024

Nach dem Einlassstopp für Tausende bekommen abgewiesene Kartenbesitzer ein Vorkaufsrecht auf die Tickets für das kommende Wacken Open Air. Das gelte zusätzlich zu der Rückerstattung des Ticketpreises von 299 Euro pro Person, teilten die Veranstalter mit.

Wegen der geringeren Besucherzahl entgehen den Festival-Machern nach eigenen Angaben Einnahmen in Höhe von mehreren Millionen Euro. „Es ist ein Drittel unserer Einnahmen“, sagte Festival-Mitbegründer Thomas Jensen. Das sei mathematisch nicht so schwer auszurechnen. „23.500 mal 299, und dann kommst Du da irgendwo ziemlich dicht ran.“ Jensens Rechnung zufolge fehlen Einnahmen in Höhe von mehr als sieben Millionen Euro.

Für das Festival im kommenden Jahr (31. Juli bis 3. August 2024) sind bereits die Scorpions angekündigt. Die deutsche Rockband spielte bereits 2012 in Wacken und ist 2024 einer der Headliner. Mit dabei sein sollen dann unter anderem auch Amon Amarth, In Extremo, Blind Guardian und Knorkator. Der Vorverkauf für das W:O:A 2024 startet am Sonntagabend um 20 Uhr.