Kappeln. Die Kinderbuchautorin verbringt viel Zeit an der Schlei. In einem Bildband von Abendblatt-Autorin Sophie Laufer erklärt sie, warum.

„Die Schlei macht glücklich!“, hat vor über 20 Jahren eine Freundin zu mir gesagt, als die Schlei sogar im doch eigentlich gar nicht so fernen Hamburg noch ein Geheimtipp war. Und da, ich meine es ernst, stimme ich ihr nun wirklich zu.

Die Schlei? Was ist denn die Schlei? Bei Lesungen anderswo in Deutschland aus meinen „Sommerby“-Büchern, die an Schlei und Ostsee spielen, werde ich das oft gefragt, und dann beame ich eine Landkarte an die Wand: Guckt mal, da! Hier spielen die Geschichten! Das ist die Schlei!

Ostsee: Kirsten Boie schwärmt von Landschaft an der Schlei

Und dann die überraschten Reaktionen: Das ist ja fast schon in Dänemark! Und mehr als 50 Kilometer lang! Und ist das wirklich kein Fluss, sondern ein Meeresarm? (Ist es. Aber kein Fjord übrigens, sondern eine glaziale Rinne, und was das genau ist, weiß ich auch nicht. Was uns aber nicht kümmern muss, solange die Schlei glücklich macht.)

Wie kann es sein, dass diese wunderschöne, ruhige Landschaft so lange fast vollkommen unbemerkt geblieben ist?

Kirsten Boie fragt sich, warum die Schleiregion so lange unentdeckt blieb

Liegt es vielleicht daran, dass bisher niemand die Schlei besungen hat? Dass ihre Bewohner bescheiden darauf verzichtet haben, die zurückhaltenden Schönheiten der Gegend anzupreisen? So hat die Region das Glück gehabt, bis vor einigen Jahren in einem abgelegenen Winkel der Geschichte der Aufmerksamkeit der Tourismusindustrie zu entgehen; und deshalb haben Besucher auch heute oft noch das Gefühl, zurück in eine gemächlichere Zeit zu reisen.

Das Buch „Die Schlei“ hat Abendblatt-Autorin Sophie Laufer geschrieben. Es ist im Ellert & Richter Verlag erschienen und kostet 30 Euro.
Das Buch „Die Schlei“ hat Abendblatt-Autorin Sophie Laufer geschrieben. Es ist im Ellert & Richter Verlag erschienen und kostet 30 Euro. © Ellert & Richter Verlag | Ellert & Richter Verlag

Sie wundern sich über die Ortsnamen, die in großer Zahl auf -up oder -by enden (ja, wie Bullerbü, natürlich!), und erfahren staunend, dass die Schlei über Jahrhunderte tatsächlich zu Dänemark gehört hat: Das mehr als 800 Jahre alte, beeindruckende Schloss Gottorf in Schleswig war der Sitz des dänischen Statthalters in Schleswig-Holstein; und tatsächlich sind aus ihm im 18. Jahrhundert vier schwedische Könige und mehrere russische Zaren hervorgegangen. Damals also noch nichts mit: „am Rande der Geschichte“!

Schleiregion: Muttersprache vieler Menschen ist Dänisch

Und das gilt in noch viel stärkerem Maße, wenn wir von Schleswig den Sprung über die Schlei tun, hinüber zur Handelsmetropole der Wikinger, der Siedlung Haithabu, die im Mittelalter eine Zeit lang tatsächlich die einwohnerreichste Stadt Nordeuropas war. Im großartigen Haithabu-Museum kann man noch immer einen sehr plastischen Eindruck davon bekommen.

Nicht nur die Ortsnamen erinnern an die dänische Zeit: In der Region leben nach wie vor viele Menschen, deren Muttersprache Dänisch ist, man hört es überall in den kleinen Orten; und es gibt natürlich dänische Schulen und Kitas. Auch Plattdeutsch wird von vielen Menschen noch gesprochen. Aber keine Sorge: Auch mit Hochdeutsch kommt man an der Schlei bestens zurecht!

Kirsten Boie berichtet, dass viele Besucher immer wiederkommen

All das sind nicht ausreichend Gründe dafür, dass die Schlei glücklich macht? Das ist ja auch längst noch nicht alles! Viele Besucher kommen immer wieder.

Sie lieben die gewundenen schmalen Straßen, die unzähligen Reetdachhäuser, den Blick über leuchtend gelbe Rapsfelder aufs Wasser von Schlei und Ostsee; sie erkunden die Region gemächlich mit dem Rad und staunen über Deutschlands kleinste Stadt Arnis, die in einem Kampf gegen die Leibeigenschaft entstanden ist und die man über das Wasser mit der Fähre erreicht, und über das idyllische Bilderbuchdorf Sieseby.

Sie baden in der Ostsee und in der Schlei (aber da muss man die schönsten Badestellen schon selber suchen!), fahren mit dem Ausflugsdampfer zum Leuchtturm auf der Lotseninsel an der Mündung in die Ostsee und schlendern die Hauptstraße der kleinen Stadt Maasholm hinunter zwischen niedrigen, von Rosen umrankten Häusern bis zum Hafen und von dort auf dem Deich bis zum Naturschutzgebiet.

Und manchmal sitzen sie auch einfach nur auf einem der vielen Stege am Ufer und gucken aufs Wasser. Weil die Schlei nicht nur glücklich macht, sondern auch gelassen. Es lohnt sich, das einmal auszuprobieren. Vielleicht schafft das ja sogar schon dieses Buch!

Ostsee: Schlei – hier entstehen Kirsten Boies Bücher

Zum Hintergrund: Kirsten Boie verbringt seit vielen Jahren so viel Zeit wie möglich in der Schleiregion. Hier besitzt sie eine alte Tagelöhnerkate zwischen Kappeln und der Ostsee. Und hier sind viele ihrer Bücher entstanden, denn hierher zieht sie sich zum Schreiben zurück. Ihre drei Bücher „Ein Sommer in Sommerby“, „Zurück in Sommerby“ und „Für immer Sommerby“ (alle drei Oetinger Verlag) spielen genau hier.