Kiel. Beliebteste Ziele sind Sylt und Travemünde – aber es gibt auch Überraschungssieger. Welche Urlaubergruppe Minister Madsen vermisst.

  • So viele Übernachtungen wie 2022 gab es noch nie in Schleswig-Holstein
  • Die beliebtesten Ziele bleiben Sylt und Travemünde – doch es gibt auch Überraschungssieger
  • Warum Tourismusminister Claus Ruhe Madsen trotzdem nicht vollständig zufrieden ist

Urlaub in Schleswig-Holstein boomt wie nie zuvor. Mit 37,5 Millionen Übernachtungen war 2022 das beste Übernachtungsjahr in der Geschichte des Schleswig-Holstein-Tourismus. Vor allem Campingurlaub, die Ostseeküste und Kappeln an der Schlei verzeichnen die höchsten Zuwächse.

Schleswig-Holstein: Mehr Touristen, aber die Dänen fehlen

„Schleswig-Holstein wird von den Menschen gern besucht“, freute sich Tourismusminister Claus Ruhe Madsen auf der Jahresbilanzkonferenz des Schleswig-Holstein-Tourismus 2022 am Donnerstag. Die Übernachtungen aus dem Inland stiegen um drei Prozent gegenüber dem maßgeblichen Vor-Coronajahr 2019 an. „Wir stellen aber leider fest, dass weniger Gäste aus dem Ausland kommen“, so Madsen. Vor allem die Dänen werden vermisst. Es sind erst 76 Prozent der Auslandsübernachtungen von 2019 erreicht.

Ein möglicher Grund: „Es lag wohl auch an den Coronaregeln, die für Verunsicherung gesorgt haben.“ Und auch wenn mit 8,8 Millionen Ankünften ein Prozent weniger Gästeankünfte als im Erfolgsjahr 2019 zu verzeichnen waren, so wird dies wett gemacht durch eine längere Aufenthaltsdauer der Gäste von durchschnittlich 4,3 Tagen. Damit ist Schleswig-Holstein im bundesweiten Vergleich zusammen mit Mecklenburg-Vorpommern weiter Spitzenreiter bei der Aufenthaltsdauer.

Ost- und Nordsee sowie Campingurlaub sind am beliebtesten

Kappeln an der Schlei boomt: Übernachtungsplus von mehr als 119 Prozent.
Kappeln an der Schlei boomt: Übernachtungsplus von mehr als 119 Prozent. © imago images/Manfred Ruckszio | imago stock

Die meisten Gäste sind an die Ostsee gereist, gefolgt von der Nordsee und den Binnenregionen. Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein GmbH: „Alle Städte, Orte und Regionen haben aufgeholt, aberteilweise noch nicht das Niveau von 2019 erreicht.“ Bei den Gästen, die in den Norden kommen, wird Urlaub auf den 276 Campingplätzen im Land immer beliebter: Campingplatzbetreiber können sich über ein Plus von 28 Prozent freuen.

Hohe Zuwächse bei Ferienwohnungen, Hotels schwächeln

Es scheint, als mögen die Gäste es, autark zu sein. Denn auch auch Ferienhäuser und -wohnungen verzeichnen einen Anstieg der Übernachtungen von 12 Prozent. Hotels dagegen schwächeln ein wenig: Dort sind die Übernachtungen um vier Prozent zurückgegangen, bei Pensionen sogar um 12 Prozent. Der Rückgang bei den Hotelübernachtungen macht den Tourismusminister nachdenklich. „Das ist bedauerlich, weil Hotels mit Angeboten, wie Wellness dafür sorgen, dass die Gäste auch in der Nebensaison kommen.“

Denn nach wie vor bemühen sich die Touristiker, die Gäste auch für einen Aufenthalt in der Nebensaison zu begeistern. Madsen: „Wir müssen die saisonale und geografische Gästeverteilung voranbringen.“ Bedeutet: Urlaub auch in der Nebensaison in den Fokus zu stellen und zwar nicht nur auf Sylt und an der Küste, sondern das Binnenland und die Städte sollen weiter beworben werden. Noch aber kommt der überwiegende Teil der Urlauber in der Hauptsaison zwischen Mai und Oktober.

Nord- und Ostsee: Das sind die Top-Ziele im Norden

Und dann geht es gern in folgende Orte: Sylt ist mit fast drei Millionen Übernachtungen in 2022 absoluter Spitzenreiter, gefolgt von Lübeck-Travemünde mit 2,2 Millionen Übernachtungen und St. Peter-Ording mit 1,7 Millionen Übernachtungen. Auf Platz vier liegt Grömitz (1.340.540 Millionen Übernachtungen) und dann Timmendorfer Strand (1.310.788 Millionen Übernachtungen). Es folgen Fehmarn, Büsum und Wyk auf Föhr.

Großes Potenzial bieten auch folgende Orte, die derzeit boomen und hohe Zuwächse zu verzeichnen haben: An erster Stelle Kappeln an der Schlei mit einem Plus von 119,1 Prozent an Übernachtungen, gefolgt von Dahme an der Ostsee (plus 29,3 Prozent), Lübeck-Travemünde (plus neun Prozent) und St. Peter-Ording mit einem Zuwachs von 6,5 Prozent.

Trotz Fachkräftemangels: Restaurants unbedingt öffnen

Sorge bereiten Claus Ruhe Madsen die hohe Zahl an Ferienwohnungen und der Wohnraummangel für Einheimische sowie der Fachkräftemangel. Und dennoch müsse stetig für eine hohe Aufenthaltsqualität gesorgt werden. Daher appelliert Madsen an die Gastronomen: „Restaurants müssen auch an Regentagen und in weniger gut besuchten Zeiten geöffnet bleiben.“ Wenn Gäste erleben, dass sie vor verschlossenen Türen stehen – so wie der Minister kürzlich in St. Peter-Ording – steigere das die Unzufriedenheit, die unter den Urlauber zugenommen habe.

Der Tourismus in Schleswig-Holstein steht vor großen Herausforderungen, auch weil in diesem Jahr wieder uneingeschränkt Urlaub im Ausland möglich ist. Daher gelte für die kommenden Jahre: „Wir müssen unsere Verkehrsinfrastruktur verbessern, digitalgestützte Besucherlenkung voranbringen, dringend benötigte Arbeitskräfte gewinnen, und die Branche dabei unterstützen, in attraktive Angebote über das gesamte Jahr hinweg zu investieren.“ Das sei ein Marathon, kein Sprint, so Madsen.