Neumünster. Der frühere Kammer-Rebell und ein TV-Team wurden bei einem Bürgerdialog von einem NPD-Anhänger verfolgt und belästigt. Strafanzeige.
Neumünsters Oberbürgermeister Tobias Bergmann (SPD) ist am Wochenende von einem offenbar rechtsradikalen Bürger verfolgt und belästigt worden.
Wie die Polizei dem Abendblatt bestätigte, sei Bergmann am Freitagabend im Zuge einer als Bürgerdialog durchgeführten Kneipentour von einem 29 Jahre alten Mann verbal angegangen worden.
In einem Lokal habe die Polizei schließlich eingegriffen und gegen den Störer einen Platzverweis ausgesprochen. Bergmann selbst habe zwar keine Anzeige erstattet, dafür ein Mitglied eines Kamerateams.
OB Bergmann in Neumünster attackiert
Dieses hatte den Politiker bei seiner Dialogtour begleitet. Ein türkischstämmiger Mitarbeiter von Neumünster TV habe Strafanzeige wegen eines körperlichen Angriffs sowie rassistischer Beleidigung erstellt.
Laut Holsteinischem Courier soll der Angreifer Bergmann unter anderem vorgeworfen haben, dass er aus Hamburg komme, „kein richtiger Neumünsteraner“ sei und der SPD angehöre.
Bergmann selbst, der in Hamburg als sogenannter Rebell der Handelskammer bekannt wurde und Ende 2018 als deren Präses zurücktrat, spielte den Vorfall von Freitag eher herunter.
Er sei zwar von einer polizeibekannten Person aus der rechtsradikalen Szene belästigt worden, schrieb Bergmann bei Instagram. „Aber dank der Zivilcourage meiner Begleiter:innen konnte die Situation entschärft werden.“
NPD-Anhänger attackiert Bergmann und TV-Team
Nach Darstellung von Neumünster TV habe sich der 29 Jahre alte Mann „durchgehend abwertend über Bundeskanzler Olaf Scholz und Tobias Bergmann sowie dessen Frau“ geäußert. Gegen das eigene Kamerateam habe er zudem „ausländerfeindliche Parolen inklusive Morddrohungen“ ausgesprochen.
Friedliche Gesprächsangebote habe er abgelehnt. Vor einer der Kneipen habe er dem Team wiederholt aufgelauert und dieses schließlich körperlich angegriffen. Am Sonnabend sei der Mann dann wie von ihm angekündigt bei einer NPD-Demo in der Innenstadt erneut in Erscheinung getreten.
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Der Aufzug der rechtsradikalen Partei hatte ansonsten wenig Zulauf. Nach Polizeiangaben hatten sich am Hauptbahnhof etwa 20 NPD-Anhänger versammelt. Aufgrund des großen bürgerlichen Protests sei der Marsch auf 150 Meter verkürzt und nach nur etwas mehr als einer Stunde wieder aufgelöst worden.