St. Peter-Ording. Der traditionelle Pfahlbau am Ordinger Strand versinkt wegen des Klimawandels weiter im Meer. Neubau kommt näher an die Dünen.

„Mit den Füßen“, sagt Katharina Schirmbeck, Tourismusdirektorin in St. Peter-Ording, „steht die Strandbar 54 Grad Nord bereits im Wasser.“ Nicht nur bei Flut, sondern ständig. Und das Wasser der Nordsee kommt immer näher an den Strand. Bei jedem weiteren Sturm sind Schäden zu befürchten. Deshalb soll die beliebte Strandbar in einen neuen Pfahlbau näher am Strand umziehen, mit dem Bau sollte jetzt im Herbst begonnen werden. Doch der Beginn verzögert sich.

Oben auf der Terrasse der Strandbar 54 Grad Nord mit den Glaswänden fühlt es sich bei Flut so an, als bei man auf dem Meer, auf einem Kreuzfahrtschiff, umgeben von der Nordsee. Das macht den besonderen Charme der Strandbar aus. Dieses Meeresgefühl wird es in Zukunft so nicht mehr geben. Denn der Kultpfahlbau muss der Nordsee weichen.

Vor neun Jahren stand die Bar noch im Spülsaum

Grund: Der derzeitige Standort draußen im Meer ist in Zeiten des Klimawandels und des steigenden Meeresspiegels nicht mehr sicher. Die Pfahlbauten in Ording, Bad, Dorf und Böhl sind ein Markenzeichen des Nordseeortes. Doch mit dem Anstieg des Meeresspiegels wird der Strand immer schmaler, die Pfähle drohen in der Nordsee zu versinken. Fünf bis sieben Meter rückt das Meer jährlich näher an den Strand. Bereits jetzt ist die Bar nur noch über einen Steg zu erreichen. Und dieser muss jedes Jahr verlängert werden. Zum Vergleich: Vor neun Jahren stand die Strandbar 54 Grad Nord noch im Spülsaum der Nordsee.

Die Planungen für den neuen Pfahlbau gehen zwar voran, dauern aber doch länger als zunächst gehofft. „Ich wünschte, wir wären mit dem Projekt schon weiter“, sagt Katharina Schirmbeck. „Aber die Arbeiten am Strand sind sehr herausfordernd, es gibt viele Abstimmungsprozesse mit verschiedenen Behörden, und auch der Umweltschutz spielt eine wichtige Rolle.“ Für den Strand gibt es einen Bebauungsplan, „wir können da nicht einfach drauflosbauen.“

Der alte Pfahlbau wird abgerissen

Im Tourismusausschuss wurden jetzt die derzeitigen Planungen vorgestellt. Demnach wird der neue Pfahlbau rund 70 Meter näher an den Strand ziehen, 245 Meter östlich vom jetzigen Standort. Nordöstlich davon liegt dann das Eventgelände. Die Gäste werden in Zukunft in sieben Metern Höhe über dem Strand sitzen, außerdem soll das Gebäude zweigeschossig werden und insgesamt 13 Meter hoch sein. Es werden außerdem besonders insekten- und vogelfreundliche Lichtquellen installiert werden. Der alte Pfahlbau muss spätestens mit der Inbetriebnahme des neuen abgerissen werden.

Die Tourismusdirektorin rechnet damit, dass mit dem Neubau des für St. Peter-Ording so typischen Pfahlbaus frühestens im Frühjahr, eher im Sommer begonnen werden kann. Dann werden die Pfähle gespült, also in den Boden gesetzt, und die Holzrahmenkonstruktion gebaut. Bauzeit etwa ein Jahr.

Wie auf dem Deck eines Kreuzfahrtschiffes fühlt es sich auf der Terrasse der Strandbar 54 Grad Nord an. Nichts als die Nordsee ist zu sehen.
Wie auf dem Deck eines Kreuzfahrtschiffes fühlt es sich auf der Terrasse der Strandbar 54 Grad Nord an. Nichts als die Nordsee ist zu sehen. © Genevieve Wood

Solange läuft der Betrieb der Strandbar 54 Grad Nord weiter wie bisher am alten Standort, bevor sie in den Neubau umzieht. Die Gemeinde als Eigentümerin der Pfahlbauten muss für diese Versetzung sorgen. Zu den genauen Kosten kann noch nichts gesagt werden. In Zukunft kann die Strandbar ganzjährig betrieben werden statt wie bislang nur von Frühjahr bis Herbst.

Genaue Details werden im Dezember bekanntgegeben

Genau wie zuvor schon das benachbarte Wassersportzentrum X-H2O wird die Strandbar zurückversetzt Richtung Dünen. Das Mehrzweckgebäude mit der Wasserrettung, Sanitäranlagen und einem Infopoint der Nationalparkverwaltung in Ording wurde von vorn­herein 200 Meter hinter der Hochwasserlinie neu gebaut. Auch das Toilettengebäude in Ording-Nord wurde weiter weg von der Wasserkante errichtet.

Die genauen Details werden im Dezember in der nächsten Sitzung des Tourismusausschusses besprochen.