Hamburger Hallig. Vor sieben Jahren kam Erik Brack auf die Insel – und verliebte sich sofort in den idyllischen Ort. Was ihn besonders fasziniert.

Er hatte sich in dieses Fleckchen Erde sofort verliebt. Damals vor sieben Jahren kam Erik Brack zum ersten Mal auf die Hamburger Hallig nördlich von Husum im schleswig-holsteinischen Wattenmeer. Diese Weite, der Blick übers Watt und über die Nordsee hatten es ihm angetan. Und tun es noch heute. Der Wirt des Hallig-Krog arbeitet zwar an einem der einsamsten Fleckchen hier an der Nordsee. Allein ist er dabei aber nie.

Wer mit dem Fahrrad auf die Hamburger Hallig kommt, kann sich glücklich schätzen, wenn das Rad einen Elektroantrieb hat. Sonst würden sich die vier Kilometer vom Deich der Reußenköge zur Warft mit dem Hallig-Krog gewaltig ziehen. Denn meistens kommt der Wind an der Küste ja von vorn. Aber mit dem Pedelec ist Rückenwind garantiert. Die Strecke führt über einen einspurigen Plattenweg durch Salzwiesen hindurch immer geradeaus direkt zum Krog. Seit 2015 begrüßt und bewirtet Erik Brack in dem reetgedeckten Friesenhaus aus dem Jahr 1580 Ausflügler, die zu Fuß, per Fahrrad oder Auto (sechs Euro kostet die Maut) kommen.

Hamburger Hallig: Im Wirtshaus nur regionale Waren

Diese können sich nach einer Radtour bei Waffeln mit Kirschen und Vanilleeis, bei Vollkornbrot mit Nordseekrabben oder Husumer Krabbensuppe stärken. Bei schlechtem Wetter drinnen im gemütlichen Gastraum, bei besserem Wetter draußen an den Bänken und Tischen.

Der Renner sind die Hallig-Platte mit Backfisch, Krabben und Matjes sowie die Lammfrikadellen – von Lämmern, die die Ausflügler vielleicht noch auf dem Deich gesehen haben. Erik Brack bezieht viele Waren aus der Region, „eine Flugmango aus Thailand gibt es bei mir nicht.“ Das Lammfleisch kommt vom Schäfer, die Eier kommen aus dem Koog, die Kartoffeln von Nordstrand.

Früher fuhr er auf der MS „Deutschland“ um die Welt

Dabei serviert der Chef auch gern persönlich. Er ist eben Gastgeber durch und durch. „Ich möchte Menschen kulinarisch glücklich machen“, sagt er. Und dabei ist es egal, wo. In seinem früheren Leben war der 45-Jährige Küchenchef auf dem Kreuzfahrtschiff MS „Deutschland“. Er war auf Spitzbergen, in Afrika, Kambodscha, Tahiti – eigentlich überall, bis auf Alaska – und hat sich dann für die Einsamkeit Nordfrieslands entschieden. Erst hat er im Alten Gymnasium in Husum gearbeitet, später hat er dann den Hallig-Krog übernommen.

Statt vom Schiffsdeck aus schaut er seit sieben Jahren von dieser kleinen Hallig hinaus auf die See. Das Gefühl ist dabei ganz ähnlich wie auf einem Schiff: vor ihm liegen der Horizont und das Meer. Bei heftigem Sturm ist dann, ganz halligmäßig, auch schon mal Land unter. Im ersten Stock gibt es ein Sturmzimmer als Schutz.

„Es ist doch toll, dass man Wetter hat"

Von der Weite hier im Norden bekommt Brack nicht genug. Dabei ist der gebürtige Badener aus der Nähe des Nordschwarzwaldes in einem milderen Klima aufgewachsen, aber nach rund 18 Jahren in Nordfriesland mag er sogar das rauere Wetter. „Es ist doch toll, dass man Wetter hat. Als Badener gehe ich auch gern im T-Shirt durch die Gegend, das kann man in Nordfriesland nicht immer“, sagt er und lacht. Er mag auch die Menschen.

„Es wird vielleicht mal ein Satz weniger gesprochen, aber was man sagt, dazu steht man auch.“ Nette Menschen treffe man ohnehin überall, je nachdem, wie man sich selbst gibt, sagt er. „Das hier ist eine andere Welt“, schwärmt er. Von seinem Krog aus blickt er auf die Halligen. Er kann sie alle benennen. „Nur Oland und Gröde verwechsele ich manchmal.“ Es ist eine Welt, sagt er, die entschleunigt.

Hamburger Hallig: Kochen ist sein Leben

Mit der Entschleunigung ist das so eine Sache bei einem Gastrobetrieb. Die Saison geht von April bis Ende Oktober an sieben Tagen in der Woche, und im Winter macht er das Catering für die Messe Husum. Seine Arbeitstage gehen von 8.30 bis 23 Uhr. Aber als Arbeit betrachtet der Vater von drei Kindern (15, 18 und 21 Jahre alt) das gar nicht. Das Kochen, Gastgeber zu sein – das ist sein Leben. An diesem Fleckchen Erde läuft die Gastronomie nur ein wenig anders. Seine Waren werden nicht vor die Haustür geliefert, sondern die muss sich Brack vom Lkw auf einem Parkplatz hinterm Deich abholen, diese Übergaben wirkten dann immer etwas mafiamäßig.

Auch den Müll bringt er zweimal die Woche hinter den Deich, wo die Abfälle abgeholt werden. „Manchmal fällt auch der Strom aus, und Internet gibt es auch nicht“, sagt er und lacht. Solche Widrigkeiten stören ihn und seine rund 23 Mitarbeiter nicht. „Mit diesen Herausforderungen leben wir.“ Dafür habe er in dieser Einsamkeit nicht den Druck, sich mit anderen Gastrobetrieben vergleichen und abstimmen zu müssen. Auf der Hamburger Hallig ist er freier. In jeder Hinsicht.