Itzehoe. Landgericht lädt ehemaligen SS-Wachmann des KZ Stutthof als Zeugen. Doch nach zwei Stunden muss der Prozess abgebrochen werden.
Im Prozess gegen eine ehemalige Sekretärin im KZ Stutthof hat das Landgericht Itzehoe einen früheren SS-Wachmann des Lagers als Zeugen gehört. Er habe keinen Kontakt zur KZ-Kommandantur gehabt, wo die Angeklagte von Juni 1943 bis April 1945 als Zivilangestellte gearbeitet haben soll, sagte der 95-jährige Bruno D. am Dienstag.
„Ich habe gar nicht gewusst, dass es dort Zivilangestellte gibt“, betonte er. Er habe zwar Frauen auf dem Gelände des Konzentrationslagers gesehen, aber das seien Angestellte der SS gewesen. „Zu denen haben wir nicht mal Kontakt gehabt“, sagte Bruno D.
Angeklagt ist die 97 Jahre alte Irmgard F., die als Schreibkraft in der Kommandantur des deutschen Konzentrationslagers bei Danzig gearbeitet haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, durch ihre Arbeit Beihilfe zum systematischen Mord an über 11 000 Gefangenen geleistet zu haben.
KZ-Prozess: Ex-Wachmann hatte keinen Kontakt zu Zivilangestellten
Bruno D. ist bereits rechtskräftig wegen Beihilfe zum Mord in über 5000 Fällen schuldig gesprochen. Das Landgericht Hamburg hatte ihn im Juli 2020 zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.
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Weil die Angeklagte und der Zeuge nach rund zweistündiger Vernehmung erschöpft waren, konnte die Befragung von Bruno D. nicht abgeschlossen werden. Der ehemalige Wachmann soll nun zu einem weiteren Termin geladen werden, vermutlich erst im August.