Kiel. Ein PCR-Test des Ministerpräsidenten ist am Montag positiv ausgefallen. Was bedeutet das für den Wahlkampf und das TV-Triell?

Die Termine in dieser Woche sind jetzt nicht gerade das, was man sich unter Höhepunkten des Wahlkampfs vorstellt. Die Feier zu „70 Jahre Tag des Baumes“ stand für gestern auf dem Programm des Ministerpräsidenten, die Teilnahme am „Empfang zum Koningsdag“ war für Mittwoch geplant, die „Saisoneröffnung für Beet- und Balkonpflanzen“ in einer Gärtnerei sollte am Freitag über die Bühne gehen. Dazu war der Sonnabend komplett verplant mit Wahlkampfterminen mit lokalen Kandidaten irgendwo zwischen Kappeln und Flensburg.

Die können jetzt vermutlich allein auftraten – jedenfalls wird CDU-Landeschef und Ministerpräsident Daniel Günther nicht dabei sein: Keine zwei Wochen vor der schleswig-holsteinischen Landtagswahl am 8. Mai hat das Coronavirus ihn jetzt erwischt, erstmals in der Pandemie. Am Montagmorgen meldete der Regierungssprecher den Ministerpräsidenten für diese Woche von öffentlichen Terminen ab.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther hat Corona – häusliche Isolation

„Aufgrund eines routinemäßigen Selbsttests vor einer internen Besprechung am gestrigen späten Nachmittag, der positiv ausgefallen ist, hat sich Ministerpräsident Daniel Günther in häusliche Isolation begeben. Das Ergebnis des anschließenden PCR-Tests ist heute Morgen (25. April) positiv ausgefallen. Der Ministerpräsident ist symptomfrei und führt die Amtsgeschäfte vorläufig von zuhause weiter“, teilte Günthers Stab mit. Am Freitagabend erst war Günther mit Monika Heinold (Grüne), Thomas-Losse-Müller (SPD) und Bernd Buchholz (FDP) bei der Veranstaltung „Politboxen“ in Rendsburg in den Ring gestiegen

Günther hat Corona: Was bedeutet das für den Wahlkampf?

Zwei Wochen vor der Wahl mit Corona auszufallen, ist echtes Pech für einen Politiker. Das war zuvor auch schon Günthers Parteifreund Tobias Hans im Saarland in der entscheidenden Phase des Wahlkampfs passiert. Hans verlor die Wahl schließlich krachend gegen die SPD-Herausforderin, was aber, da sind sich alle Experten einig, an seinem blassen Wahlkampf und vor allem einer Wechselstimmung nach mehr als 20 Jahren CDU-Regierungen lag – und nicht an dessen coronabedingter Isolation.

Corona hin oder her – eine Wechselstimmung wie im Saarland ist im Norden nicht auszumachen. Daniel Günthers CDU hat sich von Meinungsumfrage zu Meinungsumfrage kontinuierlich gesteigert. Infratest dimap ermittelte zuletzt im Auftrag des NDR 38 Prozent CDU-Stimmen in der sogenannten Sonntagsfrage. Die SPD kam demnach auf 20 Prozent, die Grünen auf 16, die FDP auf neun. Demnach gab es in der Umfrage in der vergangenen Woche zum ersten Mal in diesem Wahlkampf auch eine rechnerische Mehrheit für ein Bündnis von CDU und FDP.

Zudem ist die Zustimmung der Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner zur Politik der aktuell regierenden Jamaika-Koalition außerordentlich hoch: drei von vier Wähler sind zufrieden oder sehr zufrieden mit der Arbeit der Landesregierung. Günther ist auch mit Abstand der beliebteste Politiker im Norden: Dürften die Menschen den Ministerpräsidenten direkt wählen, käme er auf 62 Prozent Zustimmung.

Günther hat Corona: Isolation zwei Woche vor der Wahl

Doch trotz aller guten Zustimmungswerte: Gerade mit Blick auf das für Dienstagabend terminierte Triell im NDR-Fernsehen ist die Zwangsisolation für Günther schon ärgerlich. Geplant war der direkte Schlagabtausch mit SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller und Grünen-Spitzenkandidatin Monika Heinold im Sonderstudio des Senders im Kieler Oslo-Fährterminal. Moderiert von Chefredakteur Andreas Cichowicz und Julia Stein, Landespolitikchefin des Senders in Kiel, sollte es von 21 Uhr an live und vor Ort das zweite Aufeinandertreffen der drei Top-Politiker geben. Jetzt greift die Notfallplanung des NDR mit einem von zuhause zugeschalteten Ministerpräsidenten.

„Aufgrund zahlreicher Kontakte hat sich der Ministerpräsident in den vergangenen Wochen täglich teilweise mehrfach getestet, um die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Ein Selbsttest am Sonntagmorgen war zuvor negativ ausgefallen“, hieß es in der Pressemitteilung der Landesregierung von Montag. Die Amtsgeschäfte führt Günther die nächsten Tage also nicht aus der Staatskanzlei. Das hatte er dieses Jahr schon einmal so händeln müssen: Anfang Januar war ein enger Mitarbeiter Günthers an Corona erkrankt. Symptomfrei und negativ getestet, isolierte sich Günther daraufhin auch von seiner Frau und den beiden Töchtern (3, 6), zog auf eigene Kosten in ein Kieler Hotel und arbeitete tagelang von dort.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Etwas Glück hat Günther aktuell dann doch noch: Seine Isolation fällt in die Woche der letzten Landtagssitzungen der laufenden Legislaturperiode. Von Mittwoch bis Freitag sind Plenarsitzungen angesetzt, so dass Günthers Stab ihn ohnehin kaum für Wahlkampftermine verplant hatte – bis auf das Triell beim NDR.