Kiel. Da auch eine andere Partei in Schleswig-Holstein etwas zulegen konnte, eröffnen sich neue Koalitionsmöglichkeiten.

Die CDU in Schleswig-Holstein baut ihren Vorsprung weiter aus. Würde jetzt der neue Landtag gewählt, käme sie auf 38 Prozent. Die SPD landet in der heute veröffentlichten Umfrage unverändert bei 20 Prozent, die Grünen verlieren erneut leicht. Sie kämen jetzt auf 16 Prozent. Das geht aus der jüngsten Erhebung von Infratest dimap im Auftrag des NDR gut zwei Wochen vor der Wahl hervor.

Die CDU hat sich in den vier NDR-Umfragen seit Beginn des Jahres kontinuierlich gesteigert – von 28 auf jetzt 38. Da auch die FDP jetzt etwas zulegen konnte (um einen Punkt auf neun Prozent), eröffnen sich neue Koalitionsmöglichkeiten: Die CDU um Parteichef und Ministerpräsident Daniel Günther hätte sowohl mit den Grünen und erstmals auch mit der FDP eine Mehrheit.

Landtagswahl SH: Günther weiterhin beliebtester Landespolitiker

Bislang regieren die drei Parteien zusammen. Aus dem Rennen wäre bei diesem Wahlausgang die Möglichkeit, wie im Bund einen „Ampel“-Koalition mit SPD, Grünen und FDP zu schmieden – sie hätte keine Mehrheit im neuen Landtag, der am 8. Mai gewählt wird. Möglich, aber von den handelnden Personen so gut wie ausgeschlossen, wäre noch ein Bündnis von CDU und SPD.

Daniel Günther ist weiterhin mit großem Abstand der beliebteste Landespolitiker. 76 Prozent aller vom 13. bis 19. April befragten Wahlberechtigten gaben an, mit der Arbeit des Regierungschefs zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Damit legte Günther nochmals um zwei Prozentpunkte zu.

Die grüne Spitzenkandidatin Monika Heinold kam auf 40 Prozent, Thomas Losse-Müller von der SPD auf 15. Blickt man nur auf die Anhänger der SPD, so lag auch hier CDU-Politiker Günther mit 65 Prozent zufriedenen Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteinern deutlich vor dem SPD-Herausforderer mit 35 Prozent.

20 Prozent der Schleswig-Holsteiner haben noch keinen Favoriten

Dürften die Menschen im Land den Regierungschef oder die Regierungschefin direkt wählen, käme Günther auf 62 Prozent der Stimmen, Heinold auf zehn, Losse-Müller auf 8. Das zeigt aber auch, dass sich 20 Prozent der Schleswig-Holsteiner (noch) nicht auf eine der drei Personen festgelegt haben.

Unter Frauen ist Günther in dieser Frage noch etwas beliebter als unter Männern. In Orten unter 20.000 Einwohnern ist die Zustimmung für Günther noch etwas größer als in Städten. Hier kann Monika Heinold leicht zulegen

92 Prozent der CDU-Anhänger sind mit „Jamaika“ zufrieden

Eine Wechselstimmung ist laut Umfrage nicht auszumachen: 75 Prozent aller Befragten gaben an, mit der Arbeit der Jamaika-Koalition zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. „Was die machen, geht gar nicht“ empfinden hingegen nur fünf Prozent so. Auch in dieser Fragestellung lohnt sich ein Blick auf die Anhänger der Parteien: Während die CDU-Anhänger zu 92 Prozent angaben, mit „Jamaika“ zufrieden oder sehr zufrieden zu sein, waren es bei den SPD-Anhängern auch immer noch 73 Prozent.

Die AfD käme laut Infratest aktuell unverändert auf sechs, der SSW auf vier Prozent. Die Linken scheiterten wie andere Parteien an der Fünfprozenthürde. Bei der Landtagswahl 2017 hatte die CDU bei 32 Prozent gelegen, die SPD bei 27,3, Grüne bei 12,9, FDP bei 11,5, AfD bei 5,9. Der SSW gehört trotz 3,3 Prozent dem Landtag an – für ihn gilt die Fünfprozentquote nicht.

Daniel Günther: 38 Prozent sind „gute Ausgangslage“

Daniel Günther nannte die 38 Prozent in der Umfrage eine „gute Ausgangslage“ zwei Wochen vor der Landtagswahl. Die Zustimmungswerte für die Arbeit der Regierung seien sehr hoch und gäben Rückenwind. Aber man dürfe nie zu selbstsicher sein, warnte er. „Nach den klaren Ansagen von SPD und leider auch von den Grünen, dass sie auch bereit wären, eine Koalition gegen die CDU zu bilden, selbst wenn wir mit Abstand stärkste Partei sind, zeigt: Wir sind noch nicht am Ende.

Wir müssen kämpfen und noch ein bisschen zulegen, damit eine Regierung ohne CDU unmöglich ist.“ Günther betonte erneut, die Jamaika-Koalition fortsetzen zu wollen. „Wer für die Fortsetzung ist, weiß, dass es dafür eine starke CDU braucht. Deshalb werbe ich für die CDU.“ Günther kündigte an dafür zu kämpfen, am Wahlabend noch besser abzuschneiden als in der aktuellen Umfrage.

Heinold möchte Rat der Klimaweisen einrichten

Monika Heinold kommentierte den erneuten Rückgang für die Grünen um zwei Prozentpunkte wie folgt: „Mir ist es wichtig, dass die Menschen in Schleswig-Holstein wissen, was sie bekommen, wenn sie am 8. Mai GRÜN wählen. Ich möchte Klimaschutz zur Chefinnensache machen und Klimapolitik mit sozialer Gerechtigkeit verbinden. Dazu werde ich einen Rat der Klimaweisen einrichten, der uns bei unserem Ziel, 2035 Klimaneutral zu sein, berät.“

SPD-Spitzenkandidat Thomas Losse-Müller gibt sich kämpferisch: „Die Umfrage zeigt, Schwarz-Gelb läuft sich warm. Das hatten wir in Schleswig-Holstein schon. Unter dieser Regierung wurde unser Land kaputtgespart. Wer das verhindern will, muss SPD wählen. In den nächsten zwei Wochen kämpfen wir um jede Stimme, damit Schleswig-Holstein sozial regiert wird. Überall steigen die Preise. Wir müssen deshalb schnell und konkret entlasten.“

SPD plant Faires-Lohn-Gesetz

Durch die von der SPD geplante Abschaffung der Kita-Gebühren in der Grundbetreuung hätten Familien mit zwei Kindern rund 2.500 Euro mehr im Jahr. „Beim Wohnen setzen wir auf die Mietpreisbremse, damit die Wohnkosten jetzt nicht durch die Decke gehen. Gegen steigende Preise helfen auch höhere Löhne. Wir brauchen deshalb ein Faires-Lohn-Gesetz, das die CDU abgeschafft hat. Damit geht öffentliches Geld nur an Unternehmen, die gute Löhne zahlen. Und unsere Schulen müssen endlich saniert und modernisiert werden."

Die Zufriedenheit mit den Parteien korreliert in der Umfrage auch mit der Einschätzung der wirtschaftlichen Lage: 69 Prozent der Schleswig-Holsteiner gaben an, mit ihrer eigenen wirtschaftlichen Lage zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Blickt man in die Parteienpräferenzen, so bewerten die CDU-Anhänger die wirtschaftliche Lage am besten, während nur 27 Prozent der AfD-Anhänger angaben, zufrieden oder sehr zufrieden zu sein.

FDP: "Gute Ausgangslage", um Wahlziel zu erreichen

FDP-Chef Heiner Garg bewertet die Umfrage als „gute Ausgangslage, um unser klares Wahlziel eines zweistelligen Ergebnisses zu erreichen. Die Menschen im Land sind hochzufrieden mit der aktuellen Landesregierung, das ist auch eine schöne Bestätigung unserer Arbeit, die wir gerne mit Daniel Günther fortsetzen wollen.“

Grünen-Anhänger blicken am wenigsten pessimistisch

So bewerten die Menschen ihre Lage heute. Befragt nach den Aussichten, befürchten 44 Prozent eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation. Genauso viele gaben an, dass sich die Klage wohl nicht verändere. Und nur neun Prozent glauben, dass es in einem Jahr besser sein wird.

Interessant ist hier ein Blick auf die Anhänger der Grünen. Sie blicken am wenigsten pessimistisch in die Zukunft: 19 Prozent glauben, dass es wirtschaftlich bergauf geht, und „nur“ 35 Prozent fürchten eine Verschlechterung der Lage.

88 Prozent der Schleswig-Holsteiner für schnelleren Ausbau der Regenerativen Energien

Infratest dimap hat die Menschen im Norden auch nach den Folgen von Putins Krieg in der Ukraine und die Folgen für die Energieversorgung im Land befragt. 88 Prozent der Schleswig-Holsteiner halten demnach einen schnelleren und stärkeren Ausbau der Regenerativen Energien im Land für richtig. Mit 59 Prozent sprach sich noch deutlich mehr als die Hälfte aller Befragten für die verstärkte Einfuhr von Öl und Gas aus Katar und Saudi-Arabien aus.

Ein zeitlich befristetes Tempolimit auf Autobahnen befürworten 57 Prozent, 40 Prozent sind dagegen. Für den Ausstieg aus dem Ausstieg und damit für den Weiterbetreib von Atomkraftwerken spricht sich vor dem Hintergrund explodierender Energiepreise mit 48 Prozent die Mehrheit aus – 44 Prozent wollen, dass die verbliebenen AKW Ende des Jahres wie geplant vom Netz gehen.