Kreis Pinneberg. Am 8. Mai treten 30 Kandidatinnen und Kandidaten in vier Pinneberger Wahlkreisen an. Das sind ihre Chancen.

14 Frauen und 16 Männer kandidieren in den vier Wahlkreisen des Kreises Pinneberg für die Wahl des 20. Landtages in Schleswig-Holstein. Der Kreiswahlausschuss hat sie jetzt für die Wahl am 8. Mai zugelassen. Auch 2017 traten insgesamt 30 Kandidaten und Kandidatinnen an. Rund 250.000 Kreisbewohner sind wahlberechtigt. Sie müssen deutsche Staatsangehörige sein und das 16. Lebensjahr vollendet haben. Die genaue Zahl wird erst Mitte April feststehen, wenn die Wählerverzeichnisse gemeldet werden.

Landtagswahl: Diese Männer und Frauen treten im Kreis an

Bei der Wahl im Mai 2017 waren 243.737 Kreis Pinneberger wahlberechtigt. Seitdem ist die Einwohnerzahl um rund 10.000 auf rund 320.000 gestiegen. 63,5 Prozent der Wahlberechtigten wählten vor fünf Jahren. Die CDU lag bei den Erststimmen, die über die Direktwahl entscheiden, mit 38,3 Prozent vor der SPD mit 34,7 Prozent. Dahinter kamen die Grünen mit 8,7, die FDP mit 7,5, die AfD mit 5,7 und Die Linke mit 3,3 Prozent.

Dem Kreis gelang es vor fünf Jahren, acht der 73 Landtagsabgeordneten zu stellen, vier davon über die Landeslisten der Parteien. Das waren zwei mehr als in der Wahlperiode davor. Dieses Mal könnten es je nach Ausgang sogar neun werden.

Landtagswahl: Wahlkreis 21 Elmshorn – Tornesch

In diesem Wahlkreis, der als SPD-Hochburg gilt, ist Beate Raudies (55) Favoritin. Die stellvertretende Fraktionschefin der SPD im Kieler Landtag, wo sie finanzpolitische Sprecherin und für den Katastrophenschutz zuständig ist, gewann 2012 und 2017 den Wahlkreis direkt. Zuletzt hatte sie mit 37,4 Prozent einen Vorsprung von 600 Stimmen vor Birte Glißmann (29, CDU), die 35,8 Prozent der Stimmen erhielt. „Selbstverständlich will ich wieder gewinnen“, sagt Raudies. Sie sei zurzeit viel unterwegs, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Ähnlich äußert sich Birte Glißmann. „Mein Ziel ist, den Wahlkreis direkt zu gewinnen“, sagt die Landesvorsitzende der Jungen Union und Staatsanwältin in Itzehoe. Auch sie setzt ihren Schwerpunkt auf Hausbesuche im Wahlkampf. Ihr Listenplatz 4, der ihr den Einzug in den Landtag sichern dürfte, sei „ein tolles Signal“ ihrer Partei.

Es ist überdies der einzige Wahlkreis, in dem die 2020 neu gegründete Basisdemokratische Partei antritt. Heike Niekammer (53) ist die amtierende Kreisvorsitzende, die hier 180 Mitglieder und landesweit 1700 Mitglieder zählt. Mit Listenplatz 3 wäre sie im Landtag, sollte die Basispartei die Fünf-Prozent-Hürde schaffen. Die Partei hat sich in der Pandemie am stärksten gegen die Freiheitseinschränkungen und Lockdown-Politik ausgesprochen. „Unser Ziel ist, mehr Mitsprache durch Volksentscheide zu erreichen, ähnlich wie in der Schweiz“, sagt Niekammer. Theoretische Chancen hat in diesem Wahlkreis auch Joachim Schneider, der mit Listenplatz 10 den aussichtsreichsten Platz für die AfD im Kreis Pinneberg hat.

Landtagswahl: Wahlkreis 22 Pinneberg-Nord

Dieser Wahlkreis umfasst fast die Hälfte der Städte und Gemeinden – von Bönningstedt bis Helgoland. Seit 1996 hat die CDU die ländlich geprägte Region in ihrer Hand. Sechsmal gewann Peter Lehnert (59), der nur 1992 über die Landesliste in den Landtag einzog. Mit 30 Jahren Zugehörigkeit ist der Bürgermeister von Bilsen auch der dienstälteste Abgeordnete im Kieler Landtag. Auch dieses Mal könnte er vorne liegen, zu groß war 2017 mit 42,2 Prozent, einem der besten Ergebnisse im Land, sein Vorsprung vor Helge Neumann (SPD, 29,5 Prozent), Annabell Krämer (FDP, 9,3) und Eka von Kalben (Grüne, 8,3). Alle drei treten erneut an. Wobei von Kalben und Krämer, die beide auf Listenplatz 3 ihrer Parteien stehen, den Wiedereinzug in den Landtag schaffen dürften. Für Neumann ist Listenplatz 37 aussichtslos.

Lehnert, stellvertretender Fraktionschef im Landtag, setzt auf seine Wiederwahl. „Die Resonanz im Wahlkreis stimmt mich zuversichtlich.“ Die CDU würde gern die „erfolgreiche Jamaika-Koalition“ fortsetzen. Auch Annabell Krämer, amtierende Vizepräsidentin des Landtages, glaubt an „eine große Zufriedenheit in der Bevölkerung mit Jamaika“. Ihr Wahlziel seien 15 Prozent für die FDP, die die Hundesteuer abschaffen will.

Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben lässt das offen. „Wir wollen so stark werden wie möglich und unsere Spitzenkandidatin Monika Heinold zur Ministerpräsidentin machen.“ Das könnte heißen, dass eine Ampel-Koalition wie im Bund möglich wäre. Die Grünen lägen in Umfragen zurzeit gleichauf mit der SPD, so von Kalben, die im Wahlkampf auf Hausbesuche, Radtouren und Podiumsdiskussionen setzt.

Die vier Wahlkreise im Kreis Pinneberg.
Die vier Wahlkreise im Kreis Pinneberg. © Hamburger Abendblatt | Frank Hasse

Landtagswahl: Wahlkreis 23 Pinneberg-Elbmarschen:

Dieser Wahlkreis zwischen Uetersen und Wedel ging die drei vergangenen Male an die CDU-Abgeordnete Barbara Ostmeier. Die 60 Jahre alte Juristin tritt aber nicht wieder an. Das könnte dem SPD-Kreisvorsitzenden Thomas Hölck (59) in die Karten spielen, der 2005 den Wahlkreis direkt gewann, dem Landtag mit Unterbrechungen seit zwölf Jahren angehört und 2017 über die Landesliste gewählt wurde. Damals lag Ostmeier mit 39,9 Prozent knapp vor Hölck, der 35,8 Prozent erreichte – ein Unterschied von 1540 Stimmen. Auch dieses Mal wäre Hölck mit Listenplatz 11 abgesichert, um Abgeordneter in Kiel zu bleiben.

„Mein Ziel ist, die Wahl direkt zu gewinnen“, sagt Hölck. Das wolle er mit einem „niederschwelligen, bodenständigen Wahlkampf“ erreichen. Dafür habe er sich das „rote Mobil“, einen Kleinbus geliehen, mit dem Ralf Stegner erfolgreich die Bundestagswahl für die SPD im Kreis Pinneberg gewann.

Aussichtsreichster Mitbewerber um das Direktmandat ist Martin Balasus, Kreistagsabgeordneter und Ortsvorsitzender der CDU in Moorrege. Er sei „aus ähnlichem Holz geschnitzt wie Barbara Ostmeier“ und würde ebenso leidenschaftlich um das Mandat kämpfen. „Dafür werde ich meine ganze Kraft aufwenden und glaube, gute Karten zu haben.“ Sein Listenplatz 43 reicht in keinem Fall für den Einzug in den Landtag. Das gleiche gilt für die Grünen-Kreistagsabgeordnet Nadine Mai (39) aus Uetersen mit Listenplatz 19 und Nina Schilling (42, FDP) aus Wedel mit Listenplatz 27. Dafür könnte die Linken-Fraktionschefin im Kreistag, Marianne Kolter (67) aus Pinneberg, mit Listenplatz 3 in den Landtag einziehen.

Landtagswahl: Wahlkreis 24 Pinneberg

Den städtisch geprägten Wahlkreis will Kai-Oliver Vogel (54) verteidigen. Der verkehrs- und schulpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag hat 2012 und 2017 die Landtagswahl direkt gewonnen. 2017 lag er mit 37 Prozent knapp 1000 Stimmen vor CDU-Kandidatin Kerstin Seyfert. Das soll ihm wieder gelingen. „Ich bin bei den Vereinen und Verbänden und der Bevölkerung gut bekannt.“ Zudem will er mit mehr als 1000 Hausbesuchen die Wähler gewinnen.

Dass die CDU mit Bildungsministerin Karin Prien (57) eine prominente Gegenkandidatin nominiert hat, schreckt Vogel nicht. Die ehemalige Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete, deren Familie in Blankenese wohnt, sei „die unbeliebteste Ministerin im Landeskabinett“, behauptet Vogel. Der CDU-Kreisverband hatte im Januar überraschend Karin Prien mit nur einer Gegenstimme nachnominiert, nachdem der bereits gewählte Carl-Eric Pudor aus Pinneberg Ende 2021 seine Kandidatur aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. Da sagte die frisch gekürte Landtagskandidatin kämpferisch: „Anpacken statt schnacken. Ich will anpacken und diesen Wahlkreis für die CDU zurückholen.“ Mit Listenplatz 2 wird sie auf jeden Fall dem nächsten Landtag angehören.

Ohne Listenplatz hat hier der Kreistagsabgeordnete Klaus-Dieter Brügmann (70) keine Aussicht auf ein Mandat. Gleichwohl sieht er gute Chancen für Die Linke im Landtag.

Im Steckbrief – alle 30 Kandidaten der vier Pinneberger Wahlkreise

Das sind die 30 Kandidaten und Kandidatinnen für die Landtagswahl.

Wahlkreis 21 Elmshorn

Birte Glißmann, CDU, Seestermühe, Staatsanwältin, geb. 1992

Beate Raudies, SPD, Elmshorn, Beamtin, geb. 1966

Ann Christin Hahn, Grüne, Tornesch, Unternehmerin, geb. 1980

Pascal Mangels, FDP, Elmshorn, Speditionskaufmann, geb. 1987

Joachim Schneider, AfD, Elmshorn, IT-Administrator, geb. 1972

Ilona Menck-Tapper, Linke, Elmshorn, Rentnerin, geb. 1960

Heike Niekammer, Die Basis, Elmshorn, Tanzlehrerin/ Heilpraktikerin, geb. 1968

Wahlkreis 22 Pinneberg-Nord

Peter Lehnert, CDU, Bilsen, Bankkaufmann / Landtagsabgeordneter, geb. 1962

Helge Neumann, SPD, Hemdingen, Lehrer, geb. 1983

Erika von Kalben, Grüne, Borstel-Hohenraden, Landtagsabgeordnete, geb. 1964

Annabell Krämer, FDP, Quickborn, Diplom-Kauffrau, geb. 1971

Thorsten Thomat, AfD, Elmshorn, Klempner, geb. 1973

René König, Linke, Raa-Besenbek, Angestellter Öff. Dienst, geb. 1980

Claudia Edmund, SSW, Helgoland, Ladeninhaberin, geb. 1959

Thomas Schüttfort, Freie Wähler, Kummerfeld, Objekteinrichter, geb. 1972

Dr. Hans-Christoph Hushahn, Bündnis C - Christen für Deutschland, Quickborn, Zahnarzt, geb. 1960

Wahlkreis 23 Pinneberg-Elbmarschen

Martin Balasus, CDU, Moorrege, Lehrer, geb. 1986

Thomas Hölck, SPD, Haseldorf, Diplom Bauingenieur, geb. 1962

Dr. Nadine Mai, Grüne, Uetersen, Geschäftsführerin, geb. 1983

Nina Schilling, FDP, Wedel, Pressereferentin, geb. 1980

Martin Gelbrich, AfD, Barmstedt, Diplom Betriebswirt, geb. 1976

Marianne Kolter, Linke, Pinneberg, Soziologin, geb. 1955

Dennis Lobeck, Freie Wähler, Wedel, Versicherungsvermittler, geb. 2000

Wahlkreis 24 Pinneberg

Karin Prien, CDU, Neumünster, Bildungsministerin des Landes Schleswig-Holstein, geb. 1965

Kai-Oliver Vogel, SPD, Pinneberg, Landtagsabgeordneter / stellvertr. Schulleiter, geb. 1968

Dr. Ann-Kathrin Tranziska, Grüne, Pinneberg, Biologin, geb. 1974

Monika Hagen, FDP, Appen, Rechtsanwältin, geb. 1965

Axel Schröer, AfD, Schenefeld, Bürokaufmann, geb. 1968

Klaus-Dieter Brügmann, Linke, Pinneberg, Rentner, geb. 1951

Lars Markworth, Volt, Pinneberg, Ingenieur, geb. 1973