Sylt. Makler Eric Weißmann berichtet: Der Markt wird knapper, die Preise steigen weiter. Über seine Erlebnisse hat er ein Buch geschrieben.

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Eine Immobilie auf Sylt zu besitzen, diesen Wunsch haben viele Menschen. Aber es wird immer schwieriger, etwas Passendes und Bezahlbares zu finden. „Das Angebot verknappt sich immer mehr. Dazu hat auch Corona beigetragen. Eigentümer, die sich bereits im Verkaufsprozess befunden haben, behalten ihr Objekt jetzt doch, weil sie sich den Vorzügen eines Zweitwohnsitzes auf der Insel während der Pandemie bewusst geworden sind“, sagt Eric Weißmann.

Der 35-Jährige arbeitet seit rund 15 Jahren als Makler auf Sylt und war jetzt zu Gast im Sylt-Podcast des Hamburger Abendblatts. Und die Nachfrage steigt weiter: „Es gibt viele Menschen, denen Strafzinsen bei der Bank drohen oder die diese bereits bezahlen müssen, die ihr Geld in einer Immobilie anlegen möchten“.

Sylt: Preise von 30.000 Euro pro Quadratmeter in Kampen

Seit Weißmann diesen Beruf ausübt, sind die Preise nur nach oben gegangen. Inzwischen würden im Nobelort Kampen in der ersten Reihe am Watt 30.000 Euro und mehr pro Quadratmeter erzielt, sagt Weißmann und ergänzt: „Das sind Liebhaberpreise, da sind nach oben quasi keine Grenzen gesetzt.“ Der Makler nennt ein Beispiel. „Ich habe recherchiert, dass 2006 in Kampen eine Immobilie für 13.000 Euro pro Quadratmeter verkauft wurde, und das war damals die teuerste Eigentumswohnung in Deutschland.“

Ist auf Sylt eigentlich noch etwas für 8000 Euro pro Quadratmeter – in Hamburg ist das noch möglich – zu bekommen? Das sei nahezu unmöglich. Aber wer deutlich mehr Geld mitbringt, für den hätte der Makler ein schönes Objekt. „Eingebettet in die Dünen mit Wasserblick liegen die neu erbauten Beachhouses in List unweit vom Hafen. Die verlaufen jeweils über vier Ebenen und sind gut 220 Quadratmeter groß.“ Und sie haben einen eigenen Lift, damit man bequem von Ebene zu Ebene gelangt. Elf dieser Häuser wurden gebaut, zehn sind verkauft und eines hat Weißmann noch in seinem Portfolio. Der Preis beträgt 4,35 Millionen Euro. Dazu kommt die Courtage von 3,57 Prozent inklusive Mehrwertsteuer für den Käufer.

Aber an Interessenten wird es nicht mangeln. Im Sylt-Podcast spricht Weißmann auch über ein weiteres Projekt. An der Bötticherstraße/Ecke Elisabethstraße in Westerland. Dort werden dreizehn Ferienappartements gebaut, die er verkauft. Offiziell ist der Vertrieb noch nicht gestartet, aber es gibt bereits viele vorgemerkte Kunden, die eine dieser Wohnungen erwerben möchten. In Westerland liegen die Preise für Neubauten laut Weißmann teilweise auch schon um die 20.000 Euro pro Quadratmeter.

Cashmere-Pullover werden in der eigenen Sauna getrocknet

In den vergangenen 15 Jahren hat Weißmann in seinem Job vieles erlebt. Und darüber hat er das Buch „Aber bitte mit Reet“ geschrieben. Das edle Material Reet wird auf der Insel gerne anstatt Dachziegeln verwendet. Es ist sein erstes Werk, und der Verkauf läuft erfolgreich. „Ich bin mit ,Aber bitte mit Reet‘ seit vier Wochen in der Spiegel-Bestsellerliste vertreten“, berichtet Weißmann im Sylt-Podcast. Mehr als zehn Monate hat er an dem Buch gearbeitet. „Es gibt zwar viel Fachliteratur, wenn es um Immobilien geht, aber nichts, wo ein Makler mit einem Augenzwinkern über seine Erlebnisse berichtet.“ Einen Traum habe er sich damit erfüllt.

Auf humorvolle Art berichtet Eric Weißmann in seinem Buch „Aber bitte mit Reet“ über die Erfahrungen mit seinen Kunden.
Auf humorvolle Art berichtet Eric Weißmann in seinem Buch „Aber bitte mit Reet“ über die Erfahrungen mit seinen Kunden. © knaur verlag | knaur verlag

Die Orte und Personen seien allerdings verfremdet, um keinen Kunden erkennbar zu machen. Es geht um Dinge, wie dass die Sauna des Sylter Eigenheims zur Trocknung von Cashmere-Pullovern genutzt wird. Ein Kapitel heißt „Wenn Geld keine Rolex spielt“ – das ist eine hochpreisige Schweizer Uhrenmarke. Da wird über einen Käufer berichtet, der nicht nur ein Haus kauft, sondern die unbebauten Grundstücke daneben noch dazu. Damit er wirklich nur Natur sieht. In einem anderen Kapitel berichtet der Autor über schwarze Schafe hinterm Deich. Da schreibt Weißmann über Makler, die „kreuz und quer über die Insel fahren und Fotos von schönen Häusern machen und diese zum Verkauf anbieten.“ Der Haken.

Die Eigentümer der Immobilie wissen nicht, dass ihre Häuser zum Verkauf angeboten werden, mit Worten wie „Herrliches Anwesen! Beste Lage! Sofort bezugsfertig!“ Das sei Hochstapelei, sagt Weißmann, „dummerweise funktioniert die Sache immer mal wieder. Denn wenn die schwarzen Schafe dann ein lukratives Kaufangebot erhalten, klingeln sie bei dem Eigentümer und legen ihnen das Kaufangebot vor. So mancher Hausbesitzer wird schwach, wenn er die vielen Nullen auf dem Papier sieht und unterschreibt.“

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Etwa 200 Makler bieten laut Weißmann, der sein Büro an der Elisabethstraße in Westerland hat, ihre Dienste auf Sylt an. Um an gute Objekte zu kommen, setzt er auf sein „Netzwerk, und meine Kunden empfehlen mich weiter.“ Ein Leben ohne Sylt könnte sich der Rheinland-Pfälzer gar nicht mehr vorstellen. In seiner Freizeit geht er mit seinem Hund Charles – einem Corgi – am Strand spazieren. Seine Lieblingsorte sind mitten in der Natur am Lister Ellenbogen und Kampen. In seinem Buch werden die Inselorte beschrieben, und über einen QR-Code können die Leser diese in kurzen Videos erkunden. Der Makler selbst lebt in Westerland.

Welches Erlebnis auf der Insel ist ihm eigentlich nach all den Jahren im Immobiliengeschäft besonders in Erinnerung geblieben? „Ein Kunde kannte ein Haus, das um die drei Millionen Euro kostete, nur von außen und das Exposé. Das reichte ihm aus, von innen wollte er das Objekt nicht sehen und unterschrieb den Kaufvertrag.“ Auf Sylt spielt Geld eben keine Rolex.