Lübeck, Lüneburg . Neben klassischen Künstlern treten beim Schleswig-Holstein Musik Festival auch Popmusiker und Rapper auf. Die Highlights.
An Tag zwei des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine äußert sich auch Intendant Christian Kuhnt bei der Vorstellung des SHMF-Festivalprogramms zunächst betroffen über die aktuelle Lage. Und der diesjährige Porträtkünstler, der israelische Dirigent, Pianist und Akkordeonspieler Omer Meir Welber, ergänzt aus Wien per Video zugeschaltet, das Festival sei für ihn wie ein Kibbuz, es gehe hier um Freundschaft und einen gemeinsamen Dialog. Musik könne viele Wunder bewirken: Hätte Putin als Kind in einem völkerbindenden Festivalorchester gespielt, so sein Gedanke, dann wäre es zu dieser aktuellen Tragödie vielleicht gar nicht gekommen.
Es ist unübersehbar eine besondere, eine belastende Zeit, doch beim Schleswig-Holstein Musik Festival geht es jetzt auch darum, nach vorne zu blicken. Auf ein Programm, das in Umfang (216 Veranstaltungen) und Budget (11,3 Millionen Euro) an das Vor-Corona-Jahr 2019 heranreicht. Und bei dem viele Fäden wieder aufgenommen werden – zum letzten Mal der des Komponistenschwerpunkts, der 2022 Johannes Brahms gewidmet ist.
Festival: Beim SHMF steht Brahms im Vordergrund
Lange habe er davon Abstand genommen, Brahms auf diese Weise in den Mittelpunkt zu rücken, weil er skeptisch gewesen sei, ob sich zu diesem Thema noch etwas Neues sagen lasse, erklärt Kuhnt. Bislang unbekannte Werke gebe es nicht, die Biografie sei weitgehend ausgeleuchtet. Aber dann habe man doch Bemerkenswertes gefunden: So lasse vielleicht das Wissen darüber, dass Brahms die ersten acht Jahre seines Leben auf sehr beengtem Raum an einer 128 Meter langen Straße gewohnt habe, die gleich fünf Bordelle beherbergte, manch Komposition heute ebenso in einem anderen Licht erscheinen, wie die Tatsache, dass Brahms’ Vater Tanzmusik spielte.
Etwa 80 Konzerte mit Brahms-Werken sind zu hören, darunter die vier Sinfonien (NDR Radiophilharmonie unter Andrew Manze) und die drei Klaviersonaten (Elisabeth Leonskaja). Ein Special beschäftigt sich mit der Zeit des Komponisten in Hamburg – dafür sind Programme an historischen Brahms-Orten etwa im Gängeviertel geplant.
Festival: Tom Jones wird Konzert geben
Natürlich gibt es ein Wiedersehen mit so bekannten SHMF-Gästen wie Geiger Daniel Hope, Pianist Grigory Sokolov, Cellistin Sol Gabetta und Schlagzeuger Martin Grubinger. Die Musikfeste auf dem Lande sollen ebenso stattfinden wie die regelmäßigen musikalischen Grenzüberschreitungen in Jazz-, Pop- und Weltmusikgefilde.
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So ist etwa Tom Jones angekündigt, dessen SHMF-Auftritt Corona bedingt zweimal abgesagt werden musste, und auch Jazzsänger Gregory Porter kommt. Besondere Spannung versprechen die Auftritte von Rapper Danger Dan („Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“) und der Hamburger Hip-Hop-Truppe Fünf Sterne deluxe gemeinsam mit dem MIKI’s Takeover Ensemble. Karten für sämtliche SHMF-Konzerte können ab sofort gebucht werden.
Weitere Programminfos: shmf.de