Sylt. Corona-Hotspot oder gefälschte Impfpässe – negative Schlagzeilen verärgern viele Insulaner. Dehoga stellt nun einiges klar.
Gute Nachrichten sind seit Jahresbeginn über Sylt nur selten zu lesen. Explodierende Corona-Zahlen, Berichte über Schließungen von Restaurants und Hotels und zuletzt Ermittlungen wegen Disco-Besuchern mit gefälschten Impfpässen dominierten die Schlagzeilen zin den vergangenen Tagen. Für viele Insulaner gehen die Berichte über einen selbstverordneten Lockdown jedoch zu weit.
Raphael Ipsen, Lokalpolitiker und Zweiter Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Sylt, ist insbesondere über die Berichterstattung Sylter Medien verärgert. "Es ist üblich, dass ein Teil der etwa 400 gastronomischen und beherbergenden Betriebe die Zeit zwischen den Weihnachtsferien und dem Biikebrennen am 21. Februar für eine Betriebsruhe nutzen. Somit ist das Signal und der Zeitpunkt keineswegs ungewöhnlich. Das einige Betriebe die aktuelle Situation zum Anlass genommen haben, die Winterruhe um einige Tage vorzuziehen, ist nachvollziehbar", sagt Ipsen auf Abendblatt-Nachfrage. Manche großen Hotels wie das Budersand seien auch schon vor der Pandemie in eine Winterruhe gegangen.
Sylt: Personal einiger Betriebe in Quarantäne
Nur "einige Betriebe" hätten schließen müssen, weil sich ihr Personal in Quarantänt befindet, so Ipsen. "Dies ist im Hinblick auf die übrigen Mitarbeiter zu begrüßen, da so eine Überlastung dieser vermieden wird", sagt der Zweite Dehoga-Vorsitzende. Die Auslastung der Hotels sei momentan mit dem Wert aus Januar 2020 vergleichbar.
"Entgegen anders lautender Meldungen, steht Sylt seinen Gästen weiterhin gern zur Verfügung", sagt Ipsen, der nicht mit einem weiteren Lockdown rechnet. Insgesamt sei Sylt mit hohen Testkapazitäten auch gut vorbereitet. Der Saisonstart findet traditionell an Ostern statt.
Sylt: Seit Weihnachten steigen die Infektionszahlen rasant
"Einiges trifft zu, einiges ist für eine bessere (oder eher dramatischere) Schlagzeile aus der Luft gegriffen", ist etwa auch auf der Instagram-Seite "kampen.sylt" zu den Nachrichten der vergangenen Tage zu lesen. "Natürlich ist es momentan etwas ruhiger, viele Gastronomen sind freiwillig in die wohl verdiente Winterpause, beziehungsweise Corona-Auszeit gegangen, um ihre Mitarbeiter in der derzeitigen Situation zu schützen. Die Strände sind aber nach wie vor offen!", heißt es weiter.
Auf der Insel mit rund 18.000 Einwohnern, galten am Donnerstag 454 Menschen als derzeit mit Corona infiziert, 585 Menschen befanden sich in angeordneter Quarantäne. Eine eigene Inzidenz wird für Sylt als Teil des Landkreises Nordfriesland nicht angegeben, lokale Medien errechneten zuletzt einen Wert von mehr als 1500. Seit Weihnachten verzeichnet die Nordseeinsel rasant ansteigende Infektionszahlen. Zum Vergleich: Am 26. Dezember gab es nur 27 registrierte aktive Corona-Fälle. Seit Sonntag ist ein leichter Rückgang der Zahlen zu erkennen.
"Schlagzeilen wie ‚Sylt macht dicht‘ haben zu vielen Nachfragen und Irritationen geführt", teilte auch die Sylt Marketing GmbH auf Abendblatt-Nachfrage mit. "Manche Schlagzeile deutete darauf hin, dass auf Sylt alles dicht und abgeschottet wäre. Es war vielen auf der Insel ein Bedürfnis, das richtig zu stellen."
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Geschlossene Betriebe im Januar seien "nicht ungewöhnlich"
Rund 350 gastronomische Betriebe gibt es auf der Insel, mit Hotels sind es etwa 400. Da immer mehr Personal infiziert oder in Quarantäne ist, mussten einige Betriebe wie das Hotel Stadt Hamburg oder das Restaurant Glöck‘l bereits schließen. Andere, wie das Luxushotel Miramar, machten aus Gründen der Vorsicht dicht. Insgesamt sind über 20 Betriebe geschlossen.