Eutin. Ein neuer Markenauftritt, ein Neubau mit 44 Zimmern direkt am See – Besucher erwartet vom Sommer an in Ostholstein eine Besonderheit.

Der Name ist Programm: Das neue Hotel SeeLoge liegt direkt am Großen Eutiner See und bietet einen herrlichen Logenplatz mit Blick auf Wasser, Fasaneninsel und das Schloss in Eutin. Wenn hier vom kommenden Sommer an Gäste einchecken, sitzen sie buchstäblich in der ersten Reihe.

Im Moment flanieren die Spaziergänger noch an einer Baustelle vorbei, doch überall im und am Gebäude wird kräftig gewerkelt. Denn wo in der Stadtbucht früher das heruntergekommene „Haus des Gastes“ stand, entsteht derzeit ein Inklusionshotel mit 44 Zimmern. Bauherr ist die gemeinnützige Gesellschaft „Die Ostholsteiner“, Betreiber wird deren Tochterunternehmen, die Ostholsteiner Dienstleistungsgesellschaft (OHDG), ein gemeinnütziges Inklusionsunternehmen mit dem Ziel, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zu schaffen.

Für Eutin sei das neue Hotel ein großer Gewinn, sagt Michael Keller, Geschäftsführer der Eutin GmbH, Gesellschaft für Touristik, Kurbetrieb und Marketing. Der Übernachtungstourismus in der Stadt sei immer weiter zurückgegangen, „wir freuen uns sehr über das Angebot der SeeLoge“, sagt der Leiter der Eutiner Tourist-Information. Eutin habe seit gut einem Jahr einen neuen Markenauftritt.

Inklusionshotel SeeLoge soll neue Gäste nach Eutin locken

Wo er allerdings Einfluss nehmen kann, das ist, wie die Stadt sich nach außen hin präsentiert. In Workshops und Bürgerumfragen wurde ein Markenkern erstellt, mit all dem, wofür die Kleinstadt mit 17.500 Einwohnern steht. „Historischer Regierungssitz“, „Holsteins Bühne für Kultur“ und „Entspannte Lebensart“ wurden als Stadtkennzeichen herausgearbeitet. Man könne ideal mit der Bahn anreisen und habe überallhin nur kurze Wege, und es gebe noch einen guten Einzelhandel, sagt Keller. Der Bahnhof, den die Stadt gekauft hat, soll nun zur Mobilitätsdrehscheibe ausgebaut werden samt Touristen-Information, E-Bike-Verleih und Carsharing-Angeboten, sagt Keller. Wenn dann noch die Bauarbeiten auf dem Marktplatz abgeschlossen sind, seien die Arbeiten in der Innenstadt beendet. Auch ein multifunktionales Veranstaltungszentrum in den Schlossterrassen ist geplant.

Und mit der SeeLoge habe die Stadt dann auch ein Hotel, um wieder mehr Übernachtungsgäste anzulocken. Das neue Hotel bekommt ein Restaurant mit 60 bis 65 Plätzen im Innenbereich sowie eine große Außenterrasse mit 60 bis 70 Plätzen. Zusätzlich wird ein Veranstaltungsraum Platz für 60 bis 70 Personen bieten, der ebenfalls einen Zugang zur Terrasse hat, und für Familienfeierlichkeiten, aber auch für Tagungen und geschäftliche Veranstaltungen genutzt werden kann. In der Lobby ist ein Bar­bereich geplant – mit Blick auf den See.

Bosse Willenberg, Direktor des Hotels SeeLoge.
Bosse Willenberg, Direktor des Hotels SeeLoge. © SeeLoge | SeeLoge

Der gebürtige Lübecker Bosse Willenberg wird das Hotel leiten, seit August begleitet er auch die Bauarbeiten. Für den 26 Jahre alten Hotelkaufmann, der früher bei der Hotelgruppe Uptalsboom gearbeitet hat, ist es die erste Stelle als Hotelchef. „Es gibt keine klare Zielgruppendefinition“, sagt er, doch Eutin könne ein Hotel sehr gut gebrauchen. Schließlich gebe es mit den Eutiner Festspielen ein großes Kulturangebot. Er verweist auch auf die Nähe zur Ostsee. „Eutin entwickelt sich gut. Und es gibt bislang kein Hotel dieser Größe“, sagt Per Köster, Sprecher der Ostholsteiner gGmbH.

„Ein Großteil der Zimmer ist zur Seeseite ausgerichtet“, sagt Willenberg. Die kleineren Zimmer (15 bis 16 Quadratmeter) werden mit 1,60 Meter breiten Betten ausgestattet, die größeren (20 bis 21 Quadratmeter groß) mit 1,80-Meter-Betten. „Außerdem haben wir zur See- und zur Landseite jeweils zwei Zimmer für Rollstuhlfahrer“, sagt der Hotelchef, barrierefrei seien aber alle Zimmer.

Panoramasauna mit Blick auf See und Schloss

Verantwortlich für den Entwurf des Gebäudes, für das viel Holz, Wittmunder Klinker und Beton zum Einsatz kommen, ist das Büro Wuttke & Ringhof Architekten aus Kopenhagen. Das Büro gestaltet auch die Inneneinrichtung. Per Köster, Sprecher der Betreibergesellschaft, sagt: „Die Architekten bringen eine nordische Note rein – zwischen Industrial Design und Natur. Die Hotelzimmer haben Sichtbetondecken, aber Echtholzböden mit Eichendielen.“ Die Zimmer zur Seeseite werden Loggien oder Balkons haben, die Zimmer zur Landseite nicht. Das erste Musterzimmer sei eingerichtet, nun würden Vorhänge und Lampen ausprobiert.

Auch einen Wellnessbereich wird das Hotel haben – samt Panoramasauna mit Blick auf See und Schloss, außerdem wird es laut Willenberg eine kleine Dachterrasse geben. „Wir wollen etwas Besonderes bieten“, sagt der Hoteldirektor. Zum Schwimmen müssen Gäste dann allerdings in die historische Badeanstalt am Eutiner See oder in die öffentliche Schwimmhalle.

Auch für das Restaurant gibt es erste Pläne: „Es wird eine regionale saisonale Ausrichtung haben“, sagt Willenberg. Eine Küchenchefin sei bereits gefunden, sie werde im März ihre Arbeit beginnen. Die Preise werden im mittleren Bereich liegen, man wolle keine Sterneküche anbieten.

40 Prozent der Mitarbeiter sind schwerbehindert

Das Besondere am Inklusionshotel: „Mindestens 40 Prozent der Mitarbeiter werden eine Schwerbehinderung haben“, sagt Per Köster. Sowohl er als auch Willenberg gehen davon aus, dass man Personal aus der Region finden wird. „In der Hotellerie und im Gastgewerbe ist ja gang und gäbe, dass gewechselt wird“, sagt Willenberg. Und die Arbeit in einem Inklusionshotel könne für viele ein besonderer Anreiz sein. Köster sagt: „Mir ist wichtig, es wird ein ganz normales Hotel. Aber es geht darum, Menschen einen sozialversicherungspflichtigen Job auf dem 1. Arbeitsmarkt zu verschaffen.“ Geplant seien 27 Vollzeitstellen.

Die OHDG hat nach Angaben von Köster bereits Erfahrung mit dem Metier: „Wir betreiben das Stadtcafé und das Kino in Oldenburg.“ Außerdem gebe es eine Wäscherei, einen Garten- und Landschaftsbaubetrieb sowie eine Gebäudereinigung.

Mitte Juli 2022 soll das Hotel SeeLoge seinen regulären Betrieb aufnehmen. In einer Voreröfffnungsphase ab Juni würden die Mitarbeiter eingearbeitet und alle Abläufe abgestimmt, sagt der Hotelchef. Einzelzimmer sollen je nach Saison zwischen 90 und 126 Euro kosten, Doppelzimmer zur Seeseite zwischen 120 und 170 Euro, Frühstück inklusive.