Westerland/Kampen. Folgen der Feier im Club “Rotes Kliff“ sind verheerend. Gesundheitsamt steht vor Problemen – und hat eine ungewöhnliche Bitte.

Wie ansteckend die Omikron-Variante offenbar ist, unterstreicht der Corona-Ausbruch bei einer Party mit 120 Gästen auf Sylt. Die Zahl derjenigen, die sich Heiligabend beim Feiern im Club "Rotes Kliff" infiziert haben, hat sich über den Jahreswechsel mehr als verdoppelt: 33 Partygäste haben inzwischen ein positives PCR-Testergebnis, sagte Hans-Martin Slopianka, Sprecher des Kreises Nordfriesland, dem Abendblatt am Montag. Der Ausbruch in Kampen treibe die Fallzahl auf der Nordseeinsel in die Höhe.

Sylt: Corona-Zahlen steigen nach Ausbruch bei Party

Silvester hatte der Kreis noch 140 Infizierte auf Sylt gemeldet, am Sonntag stieg deren Zahl schon um 81 auf 221. Zwar geht nur ein Teil davon direkt auf Partygäste zurück. "Wir gehen aber davon aus, dass die infizierten Besucher häufig auch ihre Familien angesteckt haben", sagt Slopianka. Alle Sequenzierungen neuer Infektionen hätten zuletzt ergeben, dass es sich um die hochansteckende Omikron-Variante handelt. "Die Zahlen dürften also noch steigen."

Sylt: Der Corona-Ausbruch im Club
Der Corona-Ausbruch im Club "Rotes Kliff" in Kampen auf Sylt betrifft auch das "American Bistro" in Westerland. (Archivbild) © Imago | Chris Emil Janßen

Zumal noch eine zweite Bar auf der Insel betroffen ist: Offenbar waren infizierte Partygäste des "Roten Kliff" am Heiligabend auch nach Westerland ins "American Bistro" weitergezogen und hatten dort weitere Menschen angesteckt. "Wir können diesem Lokal derzeit zehn Corona-Fälle zuordnen", sagte Slopianka. Wie viele Testergebnisse in Verbindung mit dem Ausbruch in den Bars noch ausstehen, ist allerdings unklar. Denn Kontaktdaten zur eventuellen Nachverfolgung wurden dort nicht erhoben.

Ausbruch auf Sylt: Kontaktdaten aus den Bars fehlen

Schleswig-Holstein hat im vergangenen Herbst seine Corona-Verordnung geändert. Eine Pflicht zur Kontaktdatenerhebung für Betreiber von Diskotheken besteht im nördlichsten Bundesland anders als in Hamburg seitdem nicht mehr. Der Kreis Nordfriesland musste daher Besucher der beiden Lokale öffentlich dazu aufrufen, sich umgehend testen zu lassen und gegebenenfalls in Isolation zu begeben. "Direkt kontaktieren können wir sie ohne Kontaktlisten nicht", sagte Slopianka.

Die rasch ansteigenden Zahlen stellen das für Nordfriesland zuständige Gesundheitsamt ohnehin vor große Probleme. "Wir müssen jede einzelne Person anrufen, ihr einige Fragen stellen und meist auch selbst viele Fragen beantworten", schildert Christian Grelck, der am Wochenende den Corona-Stab der Kreisverwaltung leitete. Allein in den vergangenen drei Tagen seien dort mehr als 350 neue Fälle eingegangen.

Omikron-Welle stellt Kreis Nordfriesland vor Probleme

"Aufgrund der hohen Fallzahlen können wir es zurzeit leider nicht schaffen, alle Betroffenen am gleichen Tag anzurufen", sagt Grelck. Er bittet alle Personen, die ein positives PCR-Testergebnis erhalten haben, sich sofort in der eigenen Wohnung von allen anderen Menschen abzusondern und jegliche Kontakte zu vermeiden. Wohnen mehrere Menschen zusammen, solle sich die infizierte Person möglichst in einem eigenen Zimmer aufhalten und Küche sowie Bad nur allein nutzen und anschließend gut lüften. "Gleiches gilt für Personen mit einem positiven Schnelltest, die auf ihr PCR-Ergebnis warten", teilt der Kreis weiter mit.

Sicher Infizierte können das Gesundheitsamt unterstützen, indem sie alle anrufen, mit denen sie in den zwei Tagen vor dem Test Kontakt hatten. Der nächste Schritt hänge davon ab, ob diese Kontaktpersonen geimpft sind oder nicht: "Geimpfte sollten auf Symptome achten und ihre Kontakte reduzieren, können ansonsten aber ihrem Alltag wie üblich nachgehen", heißt es weiter.

Ungeimpfte Kontaktpersonen seien dagegen verpflichtet, sich sofort für zehn Tage in Quarantäne zu begeben, gerechnet ab dem letzten Kontakt mit der infizierten Person. Sie können ihren Hausarzt um einen PCR-Test bitten. Fällt dieser negativ aus, ende die Quarantäne sofort.

Sylt: Infizierte sollen nicht beim Gesundheitsamt anrufen

Eine Besonderheit gilt für Menschen in medizinischen Berufen: Sowohl Infizierte als auch ihre ungeimpften Kontaktpersonen, die in den zwei Tagen in Pflegeeinrichtungen, Wohnheimen für Menschen mit Behinderungen oder anderen Bereichen mit vulnerablen Personengruppen gearbeitet haben, müssen ihren Arbeitgeber unverzüglich informieren.

Das Gesundheitsamt hat noch eine eher ungewöhnliche Bitte an die Infizierten – sie sollen sich nicht melden. „Wir bitten alle positiv Getesteten, von Anrufen in der Hotline des Gesundheitsamtes abzusehen. Viele wollen uns ihr Ergebnis mitteilen, andere haben Fragen", sagt Grelck. "Doch die Teststellen melden uns die positiven Testergebnisse ohnehin automatisch. Danach rufen wir die Betroffenen von uns aus an."

Die AHAL-Regeln gegen Corona: So verringern sie das Ansteckungsrisiko

  • Abstand halten: Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum, und halten Sie mindestens 1,50 Meter Abstand zu anderen Personen
  • Hygiene: Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund, waschen Sie sich regelmäßig die Hände mit Seife und achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Im Alltag Maske tragen: Auch wo die (erweiterte) Maskenpflicht nicht gilt, ist es empfehlenswert, sich und andere vor Ansteckung zu schützen. FFP2-Masken oder OP-Masken bieten Schutz vor Ansteckung
  • Lüften: Wenn Sie sich mit anderen Personen in einem Raum aufhalten, lüften Sie regelmäßig, um das Risiko einer erhöhten Viruskonzentration in der Raumluft zu verringen
  • Außerdem: Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an Ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden