Schleswig-Holstein. Mehr Raum für Radfahrer und ganz besondere Hotel-Pläne: Noch vor dem Jahreswechsel wurden diese Projekte gebilligt.

Der Bürgermeister von St. Peter-Ording, Jürgen Ritter, blickt zufrieden zurück. In der letzten Gemeindevertretersitzung in 2021 wurden nämlich noch zahlreiche Weichen für die Zukunft gestellt. Ein Dauerthema sind dort die Verkehrsprobleme, die den Ferienort und seine Bewohner stark belasten. In der Gemeinde, in der etwa 4000 Einwohner, 5000 Zweitwohnungsbesitzer und darunter viele Hamburger leben, will man die Erfahrungen aus dem Sommer 2021 für weitere Verbesserungen nutzen.

So soll der 2021 gestartete Verkehrsversuch „Fahrradstraße Pestalozzistraße“ zur Dauerlösung werden. Dafür sollen laut Bürgermeister Jürgen Ritter Markierungen optimiert werden und bauliche Umgestaltungen erfolgen, um die Fahrradstraße noch besser kenntlich zu machen.

Auch der Anfang der vergangenen Sommersaison gestartete Verkehrsversuch „Strandzufahrt Ording/Ampelanlage Dreilanden“ werde als gelungen betrachtet, sagt der 44-Jährige und solle ebenfalls in eine dauerhafte Lösung überführt werden. „Die Einbahnregelung der Zu- und Abfahrt hat für eine deutliche Entlastung des Verkehrs im Ortsteil Ording gesorgt.“

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Weitere Verkehrsversuche sind mit den Titeln „Dorfstraße“ und „Im Bad“ geplant. Laut Ritter wurden im Sommer zunächst Expertengespräche mit besonders betroffenen Anliegern in kleiner Runde sowie Öffentlichkeitsbeteiligungen durchgeführt. An der Straße Im Bad ist der Radverkehr derzeit nur in Einbahnstraßenrichtung zugelassen. Dennoch fahren viele Radfahrer auf den ohnehin schmalen Gehwegen. Um dieser Konflikt- und Gefahrenquelle entgegenzuwirken, solle der Radverkehr künftig auch gegen die Einbahnstraße möglich sein. Dazu sollen die Hecken auf der nördlichen Straßenseite entfernt werden, um den aus Richtung Dorf kommenden Radweg auf einer Breite von 1,60 Metern zum Knotenpunkt „Am Kurbad“ verlängern zu können.

Bürgermeister Jürgen Ritter über das geplante Kurhotel Köhlbrand.
Bürgermeister Jürgen Ritter über das geplante Kurhotel Köhlbrand. © Michael Gehring | Michael Gehring

„Alle Bäume bleiben erhalten“, versichert Ritter. Der gegenläufige Radverkehr solle durch Schutzschwellen vom Autoverkehr geschützt werden. Dafür werden allerdings die acht Kurzzeitstellplätze am Fahrbahnrand aufgehoben werden. In diesen Bereichen werden stattdessen Fahrradbügel montiert und Ladezonen eingerichtet. Stellenweise wird zudem das Tempo auf 20 Kilometer pro Stunde begrenzt.

Ein Hotel im Stil der Hampton-Häuser auf Long Island

Der Verkehrsversuch „Dorfstraße“ sieht laut Ritter folgende Maßnahmen vor: An der Straße Op de Diek soll die Fahrradstraße Pestalozzistraße verlängert werden – quasi als Umgehungsstraße für den durch den Ortsteil Dorf durchfahrenden Radverkehr. Die Vorfahrtsregelungen werden an den Knotenpunkten entsprechend geändert. Die Führung bis zur Straße Zum Südstrand müsse allerdings noch mit dem Küstenschutz abgestimmt werden. Ein Kurzzeitstellplatz in der Dorfstraße soll als Ladezone markiert werden, ein weiterer zum Behindertenstellplatz umfunktioniert werden. Auf dem Parkplatz Heedweg sollen einige Stellplätze zu einer Fahrradabstellanlage umgestaltet und mit E-Bike-Ladestationen ausgestattet werden. Auch am Friedhof (Olsdorfer Straße) soll eine Fahrradabstellanlage geplant werden. Ein Teilabschnitt der Olsdorfer Straße soll Fußgängerzone werden.

Auch für das Hotel Zweite Heimat direkt hinterm Deich in St. Peter-Ording wurde eine Entscheidung getroffen. Nach mehr als sechs Jahren Vorlaufzeit wurde die geplante Erweiterung vom Bauausschuss nun genehmigt. 22 weitere Zimmer sollen dazukommen, außerdem drei Personalwohnungen. Laut Ritter wird auch der Stellplatzschlüssel des Hotels durch die Erweiterung verbessert: „Sie dürfen endlich loslegen.“ Mit dem Neubau hat das Hotel, das im Stil der Hampton-Häuser auf Long Island gebaut ist, dann insgesamt 69 Zimmer.

Wie sind die Pläne für das Kurhotel Köhlbrand?

Die Edel-Einrichtungsmarke Riviera Maison bestimmt den Stil des Hauses mit viel Holz und feinen Stoffen. Das Konzept: „Luxus trifft Gemütlichkeit“, so beschreibt es Helga Herbers, die das Haus seit dem Start 2014 führt. „Alles ist sehr hochwertig und doch bodenständig.“ Und das werde auch im Neubau fortgeführt. Das neue Haus wird sich in der Architektur an das Haupthaus anpassen. Der Grund für die Erweiterung ist die hohe Nachfrage. „Unsere Gäste kommen vor allem aus Schleswig-Holstein und Hamburg“, sagt Herbers. „Sie suchen Ruhe und Erholung in einer leisen, heimeligen Umgebung.“

Noch nicht ganz spruchreif sind die Pläne für das Kurhotel Köhlbrand, das auf dem Gelände des ehemaligen Kindererholungsheims Haus Köhlbrand in St. Peter-Ording am Strandweg direkt in den Dünen entstehen soll. Der Bauherr, die Dritte Hotel Seeburg GmbH, ein Tochterunternehmen der KRM Leasing in Ennepetal, will die bestehende Gebäudesubstanz ertüchtigen, energetisch sanieren und mit Grasdächern versehen. Neben dem Hauptgebäude gibt es zahlreiche Nebengebäude auf dem 18.000 Quadratmeter großen Grundstück. „Grundsätzlich befürworten alle Fraktionen das Projekt, aber die Investoren müssen noch etwas nachbessern und auf die Verkehrsproblematik und das Thema Personalwohnen eingehen“, sagt Bürgermeister Ritter. Die Investoren suchten dafür noch nach einem Grundstück.

„Wir als Kommune müssen die Spielregeln aufstellen“

Die ursprüngliche Idee, alle Bauten abzureißen und auf dem Grundstück des ehemaligen Kindererholungsheims ein Vier-Sterne-Superior-Hotel in Form eines dreiarmigen Sterns mit 120 Zimmern zu errichten, war vom Bauausschuss des Nordsee-Kurorts abgelehnt worden. Wie beim Haus Köhlbrand will die Gemeinde auch beim geplanten Golf-Hotel mit einem städtebaulichen Vertrag sicherstellen, dass die öffentlichen Belange ausreichend abgesichert sind.

„Diese Verträge werden auch von uns als Gemeinde formuliert“, sagt Jürgen Ritter. „Wir als Kommune müssen die Spielregeln aufstellen.“ Beim Golfplatz gebe es allerdings kein Stellplatz- und auch kein Verkehrsproblem. Die Investoren wollen seinen Angaben zufolge den Bauantrag für das Vorhaben auf den Weg bringen und planten zudem ein Objekt mit 44 Personalwohnungen.