Kiel. Schleswig-Holstein will an den Küsten sogenannte Klimadeiche bauen. Welches Konzept sich dahinter verbirgt.
Der prognostizierte Anstieg des Meeresspiegels stellt das Küstenland Schleswig-Holstein vor besondere Herausforderungen. „Aktuell müssen in Schleswig-Holstein an der Nordsee etwa 74 Kilometer Landesschutzdeich verstärkt werden“, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Sie werden zu sogenannten Klimadeichen ausgebaut. Von den insgesamt 433 Kilometern an Landesdeichen liegen 362 an der Nordsee.
Insgesamt werden 2021 voraussichtlich etwa 84 Millionen Euro (2020: 89 Millionen Euro) für den Küstenschutz ausgegeben, davon 61 Millionen für Deichverstärkungen (2020: 66). Nach Angaben des Umweltministeriums liegt fast ein Viertel des Landes in überflutungsgefährdeten Küstenniederungen. Dort leben mehr als 350 000 Menschen.
Verstärkung der Deiche auch an der Ostsee
Konkret wird derzeit bereits der knapp sechs Kilometer lange Deich vor dem Hauke-Haien-Koog in Nordfriesland verstärkt. Geplant sind zudem Deichverstärkungen auf Eiderstedt, Föhr, Helgoland, am Eiderdamm und in Friedrichskoog. Der vergangene Winter hat laut Umweltministerium wegen ausbleibender Sturmfluten keine nennenswerten Schäden an den Deichen von Nord- und Ostsee hinterlassen.
Auch an der Ostseeküste stehen Arbeiten an. Größtes Projekt ist die Verstärkung eines etwa 11,5 Kilometer langen Deiches vor der nördlichen Seeniederung auf der Insel Fehmarn. Aktuell wird das Siel Wendtorf in der Probstei bei Kiel für mehrere Millionen Euro verstärkt.
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Klimadeiche sollen Anstieg des Meeresspiegels ausgleichen
Als Reaktion auf die Herausforderungen des Klimawandels hat Schleswig-Holstein das Konzept des sogenannten Klimadeichs entwickelt. Dieses Konzept könne in mehreren Bauphasen einen Meeresspiegelanstieg von bis zu zwei Metern ausgleichen, in der ersten Bauphase bereits ein Anstieg von einem Meter, sagte der Sprecher. Die Kosten dafür seien um etwa 20 bis 40 Prozent höher als bei klassischen Deichverstärkungen.
Seit 2009 gibt es einen sogenannten Sonderrahmenplan für Küstenschutz-Vorhaben in Folge des Klimawandels von Bund und Küstenländern. Der Anteil Schleswig-Holsteins liegt bei 8,2 Millionen Euro pro Jahr. Bund und Länder gingen von einem globalen mittleren Anstieg des Meeresspiegels bis Ende dieses Jahrhunderts zwischen 0,61 und 1,10 Meter aus, sagte der Ministeriumssprecher. „Sturmflutwasserstände an den deutschen Küsten werden entsprechend dem mittleren Meeresspiegelanstieg höher ausfallen.“