Hamburg. Klassenfahrten fallen wegen Corona aus. Auch Puan Klent auf Sylt ist betroffen – ausgerechnet im Jahr des 100. Geburtstags.
Die Schullandheime im Norden fürchten um ihre Existenz. „Die ersten Häuser werden in zwei, drei Wochen zahlungsunfähig sein“, sagt Benjamin Krohn, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Schullandheime. Weil durch die Ausbreitung des Coronavirus derzeit Klassenfahrten abgesagt werden, sind es vor allem die kleinen, gemeinnützigen Schullandheime, die bedroht sind.
„Die in den kommenden Monaten geplanten Einnahmen brechen vollständig weg“, sagt Krohn. Bis zu zwei Drittel der 70 Häuser drohe die Schließung. „Unverzichtbare Orte des sozialen Lernens in der Natur für Zehntausende Kinder werden dauerhaft schließen, wenn keine schnelle Hilfe kommt.“
Schullandheimen in mehreren Bundesländern droht Insolvenz
Obwohl die betroffenen Schullandheime in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ihre Kosten gesenkt hätten, unter anderem durch Kündigungen und Kurzarbeit, drohe die Insolvenz. Die meist kleinen gemeinnützigen Träger hätten wenige Rücklagen.
Rund 750.000 Gäste übernachten jedes Jahr in den Schullandheimen, davon mehr als 300.000 Kinder und Jugendliche, die dort auf Klassenreise oder Ferienfahrten sind. Auf der Homepage des Schullandheims Puan Klent auf Sylt heißt es etwa: „Für uns als Stiftung Puan Klent ist das eine dramatische Situation, natürlich auch für unser Team. Wir wollten in unser Jubiläumsjahr 100 Jahre Puan Klent starten, waren mitten in den Planungen für die nächsten 100 Jahre, da kam die Coronakrise. Von jetzt auf gleich keine Klassenreisen und keine Urlaube mehr bei uns.“
Benjamin Krohn: „Ob die oft ehrenamtlich geführten Vereine nach der Krise einen Neustart schaffen, ist unklar.“ Gerade die kleinen, naturnahen Häuser im Wald, die pädagogisch besonders wertvoll sind, würden wohl als Erstes und für immer schließen. Krohn fordert nun, ein koordiniertes und länderübergreifendes Handeln zur Rettung und schnelle Finanzhilfen. „Die Stornokosten aller Klassen- und Kitagruppenfahrten müssen großzügig in allen Bundesländern von Sozial- und Schulbehörden übernommen werden. Sonst haben die Heime keine Chance.“