Groß Zecher. Die Chancen des sich ändernden Reisemarktes sollen genutzt werden. Der Kreis geht in die Tourismusoffensive, aber wie?

Ausgebuchte Ferienwohnungen, volle Campingplätze, überlaufene Strände: Die Küsten können sich während der Corona-Pandemie vor Urlaubern nicht retten. „Das ist unsere Chance als Region in der zweiten Reihe“, sagt Günter Schmidt, Geschäftsführer der Herzogtum Marketing und Service GmbH (HLMS).

Um Touristen auf die Schönheit und Vielfältigkeit des Herzogtums aufmerksam zu machen, wird es aktuell als „Süßwasseralternative zu den Küsten“ beworben. Mit Erfolg: „Wir haben erstmals nicht mehr nur Urlauber aus dem norddeutschen Raum, sondern auch viele aus Süddeutschland hier bei uns zu Gast“, sagt Günter Schmidt erfreut.

Tourismusbranche hatte unter Corona schwer gelitten -.auch im Herzogtum

Es ist ein gutes Zeichen für den Neustart. Und den hat die Tourismusbranche dringend nötig. Denn die Schäden, die die Coronapandemie dem Tourismus im Herzogtum Lauenburg zugefügt hat, sind groß. Nach dem Rekordjahr 2019 mit mehr als 700.000 Übernachtungen waren es im vergangenen Jahr lediglich 433.000 Nächte in Beherbergungsstätten mit zehn und mehr Betten, was einem Minus von fast 39 Prozent entspricht, wie Günter Schmidt mitteilt.

Ähnlich schleppend verlief der Start ins laufende Jahr. Durch den Lockdown und die monatelange Schließung aller gastronomischen Betriebe und dem Verbot touristischer Hotelaufenthalte ging die Buchungssituation gegen null, sodass sich die Übernachtungszahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch einmal um 28 Prozent reduzierten.

Neben dem Sommer sollen zukünftig Herbst und Winter im Fokus stehen

„Es war eine lange Durststrecke“, resümiert Günter Schmidt. Nach Jahren des Wachstums der Branche im Kreis gebe es nun vieles aufzuholen.

Um mehr Touristen anzulocken, werden künftig nicht mehr nur die Sommermonate beworben, sondern auch Herbst und Winter sollen in den Fokus gerückt werden – deutschlandweit und verstärkt im Ausland, wobei Dänen und Schweden zu den ersten Zielgruppen gehören.

Touristiker und Kreissparkasse haben ihre Partnerschaft bekräftigt

Gemeinsam für Wachstum im Tourismusbereich: Udo Schlünsen, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg (links) und Günter Schmidt, Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH, haben ihre Partnerschaft zum 17. Mal verlängert.
Gemeinsam für Wachstum im Tourismusbereich: Udo Schlünsen, Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg (links) und Günter Schmidt, Geschäftsführer der Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH, haben ihre Partnerschaft zum 17. Mal verlängert. © BGZ | Frauke Maaß (FMG)

Um die Arbeit der HLMS zu unterstützen, hat die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg ihren Partnervertrag verlängert. „Viele unserer Kunden sind stark von der Pandemie betroffen. Unser gemeinsames Bestreben mit der HLMS ist, noch eine möglichst gute Tourismussaison zu ermöglichen“, sagt Udo Schlünsen, Mitglied im Vorstand.

Wenn Touristiker das Herzogtum Lauenburg als „Süßwasseralternative zu den Küsten“ vorstellen wollen, bietet sich der Schaalsee als ein Beispiel für die Schönheit der Region wunderbar an. Vor der reizvollen Kulisse des Guts Groß Zecher mit seinen vielen alten, teils denkmalgeschützten Fachwerkhäusern und Gebäuden, den umliegenden Wäldern und Feldern, wird sicht- und spürbar, was das Herzogtum zu bieten an. „Eine Menge“, sagen die Touristiker der Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH (HLMS), und in ihren Stimmen schwingt Aufbruchstimmung mit.

Kleine, bislang weniger bekannte Ziele werden in Stellung gebracht

„Neustart“ lautet das Motto. Und die Chancen dafür sind groß. Dafür sorgt nicht allein die abwechslungsreiche Landschaft im Herzogtum, sondern auch das aktuell zurückhaltende Marketing vieler großer bekannter Destinationen, wie Carina Jahnke von der HLMS erläutert. „Die bekannten Orte an Nord- und Ostsee sind aktuell ausgebucht und auch von Tagesgästen überlaufen“, weiß sie. Ferienwohnungen seien kaum noch zu bekommen, selbst Wohnmobilstellplätze seien größtenteils ausgebucht.

„Das ist eine gute Gelegenheit für uns, um das Image der wasserreichen Region überregional noch bekannter zu machen“, sagt sie. Jetzt könne man kleine, bislang weniger bekannte Ziele in Stellung bringen. „Touristen suchen nach Alternativen – wir bieten sie und sprechen damit neue Zielgruppen für unsere Region an“, sagt HLMS-Geschäftsführer Günter Schmidt.

Bereits mehr Gäste aus dem süddeutschen Raum und Skandinavien

Erste Erfolge der Marktingaktivitäten sind bereits sichtbar: Die HLMS registriert vermehrt Gäste aus dem süddeutschen Raum sowie aus Skandinavien. „Wir waren erstmals auf einer Messe in Dänemark und haben dort für das Herzogtum Werbung gemacht“, berichtet Carina Jahnke. Meer hätten die Dänen selbst. Was für die skandinavischen Nachbarn interessant sei, sei das Hinterland, die Seen, die Wälder. „Radfahren ist immer ein Thema, ebenso Wandern“, sagt Schmidt. Die Radkarte ist so beliebt, dass sie ebenso wie die Wanderkarte bereits zum dritten Mal nachgedruckt werden musste.

Neu dazugekommen ist die Wasserkarte, mit der der Wasserreichtum der Region erkundet werden kann. Auf der Karte sind alle Seen verzeichnet, inklusive einer Legende, die Auskunft gibt über gastronomische Angebote, Bootseinlassstellen, Badestellen, Segelschulen, Kanu- und Bootsverleih sowie Gastliegeplätze, Schleusen und Anleger für Fahrgastschifffahrt. Darüber hinaus ist jedes Gewässer beschrieben, vom Schaalsee bis zur Elbe.

Mit einer App dem Urlauber mehr Service bieten

Um künftig noch detaillierter zu informieren über die einzelnen Seen, ihren Möglichkeiten, aber auch über Auslastung und Parkplätzen, wird an einer App gearbeitet, anhand derer sich Urlauber und Ausflügler informieren können. „Damit kann künftig auch vermieden werden, dass wichtigen Zuwegungen zu Seen an heißen Tagen komplett zugeparkt werden“, sagt Schmidt.

Schmidt ist zufrieden mit der aktuellen Situation. „Wir sind gut gebucht“, sagt er. Allerdings wünsche er sich für den Südkreis mehr Hotels und touristische Angebote. Denn die HLMS möchte die Saison bis in den Herbst und Winter hinein verlängern. „Das Herzogtum ist nicht nur im Sommer attraktiv, sondern bietet sich ebenso im Winter als Ziel an“, sagt Carina Jahnke.

Kulinarische Angebote und der „Indian Summer“ im Lauenburgischen

Stichwort „Indian Summer“: „Die Wälder im Herbst sind auch bei uns ein Erlebnis“, sagt sie. „Wetterfest“ lautete das Marketing-Motto im Herbst 2020. „Das Konzept musste in der Schublade verschwinden, aber jetzt ist es wieder aktuell“, kündigt Carina Jahnke an. Dazu kämen auch kulinarische Angebote und Arrangements, die einen Aufenthalt im Winter reizvoll machen wie zum Beispiel „Wild und Wald“ auf dem Gut Groß Zecher.