Kiel. Bei der Suche nach Geisternetzen in der Ostsee hatten Taucher die Codemaschine der Nazis entdeckt. Nun wird das Fundstück restauriert.

Ein Forschungstaucher hat die aus der Ostsee geborgene Chiffriermaschine Enigma an das Archäologische Landesamt in Schleswig-Holstein übergeben.

In Schleswig soll der seltene Fund aus der Geltinger Bucht restauriert und konserviert werden, wie Landesamts-Leiter Ulf Ickerodt am Freitag sagte. „Wir gehen davon aus, dass dies etwa ein Jahr dauern wird.“ Zunächst werde die Enigma dabei entsalzt.

Geisternetze gesucht – Codemaschine der Nazis gefunden

Bei der Suche nach herrenlosen Fischernetzen in der Ostsee hatten Forschungstaucher laut WWF eine Enigma-Chiffriermaschine aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Die Nazis benutzten diese Geräte, um ihre Funksprüche zu verschlüsseln. Der britische Mathematiker Alan Turing war maßgeblich daran beteiligt, den Enigma-Code zu knacken.

Forschungstaucher Florian Huber kniet vor dem archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein bei der Übergabe der Enigma-Chiffriermaschine.
Forschungstaucher Florian Huber kniet vor dem archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein bei der Übergabe der Enigma-Chiffriermaschine. © Axel Heimken/dpa | Unbekannt

„Obwohl diese Maschinen damals in sehr hoher Stückzahl produziert wurden, sind sie heute sehr selten und historisch bedeutsam“, teilte die Umweltschutzorganisation WWF am Dienstagabend mit. Man arbeite in solchen Fällen eng mit Archäologischen Landesämtern und dem Munitionsbergungsdienst von Mecklenburg-Vorpommern zusammen. Zuvor hatte der „Spiegel“ über den Fund berichtet.

Geisternetz hatte sich in Enigma-Maschine verfangen

Forschungstaucher einer Kieler Firma seien im November in der Geltinger Bucht für eine WWF-Aktion im Wasser gewesen: Sie wollten sogenannte Geisternetze bergen. Das sind „herrenlose Fischernetze, die eine tödliche Falle für Fische, Meeressäuger und Seevögel darstellen und als Plastikmüll die Meere belasten“, heißt es in der Mitteilung des WWF. Ein herrenloses Fischernetz habe sich auf dem Meeresboden an der Enigma verfangen.

Eine Enigma in der Ausstellung des Deutschen Spionagemuseums Berlin.
Eine Enigma in der Ausstellung des Deutschen Spionagemuseums Berlin. © Corinna Schwanhold/dpa | Unbekannt

In der Geltinger Bucht hatte die deutsche Kriegsmarine kurz vor der Kapitulation im Mai 1945 dutzende U-Boote versenkt, um zu verhindern, dass man sie an die Siegermächte übergeben muss. „Wir vermuten, dass unsere Enigma im Zuge dieses Ereignisses über Bord gegangen ist“, sagte Florian Huber, Unterwasserarchäologe und Taucher in dem Team, das im Auftrag des WWF im Einsatz war und die Chiffriermaschine fand.