Norderstedt. Einstieg in den Unterricht nach den Ferien in Schleswig-Holstein geglückt – trotz komplizierter Regeln. Ministerin rudert zurück.

Rund 363.000 Schüler machten sich gestern in Schleswig-Holstein wieder auf den Weg zum ersten Schultag nach den Sommerferien. Früher war das Routine, heute ist es ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Denn die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei. Dennoch startet nun der Regelbetrieb wieder. In Schleswig-Holstein hat das zunächst einmal gut geklappt. Größte Herausforderung: Bei Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius maskiert zu sein.

„Es war sehr interessant, wie selbstverständlich die Masken getragen wurden“, sagte Heike Schlesselmann, Leiterin des Norderstedter Coppernicus-Gymnasiums. Gerd Burmeister, Leiter des Eric-Kandel-Gymnasiums in Ahrensburg, fand es „toll, dass die Schüler wieder da sind“. Am Wolfgang-Borchert-Gymnasium in Halstenbek freute sich der Zwölftklässler Florian Czorniuk auf den Unterricht. „Man kann jetzt einfach wieder näher mit den Freunden zusammensitzen“, sagte er.

Prien betonte die Eigenverantwortung aller an Schule beteiligten Personen

Das Schuljahr 2020/21 wird ohne Zweifel ein besonderes werden. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hatte das – wohl eher unfreiwillig – schon am Sonntag mit einer Pressemitteilung deutlich gemacht, zu der ein sogenannter „Schnupfenplan“ gehörte. Prien betonte, wie wichtig die Eigenverantwortung aller an Schule beteiligten Personen sei.

„Lehrkräfte, Schüler, aber auch Schulbegleitungen, die Schulsozialarbeit und natürlich vor allem die Eltern haben eine große Verantwortung zum Schulstart“, sagte sie. Es sei wichtig, dass in der derzeitigen Situation Kinder nicht in die Schule kämen, wenn sie Krankheitssymptome zeigten. Priens „Schnupfenplan“ besagt unter anderem, dass Kinder mit laufender Nase für 48 Stunden zur Beobachtung zu Hause bleiben müssen. Das gilt auch für Kinder, die Fieber und Husten haben, laut Test aber nicht an Corona erkrankt sind. Zum Winter hin dürften sich in den Klassenzimmern also einige Lücken auftun.

Maskenpflicht gibt es in Schleswig-Holstein nicht

Eine Maskenpflicht gibt es – anders als in Hamburg – in Schleswig-Holstein nicht. Eine solche Pflicht sei „weder verhältnismäßig noch medizinisch geboten“, so Ministerin Prien. Eine „dringende Empfehlung“ gab es aber dennoch: Von der siebten Klasse an sollte in den beiden Wochen nach Ferienende Maske getragen werden – auch im Unterricht.

Viele Schulen haben aus der etwas unklaren Vorgabe eine Maskenpflicht gemacht. Am Coppernicus-Gymnasium galt die Pflicht gleich für alle Jahrgänge. „Bei uns haben sich alle daran gehalten, trotz der Hitze“, sagt Schulleiterin Schlesselmann. „Und wer keine Maske dabeihatte, konnte sich im Sekretariat eine kaufen.“ Einige Klassen wurden draußen errichtet. Auch die Dienstversammlung des Kollegiums wurde auf dem Außengelände abgehalten.

Unterricht in den Klassenzimmern wurde öfter mal unterbrochen

Der Unterricht in den Klassenzimmern wurde öfter mal unterbrochen. „Wir haben hier 90-Minuten-Unterrichtseinheiten, da muss man zwischendurch Pause machen“, sagt Schlesselmann. Wer wollte, konnte dann rausgehen und dort die Maske abnehmen. Im Winter wird die Pause auch zum Lüften genutzt werden. Das war heute noch kein Problem. In vielen Klassenzimmern standen Fenster und auch Türen offen.

Die oppositionelle SPD kritisierte am Montag Priens Masken-Empfehlung. „Eine Maskenpflicht zumindest für die sensiblen ersten zwei Wochen ist notwendig“, sagte die SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli. Mit der Empfehlung, Masken zu tragen, werde die Verantwortung für den Infektionsschutz auf die Schulleitungen abgewälzt.

Lesen Sie auch:

Prien ruderte am Montag zurück. In einem Hörfunk-Interview sagte sie, falls sich das Infektionsgeschehen verschlechtere, könne die dringende Empfehlung, in den Schulen eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, auch in eine Pflicht umgewandelt werden.