Timmendorfer Strand. Schleswig-Holstein warnt vor dem Strandbesuch und bittet Tagesgäste, beliebte Badeorte zu meiden. Hinweistafeln an den Straßen.

Hochsommerlich warm soll es am kommenden Wochenende werden, hochsommerlich voll dürften die Strände an Nord- und Ostsee sein. In Schleswig-Holstein will man das nicht einfach so akzeptieren. Deshalb gibt es jetzt eine quasi regierungsamtliche Warnung. „Strömen Sie nicht aus alter Gewohnheit an die bekannten Orte“, appellierte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Mittwoch an Tagestouristen – ausdrücklich auch an jene „aus benachbarten Bundesländern“.

Und sein für Tourismus zuständiger Minister Bernd Buchholz (FDP) ergänzte: „In den Hotspots wird es voll werden. Wer es ruhig mag, findet an 1129 Kilometern Küstenlinie einen passenderen Ort.“ Zugleich wies er darauf hin, dass der Polizeieinsatz in den Hotspots am Wochenende erhöht werde. Außerdem sollen Hinweisschilder am Rand der A 1 aufgestellt werden.

Tagestourist ist in diesen Tagen kein gern gesehener Gast

Der Tagestourist ist in diesen Tagen kein gern gesehener Gast an der Abkühlung versprechenden Küste. Mecklenburg-Vorpommern hat sein schon seit Monaten geltendes Tagestourismusverbot gerade verlängert, Schleswig-Holstein versucht es nun mit einer dringenden Empfehlung. Ursache dafür ist nicht nur die Wettervorhersage, sondern vor allem auch das zurückliegende Wochenende.

Kilometerlang hatte sich am Sonnabend der Verkehr Richtung Ostsee gestaut – erst auf der A 1, dann aber auch in den Badeorten selbst. Schon mittags waren die meisten Strände überlaufen. Auf der immer stärker frequentierten Internetseite www.strandticker.de standen alle Ampeln, die dort den Füllegrad vieler Strände in der Lübecker Bucht anzeigen, auf Rot. Die Mindestabstände konnten vielfach nicht mehr eingehalten werden, in einigen Orten entstand der Eindruck, dass dies einigen Gästen auch ganz egal war.

Und deshalb wird nun versucht, eine Wiederholung dieser Situation zu verhindern. André Rosinski, Vorstand der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht (Talb), sagte: „Wir können jeden verstehen, den es bei diesem Wetter an den Strand zieht, aber ab einem gewissen Besucheraufkommen ist der Strandbesuch für alle Beteiligten nicht mehr das, was er sein sollte: eine erholsame und entspannte Auszeit am Meer; zumal aktuell einfach andere Vorgaben gelten. Das sollte zum Wohle der Gemeinschaft von jedem berücksichtigt werden.“

Timmendorf schließt sich dem Strandticker an

Grundsätzlich eigne sich im Moment ein Wochentag besser für einen Tagesausflug an den Strand als das Wochenende ­– zumal wenn das Wetter sehr gut ist. „Und auf jeden Fall empfehlen wir für unsere Strände, wirklich zuerst einen Blick in den Strandticker zu werfen, bevor man sich auf den Weg zum Strand macht.“ Auf diesen Strandticker sollen auch mehrere mobile Warntafeln aufmerksam machen. Sie werden an der A 1, der B 76 und der B 432 stehen. Unter einem Warndreieck ist ein entsprechender Hinweis zu lesen.

Urlaub in Zeiten des Coronavirus

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    In Timmendorfer Strand haben die Ereignisse des Wochenendes dazu geführt, dass sich die Gemeinde dem Strandticker angeschlossen hat. Vom morgigen Freitag liefert die Internetseite also einen Überblick über die Situation an den meisten Stränden der Lübecker Bucht, beginnend mit Niendorf im Süden. Dann folgen Timmendorfer Strand, Scharbeutz, Haffkrug, Sierksdorf, Neustadt in Holstein, Pelzerhaken und Rettin. Nicht dabei ist damit eigentlich nur noch Travemünde.

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    "Deutliche Besucherlenkung" an den Stränden

    In Timmendorfer Strand soll außerdem die Beschilderung verbessert werden. „Wir wollen frühzeitig auf die meist nicht so stark ausgelasteten Strände im Ortsteil Niendorf hinweisen“, sagte der Tourismuschef Joachim Nitz. Er sprach von einer „deutlichen Besucherlenkung“. Wenn die Strandampel für Timmendorfer Strand auf Rot stehe, sollte der Ort „nicht mehr angefahren werden“. Das Signal an die Gäste laute: „Überlegt euch gut, zu uns zu kommen.“ Die Hotels und Ferienwohnungen seien derzeit so gut wie ausgebucht. Das führe gerade am Wochenende zu einer Überlastung. „Mein Tipp lautet: Kommt ein paar Tage später.“

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    Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat am Mittwoch außerdem verkündet, die Corona-Maßnahmen zunächst nicht weiter zu lockern. „Wir haben höhere Infektionszahlen“, sagte Ministerpräsident Günther. Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) sagte, man werde bei den Lockerungen „eine Runde aussetzen“. Das Problem seien „Menschen, die sich danebenbenehmen“. Das seien nicht nur Reiserückkehrer; es sei egal, ob das in Mallorca geschehe oder in den Badeorten an Nord- und Ostsee. „Man hat das Gefühl, dass die Bilder aus Bergamo schon fast vergessen sind.“