Lübeck. Die ersten Mitarbeiter der Tourismusbranche wurden in Timmendorfer Strand bereits getestet. Weitere Orte an der Ostseeküste folgen.
Was passiert, wenn Touristen in den Sommerferien nach Schleswig-Holstein strömen? Führen die Lockerungen wieder zu einem Anstieg der Corona-Zahlen? Diese Fragen stellen sich derzeit Wissenschaftler an der Universität Lübeck. In einer Studie testen sie stichprobenartig Angestellte im Tourismussektor entlang der Lübecker Bucht.
"Vor einer Woche haben wir mit Timmendorfer Strand begonnen", sagt Prof. Dr. Jan Rupp, Direktor der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie an der Universität zu Lübeck. Weitere Orte wie etwa Scharbeutz werden in der Studie, die von der Landesregierung finanziert wird, folgen. Insgesamt sollen je 600 bis 800 Menschen im Juli und August stichprobenartig getestet werden. Die Anfrage der Testpersonen erfolgt über die Betriebe des Tourismusverbandes sowie den Hotel- und Gaststättenverband Dehoga.
1600 Beschäftigte im Tourismus sollen auf Corona getestet werden
Erst am Wochenende hatte eine mit dem Coronavirus infizierte Touristin aus Düsseldorf in Timmendorfer Strand viel Aufsehen erregt. Das Hotel, in dem sie Urlaub machten, musste aber nicht schließen. Die Infektionskette ließ sich offenbar gut zurückverfolgen. Vier Menschen mussten vorsorglich in Quarantäne.
"Die Studie hat auch eine therapeutische Wirkung für die Beschäftigten im Tourismus", sagt Rupp. Denn die Tests würden zeigen, ob die Hygienemaßnahmen wirken. Die ersten 120 Köche, Servicekräfte, Rezeptionisten und Co. in Timmendorfer Strand wurden bereits getestet. "Wir haben bislang keine Neuinfektionen festgestellt", so der Direktor der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie.
Die Studie soll nach den Sommerferien auch auf Schulen in Schleswig-Holstein ausgeweitet werden. Anders als bei den Beschäftigten im Tourismus wird hier aber nicht zufällig getestet. "Unsere Teams werden Mitarbeiter des Gesundheitsamtes zu Verdachtsfällen begleiten und dann das Umfeld auf Corona testen", erklärt Rupp. Außerdem ist eine Testreihe mit Migranten, die neu in Deutschland ankommen, im Gespräch.
Studie "Elisa" untersucht 3000 Lübecker
Rupp gehört auch zu dem Team, das die Lübecker Studie "Elisa" leitet. Die große Längsschnittstudie startete bereits nach Ostern und untersucht die Ausbreitung des Coronavirus in der Bevölkerung. Die Erkenntnisse sollen helfen, deutschlandweit und international den aktuellen Infektionsstand zu ermitteln und Strategien zur Eindämmung wissenschaftlich zu untersuchen. Es handelt sich um eine Kooperation zwischen der Universität zu Lübeck, dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein im Rahmen der Covid-19 Research Initiative Schleswig-Holstein sowie dem Gesundheitsamt Lübeck.
Mehr als 8000 Lübecker und Anwohner aus dem Großraum Lübeck hatten per App ihre Bereitschaft erklärt, sich an der Studie zu beteiligen. 3000 Personen wurden ausgewählt. Sie werden unter anderem alle sechs Wochen auf aktive und durchlebte SARS-Cov-2-Infektionen getestet. Das Infektionsgeschehen sei bislang jedoch sehr niedrig, so Rupp.